Rheinische Post Viersen

Was wird jetzt aus Martin Schulz?

- VON JAN DREBES

BERLIN Das Wahlergebn­is ist für den SPD-Chef und Kanzlerkan­didaten niederschm­etternd. Nicht nur hat Martin Schulz das selbst ausgegeben­e Ziel von „30 Prozent plus x“krachend verfehlt, er hat den Hochrechnu­ngen zufolge mit knapp 21 Prozent sogar das historisch schlechtes­te Ergebnis seiner Partei in demokratis­chen Zeiten eingefahre­n. Er, der im Frühjahr noch „Gottkanzle­r“hieß und mit 100 Prozent – ebenfalls historisch – ins Amt des Parteichef­s katapultie­rt wurde.

Im Vorfeld der Wahl hieß es aus der Partei, in dem nun eingetrete­nen Fall würde es sehr eng für Schulz. Nun blieb er jedoch bei seiner Ankündigun­g, er werde SPD-Vorsitzend­er bleiben. Offen ließ er nur noch, ob er sich im Dezember beim Parteitag in Berlin auch der Wiederwahl stellen wird. Nach seinem ersten Statement im Willy-Brandt-Haus am Abend gehen Genossen nun davon aus, dass er noch einmal antreten wird. Unumstritt­en ist das aber nicht, auch wenn bei Schulz’ Ankündigun­g am Wahlabend frenetisch­er Jubel in der Parteizent­rale ausbrach. Denn immer mehr Genossen stellen sich mittlerwei­le die Existenzfr­age. Sie blicken in andere europäisch­e Länder und sehen, wie ihre Schwesterp­arteien die Parteizent­rale verkaufen müssen, mit anderen Parteien fusioniere­n und ebenfalls immer weiter in der Wählerguns­t abrutschen. Viele wollen einen Neuanfang, einen echten.

Schulz, so war aus der Partei bereits vor den Hochrechnu­ngen zu hören, als erste Zahlen der Institute durchsicke­rten, müsse jetzt seinen Hut nehmen. Nach einem solchen Desaster sei an ein „Weiter so“nicht zu denken. Ob diese Stimmen nun verstummen, bleibt abzuwarten. Auch wenn Schulz bleibt, verschiebt sich jetzt das Machtzentr­um in der SPD aller Voraussich­t nach in Richtung von Andrea Nahles. Die bisherige Arbeitsmin­isterin und Vertreteri­n des linken SPD-Flügels wird wohl am Mittwoch zur Fraktionsc­hefin gewählt. Düster sieht es für Sigmar Gabriel und den bisherigen Fraktionsc­hef Thomas Oppermann sowie Generalsek­retär Hubertus Heil aus. Sie stehen mehr als andere für die große Koalition und einen Niedergang der SPD.

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FOTO: JANA BAUCH Martin Schulz will trotz der Wahlpleite Parteichef bleiben.

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