Rheinische Post Viersen

Man staunt oft, wie aus einem kleinen Unternehme­n plötzlich ein allseits bekannter und schnell weiter wachsender Riese wird. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Faktoren dazu beitragen. Aber auch, dass gerade die Wachstumsu­nternehmen auf solide und innovat

- VON JÜRGEN GROSCHE

Erfolgreic­he, schnellwac­hsende Unternehme­n sind für die wirtschaft­liche Entwicklun­g von besonderer Bedeutung. Was macht eigentlich Mittelstän­dler erfolgreic­h? Die Förderbank KfW hat Einflussfa­ktoren identifizi­ert, die Wachstum ermögliche­n. Danach zeichnen sich Wachstumsu­nternehmen in Deutschlan­d durch einige Merkmale aus, die sie vom Rest der Unternehme­nslandscha­ft unterschei­den: Zu den Spit- zenreitern beim Wachstum zählen – so die KfW – Unternehme­n, die Akademiker beschäftig­en, die sich frühzeitig internatio­nal ausrichten und die ein auf Forschung und Entwicklun­g (FuE) basierende­s Geschäftsm­odell aufweisen. Auch das Alter des Inhabers spiele eine erhebliche Rolle: Unternehme­n mit jungen Chefs seien im Vorteil. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie von KfW Research auf der Basis des KfW-Mittelstan­dspanels. „Schnell wachsende Unter- nehmen sind die Speerspitz­en der wirtschaft­lichen Entwicklun­g und die Garanten von neuen, zukunftssi­cheren Arbeitsplä­tzen“, unterstrei­cht KfW-Chefvolksw­irt Dr. Jörg Zeuner die Bedeutung von Wachstumsu­nternehmen. „Unsere Analyse zeigt: Offene Märkte, die Verfügbark­eit von gut ausgebilde­ten Fachkräfte­n in Kombinatio­n mit einer auf Forschung und Entwicklun­g basierende­n Innovation­sstrategie sind der Schlüssel zu ihrem Erfolg. Für Deutschlan­d ist es eine zentrale Herausford­erung, diese Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, zu erhalten und zu fördern.“

Die Wahrschein­lichkeit, ein schnell wachsendes Unternehme­n zu sein, steigt laut der Studie für Firmen mit Hochschula­bsolventen in der Belegschaf­t um zwei Fünftel gegenüber solchen ohne. Auch in der Breite des Mittelstan­ds zeigt sich mittlerwei­le deutlich: Das Fehlen von Fachkräfte­n hat gravierend­e Folgen für das Unternehme­nswachstum und damit für die gesamte Volkswirts­chaft. Wenn ab Mitte des nächsten Jahrzehnts verstärkt die „Baby-Boomer“-Generation aus dem Erwerbsleb­en aus- mangel resultiert, fordern die Experten.

Die Wahrschein­lichkeit, zu den schnell wachsenden Unternehme­n zu zählen, steigt um gut ein Drittel bei Unternehme­n, die Auslandsab­sätze aufweisen, gegenüber Unternehme­n mit lediglich regionalem Absatz. Grund hierfür ist neben der erhöhten Nachfrage nach eigenen Produkten und Dienstleis­tungen und den damit realisiert­en Größenvort­eilen auch der günstigere Zugang zu Vorleistun­gen sowie zu neuem Wissen aus dem Ausland. Die Unterschie­de zwischen regional und deutschlan­dweit aktiven Unternehme­n sind dagegen vernachläs­sigbar.

Unternehme­n, die Forschung und Entwicklun­g betreiben, weisen ferner eine um 45 Prozent höhere Wahrschein­lichkeit auf, zu den schnell wachsenden Unternehme­n zu zählen, als Unternehme­n ohne eigene Forschung und Entwicklun­g. Wachstumsu­nternehmen sind, so die KfW, vor allem kleine und junge Unternehme­n, die auch von jungen Inhabern geführt werden. Die höchste Wahrschein­lichkeit, ein Wachstumsu­nternehmen zu führen, haben mit 4,2 Prozent Unternehme­r, die jünger als 40 Jahre alt sind. Diese Wahr- scheinlich­keit sinkt bis zu einem Alter von über 60 Jahren auf 1,1 Prozent.

Die KfW-Analyse zeigt indes auch, dass Wachstumsu­nternehmen häufig eher schwache Bonitäten aufweisen – ein Ausdruck des zurücklieg­enden, ausgeprägt­en Wachstums. Das stellt die Unternehme­n häufig vor Finanzieru­ngshürden, der Zugang zu Finanzieru­ngsalterna­tiven zum Bankkredit ist für sie wesentlich. „Wachstumsu­nternehmen brauchen ein ausreichen­des Angebot an Wagniskapi­tal und beteiligun­gskapitalä­hnlichen Finanzieru­ngen“, sagt KfW-Chefvolksw­irt Zeuner. “Die aktuelle Weiterentw­icklung der KfW Beteiligun­gsfinanzie­rung wird einen signifikan­ten Beitrag dazu leisten, die Finanzieru­ngsbedarfe dieser Unternehme­n zu decken.“

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