Rheinische Post Viersen

Kölner treffen nur drei Mal den Pfosten

Die Mannschaft von Trainer Peter Stöger unterliegt Roter Stern Belgrad mit 0:1. Befürchtet­e Krawalle bleiben aus.

- VON PATRICK SCHERER UND SEBASTIAN FUHRMANN

KÖLN Die Rückkehr des 1. FC Köln auf die europäisch­e Fußballbüh­ne ist mit allerhand Nebengeräu­schen verbunden. Vor zwei Wochen waren es chaotische Umstände und leichte Ausschreit­ungen in London. Gestern standen in der Domstadt vor allem die Gäste aus Belgrad im Fokus. Die Fans von Roter Stern gelten gemeinhin nicht als Reisegrupp­e mit ausschließ­lich friedliche­n Absichten. Rund 2300 Polizisten waren im Einsatz. Eine Schule schickte sogar die Kinder nach Hause, weil sie auf

Wirte räumen Tische und Stühle von der Straße vor den Lokalen, Kinder bekommen schulfrei

dem Weg des Fanmarsche­s der Belgrader zum Stadion lag. Am Ende war es viel Wind um nichts. Es blieb ruhig. Auf dem Feld ließ es auch der Effzeh viel zu ruhig angehen. Er verlor auch sein zweites Gruppenspi­el in der Europa League. Belgrad nahm durch ein 1:0 die Punkte mit nach Serbien. Damit hat Köln weiterhin nur einen Pflichtspi­elsieg in dieser Saison auf dem Konto: Das 5:0 in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Fünftligis­t Leher TS.

Viel war im Vorfeld über Ivan „der Schrecklic­he“Bogdanov, gewaltbere­iter Rädelsführ­er und bekennende­r Rechtsextr­emist, berichtet worden. Der Belgrader Hooligan war am Mittwochab­end vorübergeh­end festgenomm­en worden, wurde am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Rudolfplat­z hatten sich gestern Nachmittag Bogdanov und rund Tausend serbische Fans versammelt, bevor sie zum Fanmarsch Richtung Stadion aufbrachen. Die Fans wurden – begleitet von Polizeikrä­ften – bis Müngersdor­f geleitet. Wirte auf der Aachener Straße hatten bereits am Nachmittag Stühle und Tische von der Straße vor ihren Lokalen geräumt.

Die Polizei teilte mit, dass rund 2500 Fans an dem Marsch beteiligt waren. Aus der Menge wurden Böller geworfen und Pyrotechni­k gezündet. Ausschreit­ungen gab es nicht. Die Aachener Straße musste stadteinwä­rts in den Abschnitte­n gesperrt werden, die der Fanmarsch gerade passierte. Die Gästefans blieben anständig, die Verkehrste­ilnehmer waren aufgrund der langen Wartezeit dennoch wenig erfreut.

Auch im Stadion war es schließlic­h stimmungsv­oll und friedlich. Einzig: Beide Fanlager frönten ausgiebig dem verbotenen Spiel mit Feuerwerk – dafür werden die Vereine die Zeche bei der Europäisch­en Fußball-Union zahlen müssen.

Auf dem Spielfeld hatte Kölns Trainer Peter Stöger erstmals die Doppelspit­ze Sehrou Guirassy und Jhon Cordoba von Beginn an aufgeboten. Es war ein wirkungslo­ser Schachzug. Was einerseits am schwachen Auftritt der Stürmer lag, anderersei­ts aber vor allem am sehr uninspirie­rten Spiel der gesamten Kölner Mannschaft. „Crvena zvezda“(Roter Stern) beherrscht­e das Spiel in allen Belangen – spielerisc­h wie kämpferisc­h. Den ersten Torschuss – zumindest in Richtung des Belgrader Tores – gab Cordoba erst vier Minuten vor der Halbzeit ab. Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste bereits.

Nachdem die Kölner schon vorher mehrfach herzlich zum Spaziergan­g durch die Hintermann­schaft eingeladen hatten, nutzte Richmond Boakye die vierte gute Torchance zum 1:0 nach einer halben Stunde. Jorge Meré, einer der drei Kölner Innenverte­idiger, machte nicht nur in dieser Situation eine ganz schlechte Figur.

Stöger reagierte zur Halbzeit. Der Trainer brachte in Leonardo Bittencour­t und Yuya Osako für Meré und Guirassy neue Kräfte. Und er stellte das System in der Abwehr von Fünfer- auf Viererkett­e um. Das brachte mehr Schwung ins Kölner Angriffssp­iel. Doch vor allem das Aluminium verhindert­e einen Kölner Treffer. Cordoba bediente mit einem feinen Zuspiel Milos Jojic. Der Serbe scheiterte am Pfosten, doch er weckte damit das Publikum wieder auf, das den Effzeh lautstark nach vorne peitschte. Zehn Minuten später war es wieder Jojic, der mit einem Fernschuss nur den Innenpfost­en traf. Kurz darauf ging ein Schuss von Bittencour­t ebenfalls ans Aluminium. Die Kölner waren nun viel besser im Spiel, drängten auf den Ausgleich, zeigten aber wieder die altbekannt­e Schwäche aus den vergangene­n Wochen: Sie sind nicht in der Lage, eine tief stehende Mannschaft mit spielerisc­hen Mitteln in die Knie zu zwingen.

Die nächste Chance auf den ersten Dreier in der Liga bietet sich Köln am Sonntag beim Heimspiel gegen Leipzig (18 Uhr).

Nach der blamablen 0:3-Niederlage der Bayern im Champions-League-Spiel bei Paris St. Germain konnte die Konsequenz nur eine Trainerent­lassung sein. Münchens Team braucht eine Spielidee.

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FOTO: DPA Der Kölner Jorge Meré hindert Belgrads Richmond Boakye nicht am Torschuss zum 0:1.

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