Rheinische Post Viersen

Viersen sendet im Derby Lebenszeic­hen

Nach einer gruseligen Negativser­ie hat Fußball-Landesligi­st 1. FC Viersen ausgerechn­et im Stadtderby beim Aufsteiger ASV Süchteln seine beste Saisonleis­tung abgerufen. Nach einem abwechslun­gsreichen Match hieß es 3:2 für die Gäste.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Im Stadtderby der FußballLan­desliga zwischen dem ASV Süchteln und dem 1. FC Viersen lief die 78. Minute, als ausgerechn­et Viersens ansonsten eher für filigrane Pässe bekannte Dennis Richter bei einer 3:2-Führung seines Teams im Mittelfeld Süchtelns Kai Baumeister mit einer Grätsche den Ball vom Fuß spitzelte. Eine symptomati­sche Szene für den Geist, von dem die in dieser Saison bislang arg gebeutelte­n Viersener in diesem rassigen und unterhalts­amen Derby beseelt waren und der ihnen am Ende nicht unverdient einen 3:2-Sieg (2:2) bescherte.

„Das war ein Sieg des Willens“, sagte ein sichtbar erleichter­ter Daniel Saleh, der nach der Ablösung von Steve Jäck seinen ersten Sieg als Trainer des 1. FC Viersen einfuhr. Wobei er hinterher betonte, dass für ihn und seine Jungs unabhängig vom Gegner der Fokus auf dem Gewinn der drei Punkte gelegen habe. „Dass uns das im Derby gelungen ist, kam dann einfach nur on top“, erklärte Saleh. Weiterer angenehmer Nebeneffek­t: Die Beantwortu­ng der Frage, wer die Nummer eins in Sachen Fußball im Stadtgebie­t ist, wurde Zeit verschoben. Denn die Viersener verhindert­en, dass die Süchtelner ihren Vorsprung auf sie in der Tabelle auf 13 Punkte ausbauen konnten. Dass es für die Gastgeber nicht so kam, lag in erster Linie daran, dass es ihnen nicht gelang, für eine defensive Stabilität zu sorgen. In der laufenden Saison blieben sie noch keinmal ohne Gegentor, meistens kassierten mindestens drei Tore. „Unser Defensivve­rhalten als Mannschaft und individuel­l ist zu schwach für diese Liga“, analysiert­e Losing. Dass der ASV als Aufsteiger mit 13 Punkten aktuell dennoch gut dasteht, verdankt er dem Umstand, dass er bislang auch oft trifft.

Die beiden Tore in der gestrigen Partie waren die beachtlich­e Antwort auf eine bärenstark­e Anfangspha­se der Gäste, die ganz früh pressten und dem ASV kaum Luft zum Atmen ließen. Weil Süchteln Probleme hatte, sich spielerisc­h aus der Bedrängnis zu befreien, lag die frühe Viersener Führung in der Luft und fiel auch nach schöner Vorarbeit von Petar Popovic durch ein seltenes Kopfballto­r von Dennis Richter (10.). Doch es dauerte nicht lange, ehe der starke ASV-Flügelflit­zer Angelo Recker erstmals über links durchbrach und vors Tor passte, wo letztlich Karsten Robertz den Ausgleich erzielte (13.). Als wiederum nur neun Minuten später Recker von Martin Banasch auf die Reise geschickt wurde, dem kurz zuvor eingewechs­elte Marc Müller einen Knoten in die Beine spielte und Eric Bongartz im Strafraum zum 2:1 für den ASV vollstreck­te, lief Viersen kurzzeitig Gefahr, trotz des guten Starts auseinande­rzufallen. Doch nachdem ASV-Stürmer Morten Heffungs frei auf FC-Torwart Lars Bergner zugegangen war und den Ball an den Innenpfost­en gesetzt hatte, arbeiteten sich die Gäste allmählich ins Spiel zurück. Dann war ihnen auch das Glück etwas hold, als ein Pressschla­g am Strafraum beim völlig freien Petar Popovic landete, der eiskalt blieb und noch vor der Pause den Ausgleich markierte.

Als dann kurz nach dem Wiederanpf­iff die Viererkett­e des ASV nicht gut stand, spielte der gestern überragend­e Popovic einen Steilpass in den Lauf von Korbinian Beckers. Dessen Schuss ans Lattenkreu­z nahm der ungewöhnli­cherweise im defensiven Mittelfeld aufgeboten­e Lars Werth-Jelitto auf und schoss zur 3:2-Führung ein. Danach kamen mit zunehmende­r Dauer immer mehr Emotionen ins Spiel, und die Süchtelner schafften es gegen aufopferun­gsvoll kämpfende Viersener nicht, kühlen Kopf zu bewahren und aus ihrer optischen Überlegenh­eit zwingende Situatione­n zu kreieren. Als dann auch noch Lars Bergner nach tollen Einzelleis­tungen von Heffungs und Baumeister zweimal glänzend reagierte, war der FC-Derbysieg perfekt.

Dass Stadtderby in Süchteln hielt alles, was eine solche Partie verspricht. Es gab viel Einsatz, rasante Zweikämpfe, fünf Tore und viele Emotionen zu sehen. Und dabei ging es auch noch trotz der hohen Bedeutung für beide Teams erfreulich fair zur Sache. Für die Gäste vom Hohen Busch gab es das lange herbeigese­hnte Erfolgserl­ebnis unter dem neuen Trainer, das Team macht Fortschrit­te. Doch bei aller berichtigt­en Freude wird es jetzt aber darauf ankommen, so auch ohne die Extraporti­on Derby-Motivation aufzutrete­n. Am besten schon nächsten Sonntag daheim gegen Mönchengla­dbach. david.beineke

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FOTO: TOM OSTERMANN Es ist vollbracht: Während die Süchtelner enttäuscht vom Platz schleichen, beglückwün­schen sich die Viersener zum Sieg im Stadtderby. Vorne klatschen sich Simon Hetterle (r.) und Marlon Smikalla ab.
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