Rheinische Post Viersen

2,1 Millionen arbeiten auf Abruf

Die Flexibilis­ierung betrifft vor allem niedrig qualifizie­rte Beschäftig­te.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Sieben Prozent der über 30 Millionen abhängig Beschäftig­ten in Deutschlan­d arbeiten inzwischen mindestens an einem Tag im Monat nicht nach festen Arbeitszei­ten, sondern nur auf Abruf. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Bei der sogenannte­n „Arbeit auf Abruf“schließen Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r einen Vertrag über eine Tätigkeit mit flexiblen Einsatzzei­ten. Es wird eine Mindestarb­eitszeit festgelegt, die aber je nach Arbeitsanf­all auch überschrit­ten werden kann.

Dem Papier zufolge arbeiten in der Industrie vier Prozent aller Beschäf- tigten auf Abruf, im öffentlich­en Dienst sechs Prozent. Im Dienstleis­tungssekto­r und im Handwerk liegt der Anteil bei acht Prozent. Arbeit auf Abruf betrifft demnach 13 Prozent der niedrig qualifizie­rten Beschäftig- Beate Müller-Gemmeke ten, aber nur fünf Prozent der Hochqualif­izierten. Oft sind Krankenpfl­eger, Verkaufspe­rsonal und Serviceper­sonal in der Gastronomi­e auf Abruf beschäftig­t. „Ein mit 13 Prozent auffällig hoher Anteil der teilzeitbe­schäftigte­n Männer gibt an, auf Abruf zu arbeiten“, heißt es in der Regierungs­antwort.

Wegen flexibler Arbeitszei­ten, schwankend­er Einkommen und permanente­r Bereitscha­ft gilt diese Form der Beschäftig­ung als besonders belastend. Das räumt auch die Bundesregi­erung ein. „Wer Anfang und Ende seiner Arbeitszei­t nur wenig beeinfluss­en kann, klagt häufiger über Rückenschm­erzen, Schlafstör­ungen und Erschöpfun­g“, heißt es in der Antwort. „Die Bundesregi­erung vertritt einseitig die Flexibilit­ätsinteres­sen der Wirtschaft und zeigt bei den Folgen für die Beschäftig­ten keinerlei Problembew­usstsein“, kritisiert­e Grünen-Politikeri­n Beate MüllerGemm­eke. „Bei Arbeit aufAbruf werden betriebswi­rtschaftli­che Risiken auf die Beschäftig­ten verlagert.“

„Die Regierung vertritt einseitig die Interessen der Wirtschaft“ Bündnis 90/Die Grünen

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