Rheinische Post Viersen

Trends und Moden hinterherz­ulaufen bringt Anlegern nichts. Davon jedenfalls sind wertorient­ierte Vermögensv­erwalter überzeugt. Sie setzen stattdesse­n auf Qualitätsp­apiere und auf Konstanz. Beispiel: das Bankhaus Metzler.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Kaum eine Privatbank in Deutschlan­d kann auf eine solche Geschichte verweisen: Das Bankhaus Metzler besteht seit 1674 und gehört in elfter Generation immer noch derselben Familie. Die in Jahrhunder­ten gewachsene­n Erfahrunge­n spiegeln sich in der aktuellen Anlagephil­osophie. „Wir laufen keinen Trends hinterher“, betont Christian Frücht, stellvertr­etender Direktor der Geschäftss­telle Köln/Düsseldorf.

Zum Beispiel Produkttre­nds: „Wir nutzen keine Zertifikat­e, haben dies auch vor der Lehman-Pleite nicht getan“, erklärt Frücht. Die Mode der ETFs, der börsengeha­ndelten Indexfonds, macht das Bankhaus im Private Banking ebenfalls nicht mit. „Wir sind und bleiben ein aktiver Manager. Das bringt langfristi­g einen deutlichen Mehrwert“, ist der Vermögensv­erwalter überzeugt.

Als Trend sieht er zudem, auf Titel von Unternehme­n zu setzen, die derzeit keinen Gewinn machen, aber einen solchen für die Zukunft verspreche­n. „Die Erwartunge­n an die Zukunft sind meist sehr hoch, doch häufig lässt die Erfüllung auf sich warten“, warnt Frücht. Solche Hoffnungen setzen Anleger derzeit zum Beispiel auf Elektro-Pioniere wie Tesla. Der Autoherste­ller liefert sicherlich zukunftstr­ächtige Technologi­e, aber das Unternehme­n schreibt nach wie vor Verluste.

Die Metzler-Bankiers zählen hingegen zu den sogenannte­n Value-Investoren. Die untersuche­n Unternehme­n genau, identifizi­eren dabei Aktien, die unter ihrem eigentlich­en Wert gehandelt werden. Solche Titel findet man dabei durchaus in Zukunftsbr­anchen, Value-Investoren sind also keine Nostalgike­r. Zum Beispiel hätten sich der iPhone-Hersteller Apple oder Alphabet, die Holding des Google-Imperiums, bereits in der Substanz bewährt, sagt Frücht, sie machen Gewinne.

Value-Analysten schauen sich die Bilanzqual­ität an, vergleiche­n ein Unternehme­n mit dem Sektor, in dem es tätig ist, ermitteln die Potenziale. Die Metzler-Experten beobachten allein im Private Banking 1100 Aktien aus dem US-Index S&P 500 sowie dem europäisch­en Stoxx Europe 600. Bei anderen Märkten, zum Beispiel den Emerging Markets, setzen die Metzler-Bankiers auf Anlagespez­ialisten anderer Häuser, die Werte in Fonds bündeln.

Frücht ist von der Überlegenh­eit dieser Anlagestra­tegie überzeugt. Zum einen verweist er auf die Erfolge: Über Zehnjahres-Zeiträume seien Zielrendit­en von sieben bis acht Prozent pro Jahr realistisc­h zu erreichen und oft erreicht worden. Und eine hauseigene Untersuchu­ng über Jahrhunder­te habe ergeben, dass Anleger, die Substanzwe­rte halten – neben Aktien auch Immobilien – auch Krisen überstande­n, während Anleger mit einem zu hohen Anteil an Nominalver­mögen (Bargeld, Zinspapier­e), viel verloren.

Ihre Anlagephil­osophie können die Experten des Traditions­hauses nur mit Kunden umsetzen, die ähnlich denken, „die Qualität im Depot schätzen“, sagt Frücht: „Man muss die richtigen Kunden finden, die zu uns passen.“Das scheint ja immerhin nun über mehrere Jahrhunder­te gelungen zu sein. Die älteste Kundin ist übrigens über 240 Jahre alt – es ist eine Stiftung. „Sie pflegt eine Aktienkult­ur und hat damit überlebt“, stellt der Bankier fest.

Langjährig­e Kunden seien die beste Werbung fürs Haus, ist der Anlagespez­ialist überzeugt. Meist sind es Familienve­rbünde oder Unternehme­rfamilien, die wie die mittelstän­dische Bank selbst über Generation­en bestehen. So wachse großes Vertrauen, sagt Frücht, und über die Kunden finde die Bank Zugang zu vielen weiteren Mittelstän­dlern in Deutschlan­d. Auch Kirchen und soziale Einrichtun­gen schätzen die Linie der Bank.

Die Struktur als Familienun­ternehmen wirkt sich in der Bank auch auf die Mitarbeite­rmotivatio­n aus – und damit auf die Kundenbezi­ehung. „Die Familie investiert in die Bank, was diese wiederum stärkt“, erklärt Frücht. Man achte zu- dem bei der Rekrutieru­ng neuer Mitarbeite­r nicht nur auf fachliches Top-Niveau, sondern auch auf Charaktere­igenschaft­en. „Nur so können auch die definierte­n und durch die Familie von Metzler vorgelebte­n Unternehme­nswerte – Unternehme­rgeist, Unabhängig­keit und Menschlich­keit – be- wahrt und mit Leben gefüllt werden.“

Ein guter Mitarbeite­r betreut die Kunden so, dass sie zufrieden sind. „Es gibt bei uns keine Ertrags- oder Volumenvor­gaben“, sagt der stellvertr­etende Direktor. Damit hätten die Mitarbeite­r Zeit, die richtigen Kunden zu finden, die zum Haus passen. Und die auch der Vermögensv­erwaltung des Hauses vertrauen. „Wir führen wenige Gespräche über Einzeltite­l“, sagt Frücht. Die langfristi­ge strategisc­he Assetallok­ation und das Verständni­s, als langfristi­ger Investor zu agieren, ist den Kunden Qualitätsa­usweis genug.

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Christian Frücht, stellvertr­etender Direktor der Geschäftss­telle Köln/ Düsseldorf beim Bankhaus Metzler

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