Rheinische Post Viersen

Glücksgrif­f Yarmolenko

Der Ukrainer wird auf Anhieb zur Stammkraft bei Borussia Dortmund.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Es ist nicht so, dass Andrej Yarmolenko­s Talent lange unentdeckt blieb. Mit 13 Jahren durfte er in der Fußball-Akademie von Dynamo Kiew vorspielen, die Weltstars wie Oleg Blochin, Andrej Shevchenko und Sergij Rebrov hervorgebr­acht hat. Und die Trainer hielten ihn für überaus geeignet. Aber Yarmolenko bekam Heimweh, er zog zurück nach Tschernihi­w. Kiew vergaß den Stürmer allerdings nicht. 2007 holte Dynamo den damals 17Jährigen ins Team. Es begann eine große Karriere, auch wenn das im Fußballwes­ten nicht so viele mitbekamen. Das ändert sich gerade, denn der Ukrainer Yarmolenko zeigt bereits in seinen ersten Spielen für Borussia Dortmund, was für ein guter Fußballer er ist – zuletzt beim 3:0-Erfolg in Hamburg. Dort bereitete er zwei Treffer vor.

Der BVB holte ihn im Sommerschl­ussverkauf als Ersatz für Ousmane Dembélé. Im Vergleich zum Franzosen, der für ein Ablösepake­t in Höhe von rund 150 Millionen Euro zum FC Barcelona ging, ist der Ukrainer ein echtes Schnäppche­n. 25 Millionen Euro zahlte Dortmund für den Wechsel des 27-Jährigen. Und Yarmolenko unterstrei­cht auf Anhieb die Einschätzu­ng des BVBSportdi­rektors Michael Zorc. „Ich bin überzeugt, dass er sich durch- setzt“, sagte Zorc unmittelba­r nach dem Transfer. Nach dem Spiel in Hamburg erklärte der Manager: „Schon brutal, wie schnell er den Unterschie­d macht. Er ist fast schon komplett in unser Spiel integriert.“

Anlaufzeit benötigte der Rechtsauße­n nicht. Für die erste Berufung in den Kader vor der Begegnung in Freiburg reichte ein Training mit der Mannschaft. In der Champions League bei der Partie in London gegen Tottenham stand er ebenso in der Startelf wie in der Bundesliga gegen Köln und beim HSV. Seine Beiträge: Beihilfen zum Torerfolg der Kollegen und ein sehenswert­er eigener Treffer in der Meisterkla­sse.

Dortmund profitiert von der Geradlinig­keit des neuen Außenspiel­ers. Anders als der zuweilen geniale Dembélé bringt der knapp 1,90 Me- ter große Ukrainer einen ordentlich­en Schuss Robustheit auf die Außenbahn. Er zieht ebenso gern wie der Münchner Arjen Robben von rechts in die Mitte, weil sein Linksschus­s eine echte Waffe ist. Er hat den rechten Fuß jedoch nicht allein zum Bewahren des Gleichgewi­chts. Seine Flanken auf Maximilian Philipp im Spiel gegen Köln oder Pierre-Emerick Aubameyang in Hamburg platzierte er mit rechts.

Ihn selbst überrascht das weniger als das staunende Publikum in der Bundesliga. „Ich bin ein fertiger Spieler“, hat er dem englischen „Guardian“verraten, als Stoke City und Everton um ihn warben, „ich weiß, wozu ich fähig bin.“In der Ukraine weiß das jedes Kind. In 339 Pflichtspi­elen für Dynamo traf Yarmolenko 137 Mal, in 70 Länderspie­len machte er 29 Tore – keine schlechte Quote für einen Außen.

Im Gegensatz zu vielen Feingeiste­rn des Weltfußbal­ls ist ihm selbst die Abwehrarbe­it auf dem Flügel nicht fremd. Und das macht ihn zu einer besonders geeigneten Figur auf dem Schachbret­t seines niederländ­ischen Trainers Peter Bosz, der fröhliche Angriffslu­st und heftige Gegenwehr bei Ballverlus­t will. Pressing und Gegenpress­ing nennen das die Trainer der Gegenwart. Auch ohne ausgeprägt­e Englischke­nntnisse ist Yarmolenko klar, was da verlangt wird.

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FOTO: DPA Mittendrin: Yarmolenko mit Sokratis (li.) und Piszczek

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