Rheinische Post Viersen

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Mickael Cuisance debütiert als zweitjüngs­ter Borusse in der Bundesliga. Trainer und Kollegen sparen nicht mit Lob.

- VON JANNIK SORGATZ

„Es ist nur der Anfang“, teilte Mickael Cuisance seiner noch überschaub­aren, aber stetig wachsenden Gefolgscha­ft in den sozialen Netzwerken mit. Kann heißen: Macht euch gefasst, was da noch kommt. Kann aber auch heißen: Ganz langsam, noch ist gar nichts erreicht. Interpreta­tionsspiel­raum ist also da.

Der junge Franzose hat seit seinem Wechsel von der AS NancyLorra­ine mit gesundem Selbstbewu­sstsein auf sich aufmerksam gemacht. Sein Debüt als zweitjüngs­ter Spieler der Gladbacher der Bundesliga-Geschichte kam gegen den VfB Stuttgart mit 18 Jahren und 34 Tagen früher, als Anfang Juli gedacht. Aber es war spätestens überfällig, seit in Laszlo Bénes vergangene Woche noch ein Sechser ausgefalle­n war. Am Dienstag machte dann Christoph Kramer (Schädelpre­llung, Platzwunde an der Nase) den Weg frei für den 32. Profi, der mit 18 Jahren das Borussia-Trikot in der Bundesliga trug.

Seine Karriere liegt nun vor Cuisance wie ein offenes, noch leeres Buch, und der Mittelfeld­mann hat selbst keine Ahnung, ob er das Modell „Berti Vogts“oder „Tim Rubink“erstanden hat. Wie gesagt: „Es ist nur der Anfang.“Der eine wurde mit 419 Liga-Einsätzen Gladbachs Rekordspie­ler, fünfmal Deutscher Meister, zweimal Uefa-Cup-Sieger, DFB-Pokalsiege­r, Weltmeiste­r und Europameis­ter. Der andere spielte im November 2006 eine Halbzeit lang für Borussia, genau wie Cuisance, und agierte gegen den FC Schalke so unglücklic­h in der Innenverte­idigung, dass der Anfang gleichsam das Ende war. Heute kickt Rubink mit 29 Jahren in der Kreisliga A beim TuS Hackenbroi­ch.

Auf den zweiten Einsatz wird Cuisance aber wohl nicht lange warten müssen. Das liegt zum einen daran, dass die Verletzten­liste nicht kürzer wird, sondern weiter wächst. Stand gestern waren zehn Borussen außer Gefecht. Zum anderen bestätigte Cuisance in den zweiten 45 Minu- ten, die Borussia mit 2:0 für sich entschied, die Worte von Co-Trainer Dirk Bremser am „Sky“-Mikrofon: „Ein sehr guter Fußballer, das wird er gleich auch zeigen.“

Cuisance wuselte, mit weit über die Handballen gezogenen Ärmeln, sofort los. Gemeinsam mit Denis Zakaria bildete er die jüngste Gladbacher Doppelsech­s (38 Jahre, 337 Tage) der Vereinshis­torie. Einen kompakten Überblick über seine Fähigkeite­n lieferte Cuisance gleich in der 51. Minute ab: Da hatte er sechs Ballaktion­en, von der rechten bis zur linken Seitenlini­e, und brachte alle Pässe zum Mitspieler, darunter einen besonders gefühl- vollen in den Lauf von Oscar Wendt, der einen Eckball herausholt­e. Ähnlich gut war die 57. Minute: Am eigenen Strafraum spitzelte Cuisance einem Gegner den Ball vom Fuß, ließ einen weiteren im Dribbling stehen, obwohl zwischen ihm und der Seitenlini­e vielleicht ein halber Meter Platz war, und machte das Spiel schnell. Den Rest veredelten Raffael und Nico Elvedi mit dem 1:0.

„Wenn ein 18-Jähriger dem Spiel eine Wandlung gibt, ist alles gesagt“, beschränkt­e Trainer Dieter Hecking seine Bewertung auf einen einzigen, aber Beifall spendenden Satz. Ausführlic­her sprach Lars Stindl über den Jüngsten im Kader. „Bevor ich ins Training eingestieg­en bin, haben die Jungs schon gesagt, dass wir da einen haben, der richtig gut ist“, sagte der Kapitän, der erst aus dem Urlaub kam, als Cuisance schon in Testspiele­n für Furore gesorgt hatte: „Dann konnte ich mich auch selbst davon überzeugen. Er hat es heute gut gemacht. In so einem Spiel, in dem es nicht ganz einfach war, reinzukomm­en, hat er viele Pässe und Ballaktion­en gehabt.“

Wie Matthias Ginter gratuliert­e der Kapitän dem Youngster auch noch per Instagram zum Debüt. In dem Bilder-Netzwerk folgen Cuisance übrigens jetzt 38 Leute mehr als zu Beginn dieses Textes.

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FOTO: IMAGO Jung und jünger: Denis Zakaria (links) tätschelt seinen Nebenmann auf der Doppelsech­s, Mickael Cuisance. Thorgan Hazard schaut freudig zu.

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