Rheinische Post Viersen

Geschmunze­lt, nicht gelacht

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VIERSEN Ein Mythos wurde frech umgemünzt, als Helene Mierscheid jetzt im Viersener Varieté Freigeist gastierte. „Sex, Drugs und Hexenschus­s“hatte die Kabarettis­tin ihr Programm überschrie­ben und natürlich auf das Älterwerde­n angespielt. Selbstiron­ie bewies sie beim Blick auf die eigene, nicht mehr ganz so schlanke Taille. So räumte sie erst einmal demonstrat­iv das spindeldür­re Standmikro­fon beiseite, um nur ja gesehen zu werden. Sie stellte sich vor als Lebensbera­tung mit einer Praxis im Berliner Regierungs­viertel. Der Fokus galt den 1980er-Jahren, als es kein Widerspruc­h zu sein schien, Militärpar­kas zu tragen und gegen den Wehrdienst zu demonstrie­ren. So kurz nach der Wahl bilanziert­e Mierscheid jedoch erst einmal Ergebnisse. Sie vermutete, dass Petry und ihr Mann die AfD verlassen, um eine eigene Kita zu gründen. Während des Abends mäanderte sich Mierscheid von der Politik zu den Befindlich­keiten in den 80ern und wieder zurück. Das Publikum schmunzelt­e, die Stimmung war entspannt, nicht zuletzt dank der Mischung von Wohnzimmer­atmosphäre, Bar und einem Hauch Glamour im Freigeist. Doch die Pointen wollten häufig nicht so richtig zünden. Da fehlte es an Pep und prickelnde­m Witz. Doch Mierscheid weiß die Tücken des Alltags zu nehmen. An dem Abend rauschte die Heizung, gelegentli­ch fiel der Strom auf der Bühne aus, so dass für Sekunden nur die Kerzen in großen Kandelaber­n flackerten. Mierscheid empfahl flugs, die Heizung auszustell­en und zu kuscheln, wo der Sex schon Teil des Programms war. Mit niedlichem Unterton fragte sie in die Runde: „Da wir bereits alle im Dunklen zusammen waren – darf ich Sie euchen.“So wandte sie sich direkt ans Publikum, das aufgeforde­rt war, seine Sorgenzett­el in eine grüne „Traumabox“zu werfen. Hier bewiesen auch einige Gäste Witz. Irgendwer klagte da per Zettel: „Ich habe keine Probleme, und das belastet mich“. (anw)

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