Bayern gibt erneut Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand
Beim ersten Spiel nach Trainer Carlo Ancelotti spielt der Rekordmeister nur 2:2 bei Hertha BSC.
BERLIN (dpa) Weil sich die Krise des FC Bayern weiter verschärft hatte, schaute Präsident Uli Hoeneß missmutig in den trüben Berliner Himmel. Trotz der Rückkehr aller Topstars im ersten Spiel nach der Trennung von Carlo Ancelotti gab der Rekordmeister mit Willy Sagnol als Interimstrainer fahrlässig eine 2:0Führung aus der Hand – wie zuletzt schon gegen Wolfsburg – und kam bei Hertha BSC nur zu einem enttäuschenden 2:2. Der Stimmungsaufheller vor der Länderspielpause blieb aus.
Die Bayern liegen nun bereits fünf Punkte hinter Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund. Der Auftritt vor 71.212 Zuschauern war dabei keine Werbung für eine dauer- hafte Beschäftigung von Sagnol als Ancelotti-Nachfolger. „Wir hatten das Spiel eigentlich unter Kontrolle, hätten höher führen müssen. Dann haben wir das Spiel aus der Hand gegeben, das darf einer Mannschaft, wie wir es sind, nicht passieren“, sagte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Es ist für uns ein Bonuspunkt. Der Anfang von uns war nicht ganz in Ordnung, aber dann haben wir uns gesteigert“, sagte der Berliner Vladimir Darida.
Der von Ancelotti zuletzt verschmähte Mats Hummels und Robert Lewandowski sorgten für das standesgemäße 2:0 der Münchner. Ondrej Duda und Salomon Kalou nutzten jedoch die Patzer der Bayern-Verteidigung und ließen die Berliner sogar auf den ersten Sieg seit mehr als acht Jahren gegen München hoffen. Zudem müssen die Bayern womöglich länger auf Franck Ribéry verzichten, der mit Verdacht auf Bänderverletzung vom Platz musste.
Im schicken dunkelblauen Anzug dirigierte Sagnol sein Team – ob er noch die Chance für eine weitere Bewährungsprobe in der Partie gegen den SC Freiburg in knapp zwei Wochen bekommt, ließ Salihamidzic vor Anpfiff noch offen. „Wir werden uns alle Zeit lassen, uns in Ruhe beraten und dann zusammen entscheiden im Sinne des FC Bayern“, sagte der Sportdirektor. Die Personalie Thomas Tuchel wollte er nicht weiter kommentieren.
Nur mit der Trainerentlassung haben sich längst nicht alle Probleme der Münchner aufgelöst. Die Verteidigung präsentierte sich äußerst wacklig. Trotz des verpassten Siegs blieb zumindest eine BayernGesetzmäßigkeit bestehen: Die Münchner sind auch im 26. Bundesligaspiel während des Oktoberfests nacheinander ungeschlagen.
Trost gab ihnen das nicht. Die Mannschaft hatte genau die Probleme, die in der Ära Ancelotti zu besichtigen waren. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen waren zu groß, die Abstimmung funktionierte nicht. Das war nicht nur bei den Gegentoren zu erkennen. Der neue Trainer wird daran arbeiten müssen.