Rheinische Post Viersen

Zakaria: „Das ist bis jetzt mein Topspiel“

Borussias junger Sechser aus der Schweiz freut sich auf die Herausford­erung bei Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Da ist sie wieder, die Begeisteru­ng, die förmlich aus den Augen von Denis Zakaria sprüht wie die Funken einer Wunderkerz­e. In diesen Momenten ist der junge Mann wie ein kleiner Junge, der sich einfach nur freut über das, was gerade in seinem Leben passiert. „Das ist wohl bisher mein Topspiel“, sagt er und grinst das breite, fröhliche Denis-ZakariaGri­nsen. „Ich freue mich auf diese Herausford­erung“, versichert der 20-jährige Borusse.

Über 80.000 Zuschauer, die Gelbe Wand – „es ist super, in so einem Stadion zu spielen“, sagt Zakaria. Die Gladbacher Teamkolleg­en schätzen die Qualitäten des gebürtigen Genfers, der für zwölf Millionen Euro aus Bern kam. „Er ist ein wuchtiger Spieler und sehr wichtig für uns als Abräumer – mit der Art und Weise, wie er in die Zweikämpfe geht, wie er sie gewinnt. Damit unterstütz­t er auch uns Verteidige­r“, sagt Weltmeiste­r Matthias Ginter über den drei Jahre jüngeren Schweizer Nationalsp­ieler.

Zakarias Daten der Saison belegen seine Qualitäten: 95 Prozent seiner Pässe kommen an, das ist der Spitzenwer­t in der Bundesliga. Für einen Neuling ist das beachtlich. Das ist auch seine Zweikampfq­uote: 53 Prozent der Mann-gegen-MannDuelle entscheide­t er für sich. Und er setzt um, was er sagt: „Ich bin hier, um zu lernen.“In Augsburg leistete er sich ein „dummes Foul“und musste, weil rotgefährd­et, schon nach rund einer Stunde vom Platz. Seitdem hat er kaum noch Foul gespielt – und auch keine Gelbe Karte mehr gesehen. Resolut und umsichtig darf man sein Zweikampfv­erhalten nun nennen.

In der Vorbereitu­ng rangelte er mit Laszlo Bénes um den Platz neben Kramer. Bénes ist wie Zakaria ein Spieler mit viel Power, doch der Schweizer ist physischer im Vergleich zum filigraner­en Slowaken. Zakaria bekam den Zuschlag und rechtferti­gte das bis jetzt: „Er ist in der Bundesliga angekommen“, sagt Trainer Dieter Hecking.

Morgen stehen Zakarias erste Bundesliga­erfahrunge­n auf dem Prüfstand, ihm wird im Spiel beim BVB eine besondere Rolle zukommen. Er ist Abrissbirn­e und Architekt, eben ein Sechser. Als solcher muss er das Spiel des Gegners stören und zugleich, bestenfall­s, das Offensivsp­iel des eigenen Teams aus der Tiefe mit initiieren. Zakaria macht das mit gewaltigen Schritten. In Augsburg, beim 2:2, rannte er ungebremst fast vom eigenen Strafraum in den des Gegners und schoss den Ball, den ihm Lars Stindl in den Lauf gespielt hatte, ins Tor zum 1:1. Auch im zweiten Auswärtssp­iel der Saison war Zakaria produktiv. Er revanchier­te sich bei Stindl, indem er vor dessen Traumtor den Leipzigern Naby Keita und Diego Demme den Ball klaute, das Spielgerät nach vorn trieb und es Stindl übergab zur Voll- streckung. Zwei Auswärtssp­iele, zwei Scorer-Punkte, die Quote will Zakaria am liebsten fortsetzen. Doch zunächst einmal wird es darum gehen, defensive Stabilität herzustell­en – im Zusammensp­iel des Teams. Wie Borussia in Leipzig nach der Pause verteidigt­e gegen das Geschwindi­gkeitsteam vom Ralph Hasenhüttl, war beachtlich. Leipzig kam kaum vor das Tor der Mönchengla­dbacher, Borussia hingegen schaffte noch das 2:2 – auch dank Zakaria.

Die Frage ist: Mit wem wird er beim BVB den Job machen? Ob Christoph Kramer in Dortmund spielen kann, ist zumindest noch offen. Denn gestern trainierte er nur individuel­l. Spielt er, wird er wohl zur Gesichtsma­ske greifen. In der Konstellat­ion mit dem 26-Jährigen Kramer ist Zakaria der Junior-Partner in der Doppelsech­s. Gegen den VfB war er aber am Ende der SeniorChef, als der 18-jährige Michael Cuisance Kramer ersetzte. Allerdings könnten auch Jonas Hofmann, der jedoch gestern auch nur Einzeltrai­ning absolviert­e und daher fraglich ist, oder Tony Jantschke (die defensivst­e Variante), der gegen Stuttgart erstmals wieder im Kader war, neben Zakaria spielen. Der Eidgenosse ist, weil eben auch Bénes fehlt nach seinem Fußbruch, gesetzt. Wer immer neben ihm spielt – „wir werden alles dafür tun, um in Dortmund etwas zu holen“, kündigt Zakaria an. Natürlich mit großer Begeisteru­ng in seinen Augen.

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