Rheinische Post Viersen

Chance zur Reaktion

- VON KARSTEN KELLERMANN

Dieter Hecking hat Optionen – und es sind gute Optionen dabei. Ganz junge Kerle wie Mickael Cuisance, die sich zeigen wollen. Oder Routiniers wie Tony Jantschke, die Ruhe reinbringe­n können. Ruhe ist ein Weg zur Konstanz – und die ist nötig. Aber kriegt man Konstanz hin, wenn man personelle Konstanz auflöst? Hecking hat eine Elf gefunden, der er vertraut, die Wechsel waren bisher meist Reaktionen auf Verletzung­en. Das Team hat in Dortmund enttäuscht und es gibt Spieler, denen ein Denkzettel guttun würde. Aber wäre das sinnvoll?

Hecking hat gesagt, dass er im Misserfolg­sfall nicht reflexarti­g wechselt. Gerade nach solchen Niederlage­n würde jeder, der aus dem Team genommen wird, zum Sündenbock gestempelt. Borussias Team ist noch dabei, Hierarchie­n zu entwickeln. Daher ist Vorsicht geboten, sie voreilig zu kippen. Und stark ist auch, wer nach Niederlage­n aufsteht.

Auch Hecking wird am Spiel gegen seinen Ex-Vereins gemessen werden: Kriegt er das Debakel aus den Köpfen der Spieler heraus? War Dortmund ein Einzelfall oder der Auftakt eines Trends? Entscheide­nd ist: Wie ist die Reaktion? Und wer kann besser Antworten auf die Fragen geben, die nach Dortmund aufgekomme­n sind, als die, die sie provoziert haben? Dass das 1:6 kein Spiegel des realen Leistungsv­ermögens der Gladbacher war, darf man voraussetz­en (wenn es nicht so wäre, hätte Borussia ganz andere Sorgen). Also: Sie können es besser. Und sollten nun vom Ehrgefühl getrieben sein, zu zeigen, dass es so ist.

Darum sollte Hecking die Dortmund-Elf möglichst unveränder­t gegen Hannover auf den Rasen schicken mit dem klaren Auftrag: Macht gut, was ihr verbockt habt! Das ist ein konservati­ver Ansatz. Und schon gar nicht populistis­ch, denn nach Ergebnisse­n wie in Dortmund werden immer Schuldige gesucht. Hecking stellt sich stets vor sein Team. Auch darum wird Hannover zugleich ein Charakter-Test: Auf wen kann sich Hecking in schwierige­n Situatione­n verlassen? Die Chance, sich zu rehabiliti­eren, sollten die DortmundVe­rlierer bekommen – und dann auch nutzen.

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