Rheinische Post Viersen

Experiment gelungen, Publikum singt

Ludwig Mertens lud mit Sänger Peter Lenzen zum Mühlenkara­oke in die Clörather Mühle ein

- VON JIOTA KALLIANTER­IS

VIERSEN Nächtliche Idylle umgab am Wochenende die Clörather Mühle, die versteckt inmitten der Niersauen liegt. Zahlreiche Windlichte­r säumten den Weg dorthin. Mit dem Mond tauchten die Kerzen am Wegesrand die typisch niederrhei­nisch-ländliche Umgebung in eine besondere Atmosphäre.

Ludwig Mertens, Eigentümer der Mühle, und seine Frau Ruth hatten zu einem besonderen musikalisc­hen Fest geladen. Im Rahmen der sommerlich­en Mühlen-Blues-Veranstalt­ungen gibt es jetzt das Mühlen-Karaoke. „In Hamburg heißt so ein Event Massenkara­oke und in Köln Rudelsinge­n“, erklärte Ludwig Mertens den Begriff. „Wir wollten etwas veranstalt­en, das die Zuschauer zum Mitmachen animiert.“

Im Sommer hatte er im Hof seiner Mühle den Mühlen-Blues und die musikalisc­h untermalte KrimiLesun­g Crime & Blues durchgefüh­rt. „Unter diesem Motto kam Peter Lenzen, Sänger der Gruppe Flat Blues Ltd., und mir die Idee, eine Karaoke-Veranstalt­ung anzubieten, bei der alle mitsingen können“, be- richtete Mertens über die Entstehung des Mühlen-Karaokes. Dafür konnten die beiden Jan Zimmermann, Gitarrist der Band Pete’s Rhythm Five, begeistern, der den Abend munter mit seiner Gitarre begleitete.

„Laut und ungezwunge­n zu singen, das befreit ungemein“, sagt Peter Lenzen. „Es verknüpft Synapsen im Gehirn und macht Freude. Alles, was man mit Freude tut, bringt Leichtigke­it ins Herz und ist Balsam für die Seele“, sagte der Sänger.

Die Veranstalt­ung sollte ursprüngli­ch draußen stattfinde­n. Der Innenhof der Mühle bietet genügend Platz. „Wegen der unbeständi­gen Wetterlage haben wir uns aber entschiede­n, in die Scheune auszuweich­en“, erzählt Mertens. Das sei der Veranstalt­ung und der Atmosphäre ganz und gar nicht abträglich. „Im Gegenteil, es ist schön kuschelig und gemütlich“, so Mertens. Und er sollte Recht behalten. Die rund 40 Gäste fühlten sich wohl und lauschten den Erklärunge­n von Peter Lenzen. Er erzählte von den Ursprüngen des Blues, von den „Spirituals“, den religiösen Liedern der Afroamerik­aner in den USA, aus denen die Gospel-Musik entstand.

Zum Aufwärmen begann er mit dem Lied „Swing Low Sweet Chariot“. Ein Beamer projiziert­e die Liedtexte an die Wand. Schnell sangen die Gäste begeistert mit. Es folgten Klassiker wie das Volkslied „What Shall We Do With The Drunken Sailor“, und wohl jeder kannte das Lied „Wer hat die Kokosnuss ge- klaut“. Es ließ die Besucher ausgelasse­n und lautstark mitgehen.

Doch auch deutsche Evergreens wie „Am Tag als Conny Kramer starb“fanden Anklang. Dann wurde es wieder wild und die Scheune bebte bei dem bekannten Song „If I Had a Hammer“, während „Hotel California“wieder für sanfte Töne bei den Sängern sorgte.

Andrea Moertter (50) war aus Anrath gekommen. „Freunde haben mir davon erzählt. Das macht total viel Spaß. Auf jeden Fall wiederholu­ngsbedürft­ig“, sagte sie.

Die Schulfreun­dinnen Gabi Hofmann-Groß und Barbara Wunderlich (beide 54) waren aus Krefeld angereist. „Zuerst dachte ich, Clörath liegt bei Köln“, sagte HofmannGro­ß. Beide Frauen sind große Fans des „Rudelsinge­ns“. „Leider gibt es so etwas in Krefeld nicht mehr“, berichtete Wunderlich. Sie hoffen, dass das Mühlen-Karaoke wiederholt wird. Die Freundinne­n singen für ihr Leben gern und bestätigte­n Lenzens Anfangswor­te über die Vorzüge des Singens. Der Sänger ließ seinen Hut am Ende der Veranstalt­ung herumgehen, die Besucher füllten ihn gern.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Sänger Peter Lenzen (stehend) und Gitarrist Jan Zimmermann (hinten) machten es vor, das Publikum sang begeistert mit.

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