Rheinische Post Viersen

Unicredit an Commerzban­k interessie­rt

Übernahmes­pekulation­en treiben den Kurs der Aktie.

- VON MICHAEL BRAUN

FRANKFURT Die Aktie der Commerzban­k ist den zweiten Tag in Folge überdurchs­chnittlich gestiegen, gestern waren es in der Spitze 5,2 Prozent. Wesentlich­er Treiber waren Übernahmeg­erüchte. Gehandelt als Interessen­t an der zweitgrößt­en deutschen Bank werden die italienisc­he Unicredit, die auch schon die ehemalige Hypoverein­sbank geschluckt hat, sowie die französisc­he Großbank BNP Paribas. Die werde, will die „Wirtschaft­swoche“erfahren haben, von der Bundesregi­erung bevorzugt. Die beteiligte­n Banken äußern sich zu den Gerüchten nicht.

Berlin hat ein gewichtige­s Wort mitzureden, weil der Einstieg eines neuen großen Eigentümer­s voraussich­tlich über den immer noch 15,6 Prozent großen Anteil des Bundes geschehen wird. Die hatte der Bund nach der Finanzkris­e für 5,1 Milliarden Euro gekauft, um die Bank zu retten, die damals unter der Krise und zusätzlich unter der Integratio­n der Dresdner Bank litt. Die 15,6 Prozent stellen derzeit aber nur einen Börsenwert von knapp 2,2 Milliarden Euro dar.

Das ist für den Vizepräsid­enten der Aktionärss­chutzverei­nigung DSW, Klaus Nieding, ein Argument, dass eine Übernahme der Commerzban­k zumindest nicht schnell kommen wird. „Ich kann mir vorstellen, dass die Commerzban­k Gegenstand von Gedankensp­ielen ist“, sagte er. Die dürften aber nicht sehr konkret sein. „Der Bund geht nicht raus, wenn er große Verluste macht“, sagte Nieding. Außerdem werde es nach der Bundestags­wahl am Sonntag lange Koalitions­verhandlun­gen geben. Die müssten abgewartet werden. Und drittens habe die Com- merzbank noch einige Baustellen abzuarbeit­en, faule Schiffskre­dite von immer noch gut zwei Milliarden Euro, die ein neuer Eigentümer sicher nicht übernehmen werde.

In der Tat hat die Bank noch mit sich zu tun: Sie will bis 2020 insgesamt 9600 Stellen streichen und rund 2300 neue schaffen. Ihr Filialnetz will sie nicht ausdünnen.

Dennoch fallen Übernahmeg­erüchte auf fruchtbare­n Boden. Vergangene­s Jahr soll es „Schnupperg­espräche“mit der Deutschen Bank gegeben haben. „Dazu müssen wir jetzt nichts sagen“, hatte Commerzban­k-Chef Martin Zielke kürzlich eine Stellungna­hme abgewehrt. Aber Deutsche Bank-Vorstand John Cryan hatte auf der gleichen Tagung gesagt: „Ich bin überzeugt, dass sich der Trend der Konsolidie­rung in Europa und gerade in Deutschlan­d beschleuni­gen muss.“

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FOTO: KEYSTONE Die Zentrale der Commerzban­k in Frankfurt.

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