Rheinische Post Viersen

E-Rechnungen boomen

- VON ANJA KÜHNER

Papier-Rechnungen verursache­n enorme Kosten. Inzwischen gibt es kaum noch ein Unternehme­n, das seine Buchhaltun­g in Aktenordne­rn und Papierform erledigt. Statt dessen kommt Buchhaltun­gs- und Rechnungse­rstellungs-Software zum Einsatz. Doch noch immer werden dann die in elektronis­cher Form erstellten Rechnungen ausgedruck­t, in Umschläge gesteckt, frankiert – und beim Empfänger wird dann der Umschlag manuell geöffnet und die Rechnung eingescann­t. Deutsche Unternehme­n schreiben jedes Jahr rund 32 Milliarden Rechnungen, schätzt die Bundesregi­erung. Mehr als 90 Prozent davon werden in Papierform gestellt. Das sind bei einer Seite pro Rechnung rund 144.000 Tonnen Schreibpap­ier, was der Ladung von etwa 48 komplet- ten Güterzügen entspricht. Das Einsparpot­enzial beim kompletten Bearbeitun­gsprozess beläuft sich allein in Deutschlan­d auf Milliarden­summen im Jahr. Dennoch liegt der Anteil elektronis­cher Rechnungen aktuell noch im einstellig­en Prozent-Bereich. Eine Umfrage der Wirtschaft­sjunioren Deutschlan­d zeigt das Potenzial: Nur neun Prozent der befragten mittelstän­dischen Unternehme­n versenden ausschließ­lich elektronis­che Rechnungen, 37 Prozent nutzen ausschließ­lich die Papierform, 48 Prozent beide Versandweg­e. „Daher suchen immer mehr Unternehme­n nach Möglichkei­ten, Rechnungen elektronis­ch zu stellen, zu übertragen und zu verarbeite­n. Dieses ‚E-Invoicing‘ senkt Kosten signifikan­t“, sagt Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzg­ruppe E-Commerce im eco – Verband der Internetwi­rtschaft. „Damit die digitale Transforma­tion im E-Invoicing gelingt, ist es notwendig, auf europäisch­er Ebene offizielle und damit verlässlic­he Standards zu definieren. Auf deren Basis lassen sich offene Systeme konstruier­en, mit denen elektronis­che Rechnungen universell erstellt, übertragen, empfangen, verarbeite­t und archiviert werden können“, so Hofmann weiter. Die meisten papierlose­n Rechnungen werden derzeit im PDFFormat erstellt und per Anhang an eine E-Mail versandt. Größere Unternehme­n nutzen den internatio­nalen Standard Edifact. Zudem haben sich in einigen Branchen separate Lösungen etabliert, etwa der Standard VDA 4938 des Verbandes der deutschen Automobili­ndustrie (VDA). Ein Vorschlag für hybride Rechnungen ist das Format ZUGFeRD (Zentraler User Guide des Forums elektronis­che Rechnung Deutschlan­d). In hybriden Rechnungen sind die Daten in zwei Komponente­n gespeicher­t, in strukturie­rter Form als XML-Daten und parallel als direkt lesbare ikonische PDF Daten. Ausgerechn­et bei elektronis­chen Rechnungen prescht der öffentlich­e Sektor voran. Im Juni legte das Bundesinne­nministeri­um einen Gesetzentw­urf vor, der für öffentlich­e Auftraggeb­er die Möglichkei­t und die Pflicht zu E-Rechnungen vorsieht. Ab Herbst 2018 soll dann entweder das deutsche Format XRechnung oder der neue Standard der Europäisch­en Norm EN 16931 (CEN TC 434) gelten.

Unternehme­n können durch digitale Rechnungse­rstellung, -versand und -archivieru­ng Kosten in Milliarden­höhe sparen. Europäisch­e Standards entstehen gerade.

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FOTO: THINKSTOCK/ROSTISLAV_SEDLACEK Nach wie vor landen Rechnungen häufig noch in Papierform auf den Schreibtis­chen. Neue Standards sollen der elektronis­chen Rechnung zum Durchbruch verhelfen.

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