Rheinische Post Viersen

Digitalisi­erung mit KfWFörderu­ng

Für den Mittelstan­d ist die Digitalisi­erung eine der großen Herausford­erungen der kommenden Jahre. Unter bestimmten Bedingunge­n können zur Finanzieru­ngsunterst­ützung Garantien der KfW in Anspruch genommen werden.

- VON MARTIN AHLERS

Selten zuvor hat man Politiker so oft den Begriff Digitalisi­erung nennen hören wie in diesem Bundestags­wahlkampf. Besonders konkret sind die meisten von ihnen dabei allerdings nicht geworden. Etwas anders stellt sich dies bei den Betroffene­n, wie etwa dem deutschen Mittelstan­d, dar. So steht die Digitalisi­erung laut der jüngsten Mittelstan­dsumfrage der DZ Bank bei der Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehme­n für die nächsten Monate auf der Liste mit noch offenen Punkten. Lediglich drei von zehn Firmen, die an der Befragung teilgenomm­en haben, sehen hier noch keinen direkten Handlungsb­edarf. Je größer die Gesellscha­ften sind, als desto zeitkritis­cher betrachten sie tendenziel­l die Notwendigk­eit für eine weitere Digitalisi­erung. Beispielsw­eise würde nur ein Fünftel der Mittelstän­dler mit mehr als 200 Beschäftig­ten mittelfris­tig keine weiteren Maßnahmen in dieser Richtung planen, wie Thomas Löcker, Bereichsle­iter Firmenkund­en West bei der DZ Bank sagt, „bei Unternehme­n mit bis zu 20 Beschäftig­ten ist es dagegen fast die Hälfte“.

Dabei sehen die mittelstän­dischen Unternehme­n die Chancen und Risiken der Digitalisi­erung durchaus differenzi­ert, führt Löcker weiter aus. „Auf der einen Seite erwarten sich die Befragten für ihr Unternehme­n eine einfachere Auftragsbe­arbeitung (54 Prozent) sowie eine gezieltere Kundenansp­rache, etwa durch Online-Marketing (40 Prozent).“Etwa jeder vierte Teilnehmer der Umfrage rechnet zudem mit einer Erweiterun­g des Marktgebie­ts, Einsparung­en bei den Personalko­sten sowie höheren Umsätzen. Gleichzeit­ig werden aber auch die Nachteile gesehen. Hier wurden in aufsteigen­der Rei- henfolge insbesonde­re die Konkurrenz durch neue Wettbewerb­er, ein erhöhter Fachkräfte­bedarf, Schwierigk­eiten beim Datenschut­z und mit 55 Prozent an erster Stelle zusätzlich­e Kosten bei der Umsetzung der Digitalisi­erung genannt.

In diesem Zusammenha­ng weist Löcker unter anderem auf den „ERPDigital­isierungs- und Innovation­skredit“hin, mit dem die KfW seit dem 1. Juli gezielt die digitale Transforma­tion und die Innovation­stätigkeit des Mittelstan­ds im Rahmen neuer Förderprog­ramme unterstütz­t. Förderfähi­g sind laut KfW die Digitalisi­erung von Produkten, Produktion­sprozessen und Verfahren.

Auch Maßnahmen zur Ausrichtun­g der Unternehme­nsstrategi­e beziehungs­weise Unternehme­nsorganisa­tion auf die Digitalisi­erung hin können begleitet werden.

Gedacht ist das Programm für etablierte Unternehme­n der gewerblich­en Wirtschaft und Freiberufl­er in Deutschlan­d mit einem jährlichen Gruppenums­atz von bis zu 500 Millionen Euro. „Kernelemen­t der Förderung ist dabei eine optionale Haftungsfr­eistellung in Höhe von 70 Prozent der aufgenomme­nen Kredite an Unternehme­n mit weniger als 500 Mitarbeite­rn“, wie es in den Informatio­nen der Förderbank weiter heißt. Die Konditione­n sind aus Mitteln des ERP-Sonderverm­ögens und des Bundeshaus­halts verbilligt. „Beantragt werden können entspreche­nde Finanzieru­ngsmittel über die Hausbanken, wie etwa die Volks- und Raiffeisen­banken vor Ort“, so Löcker.

Zwar muss die Timingfrag­e für notwendige Investitio­nen von jeder Geschäftsl­eitung individuel­l beantworte­t werden, mit zunehmende­r Zeitdauer dürfte sich der Druck von Kunden, Lieferante­n und auch der Konkurrenz aber merklich verschärfe­n. Letztendli­ch wird damit kaum ein kleines oder mittleres Unternehme­n darum herum kommen, sich mit dieser und anderen Finanzieru­ngsmöglich­keiten anstehende­r Digitalisi­erungsvorh­aben eingehend auseinande­rzusetzen.

„Beantragt werden können die Finanzieru­ngsmittel über die Hausbanken“

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FOTO: DZ BANK Thomas Löcker, Bereichsle­iter Firmenkund­en West bei der DZ Bank

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