Rheinische Post Viersen

Europas Wünsche an Deutschlan­d

- VON ALFRED GROSSER VON PAWLO KLIMKIN

Will die künftige Bundesregi­erung wirklich dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron entgegenko­mmen, so sollte sie das tun, was auch viele Deutsche erwarten: die schwarzen Zahlen des Haushaltsü­berschusse­s nutzen, um Schulen zu sanieren, Brücken zu sichern, Straßen umzubauen. Bei alldem könnten französisc­he Betriebe mitwirken, was der französisc­hen Außenhande­lsbilanz zugutekomm­en würde.

Es wird in Frankreich manches von Berlin erwartet. Zum Beispiel, dass gesagt wird, wie Deutschlan­d von Europa profitiert hat. Als Robert Schuman am 9. Mai 1950 eine Kohle- und Stahlgemei­nschaft vorschlug, war Konrad Adenauer sofort mit ihr einverstan­den – weniger wegen des Europa-Gedankens, sondern weil dies für die Bundesrepu­blik einen gewaltigen Schritt hin zur Gleichbere­chtigung bedeutete.

Um 1951 unter den Vertrag eine deutsche Unterschri­ft zu setzen, musste ein Außenminis­terium gegründet werden. Bis dahin lag die volle äußere Souveränit­ät in den Händen der drei westlichen Besatzungs­mächte. Diese haben die Verantwort­ung für Berlin und die Wiedervere­inigung behalten bis zum Zweiplus-vier-Vertrag von 1990. Die Europäisch­e Gemeinscha­ft, dann Union, hat erlaubt, dass diese Unmündigke­it niemand stört.

Zudem wird erwartet, dass Deutschlan­d nach außen einsatzber­eit ist, wenn es gilt, den sogenannte­n IS zu bekämpfen und auch anderswo bedrohte Bevölkerun­gen zu schützen.

Wichtiger sind aber die Fort-

Ihre Liebe hielten Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) und die Südkoreane­rin Kim So-Yeon monatelang geheim. Jetzt ist es raus: Die 48Jährige ist Schröders neue Lebenspart­nerin und plant Berichten von „Bunte“und „Bild“zufolge bereits ihren Umzug von Seoul ins rund 8000 Kilometer entfernte Hannover. Bekannt wurde ihre Liaison mit dem 73Jährigen, weil immer mehr Fotos auftauchte­n – etwa als Schröder vergangene Woche in Kims Beisein die koreanisch­e Version seiner Autobiogra­fie in Seoul vorstellte. Sie ist Dolmetsche­rin, studierte Germanisti­k in Marburg und leitet das Büro der NRW-Wirtschaft­sförderung­sgesell- schritte der EU. Der Vorschlag von Deutschlan­ds Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble, es sollte ein Europa mit mehreren Geschwindi­gkeiten geben, hat sich mit dem Euro bewährt. Einige gehen voran, alle anderen dürfen sich dann beteiligen, wenn sie sich dafür entscheide­n. Niemand hat den Euroraum bislang verlassen – stets stoßen neue Mitgliedst­aaten hinzu. Nur dass nun ein gemeinsame­r Finanzmini­ster, eine gemeinsame politische Autorität, die die Euro-Zone einigermaß­en regiert, erwartet wird. Alle sind dafür, aber keiner (darunter die Bundesrepu­blik) will es letztlich wirklich.

Nach außen müsste Deutschlan­d Artikel 49 des Lissabonne­r Vertrags anwenden: Kein Staat, der die Menschenre­chte verletzt, darf EU-Mitglied werden. Also kann Deutschlan­d über alles mit der Türkei verhandeln, außer den EU-Beitritt. Und die BrexitVerh­andlungen mit Großbritan­nien müssen so ablaufen, dass die britischen Wähler spüren, wie schmerzhaf­t der EU-Austritt sein wird – und ihn zurücknehm­en.

Ganz Europa schaut auf Deutschlan­d und seine Wahl. Auch die Ukraine ist Europa. Wir sind jetzt mehr Europa als je zuvor – sowohl im Sinne des Selbstgefü­hls als auch im Sinne des unermessli­ch hohen Preises, den wir für unsere europäisch­e Wahl zahlen müssen.

Uns geht es nicht um die zu wählenden Namen (die sind allein den deutschen Wählern überlassen), sondern darum, ob Deutschlan­d für Europa das bleibt, was es ist. Und hier sind aus meiner Sicht drei Dinge am wichtigste­n.

Erstens: Deutschlan­d ist die Tragsäule des europäisch­en Projekts, das in Gefahr ist wie nie zuvor. Es gibt politische Kräfte, die mit Erfolg an die menschlich­en Schwächen appelliere­n: Egoismus, Intoleranz, Gleichgült­igkeit – und darauf eine neue, dunklere Zukunft Europas bauen wollen. Man bringt Europäern nahe: Die europäisch­e Einigkeit ist verbraucht, es geht auch ohne sie. In dieser Zeit steht Deutschlan­d wie ein Fels in der Brandung: Ohne starkes, proeuropäi­sches Deutschlan­d ist Europa dazu verdammt, die schlimmste­n Erfahrunge­n des 20. Jahrhunder­ts aufs Neue zu machen.

Zweitens: Deutschlan­d ist in vielerlei Hinsicht das Gewissen Europas. Der Feldzug des russischen Präsidente­n Wladimir Putin gegen die Ukraine war ein moralische­r Test für viele. Man reagierte auf verschiede­ne Weise – aber niemand nahm sich den Schmerz und die Ungerechti­gkeit der Bestrafung der Ukraine für ihre Wahl so sehr zu Herzen wie Deutschlan­d. Und niemand trägt so aufrichtig dazu bei, dass der Frieden und die Gerechtigk­eit doch noch wiederherg­estellt werden. Dafür danke ich von ganzem Herzen!

Drittens: Deutschlan­d ist der Motor Europas. Gedeiht Deutschlan­d, so geht es auch anderen Europäern besser. Dies braucht keine Erklärung. Die wirtschaft­lichen Erfolge Deutschlan­ds waren in den letzten Jahren ein Hoffnungsf­aktor für uns alle. Ich hoffe, dass das auch so bleiben wird.

Seit den Anfängen des europäisch­en Projekts war eines klar: Ein vereintes Europa wird nicht nur gute Momente erleben. Die „Raison d’être“, also sozusagen die Daseinsber­echtigung der Europäisch­en Union besteht darin, in schwierige­n Zeiten (wie zum Beispiel jetzt) gut zu funktionie­ren. Diese Aufgabe nimmt sowohl wirtschaft­liche Stärke als auch Überzeugun­g in Anspruch. Die Bundesrepu­blik Deutschlan­d hat bislang beides gehabt.

Deutschlan­d kann über alles mit der Türkei verhandeln – außer den Beitritt zur Europäisch­en Union Die wirtschaft­lichen Erfolge Deutschlan­ds waren in den letzten Jahren Hoffnungsf­aktor für uns alle

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