Ein, zwei Reize setzen
Als Dieter Hecking im Januar übernahm, war personelle Kontinuität der Schlüssel, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Der innige Vertrauensbeweis des Trainers, besonders an seine Achsen-Spieler, konnte auch als Gegenreaktion auf das Hin und Her der Monate zuvor gesehen werden. Das Team schien durchzuatmen wie ein kränkelndes Kind, dem die Mutter Erkältungssalbe auf die Brust gerieben hat.
Zwei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen liefern Ende September noch keine eindeutigen Signale in die eine oder andere Richtung. Und doch macht Borussia den Eindruck, als benötige sie mehr als den externen Warnschuss durch das 1:6 gegen den BVB. Denn dieses Spiel war nur der Tiefpunkt der Janusköpfigkeit.
Die schier unendliche Verletztenmisere hat bislang verhindert, dass der Konkurrenzkampf für Dynamik im Kader sorgt. Erst langsam löst das Leistungsprinzip die Devise „Wer gesund ist, steht im Kader“vollständig ab. Allerdings würden etwas mehr interne Reize die Stammleute nicht gleich demontieren. Neun Profis haben in sieben Pflichtspielen stets begonnen. Im Tor musste Hecking unfreiwillig wechseln, ansonsten wurde nur der zweite Flügelspieler munter rotiert.
Blinder Aktionismus sollte nie die Reaktion auf ein Spiel wie in Dortmund sein, aber Hecking hat in der Übungseinheit am Mittwoch gezeigt, wie der wohldosierte Ansatz aussehen kann. Im Trainingsspiel brachte er in einem 4-3-3 Mickael Cuisance, den großen Lichtblick der vergangenen drei Monate, sowie Raúl Bobadilla, der in den vergangenen drei Wochen nur eine Minute gespielt hat. Sie könnten Unbekümmertheit und Aggressivität einbringen – Zutaten, die Borussia im Moment fehlen.
Es dürfte nicht schaden, wenn zum Beispiel Wendt und Elvedi intensiver den Druck von Fabian Johnson und Tony Jantschke spüren, oder Raffael keinen Freifahrtschein in Anbetracht seiner langjährigen Verdienste ausgestellt bekommt. Denn letztlich kann es Hecking selbst nicht gefallen, wenn seine Mannschaft so sehr von einem wohlklingenden Plan abweicht wie in Dortmund.