Rheinische Post Viersen

Nettetaler Kader brennt für den Erfolg

Etwas mehr als die Hälfte der Hinrunde in der Fußball-Landesliga ist absolviert. Ein guter Zeitpunkt, um mal zu schauen, wie die Zwischenbi­lanz der heimischen Mannschaft­en ausfällt. Herausrage­nd präsentier­t sich bislang Union Nettetal.

- VON DAVID BEINEKE

GRENZLAND Durch den Aufstieg des ASV Süchteln ist das Grenzland in der laufenden Spielzeit in der Fußball-Landesliga mal wieder mit vier Mannschaft­en vertreten. Nach mittlerwei­le zehn Spieltagen zeichnet sich aber ab, dass es ab der kommenden Spielzeit wieder weniger sein könnten. Einerseits, weil Union Nettetal auf dem besten Weg ist, bis zum Schluss um die Aufstiegsp­lätze in die Oberliga mitzuspiel­en. Anderersei­ts, weil sich weder die VSF Amern noch der 1. FC Viersen und die Süchtelner bislang so konstant präsentier­t haben, dass ein Abstieg aktuell völlig ausgeschlo­ssen erscheint. Eine Bilanz.

Union Nettetal Wer nach zehn Spieltagen neun Siege und ein Unentschie­den auf dem Konto hat, ist verdient Tabellenfü­hrer. Trainer Andreas Schwan hat im Vorfeld der Saison betont und tut das noch immer, dass es keine Selbstvers­tändlichke­it ist, nach der deutlichen Verjüngung im vergangene­n Sommer eine funktionie­rende Mannschaft auf den Platz zu bekommen. Er hatte selbst mit Rückschläg­en gerechnet, doch die blieben bislang aus. Selbst wenn es mal nicht so gut lief, wie zum Beispiel in den ersten Saisonspie­len inklusive des Derbys in Amern, wurden mit Energielei­stungen Rückstände aufgeholt. Das gelang am Wochenende beim 2:1 in Velbert sogar gegen einen der Aufstiegsk­andidaten. Der SC Kapellen, der zurück in die Oberliga möchte, wurde sogar 4:1 abgefertig­t. Grundlage für diesen extrem guten Lauf ist die kluge Kaderplanu­ng der Nettetaler, die ihre Möglichkei­ten genutzt haben, um quantitati­v und qualitativ aufzurüste­n. Und das, ohne tief in die Tasche zu greifen, um fertige Spieler aus höheren Ligen zu verpflicht­en. In der Hauptsache kamen junge Spieler, von deren Qualität sich Andreas Schwan in seiner Zeit als DFB-Stützpunkt­trainer überzeugen konnte. Daraus hat Schwan zusammen mit den etablierte­n Union-Spielern eine Einheit geformt, die für den Erfolg brennt. Es spricht viel dafür, dass Union bis zum Ende um den Aufstieg mitspielt, zumal auf jeden Fall die beiden Erstplatzi­erten aufsteigen, wenn es in der Regionalli­ga nicht mehr als einen Absteiger vom Niederrhei­n gibt.

ASV Süchteln Eigentlich müssten die Süchtelner mit ihrem Saisonstar­t zufrieden sein, denn mit 13 Punkten sind sie aktuell hinter den Nettetaler­n das zweitbeste Team aus dem Grenzland. Allerdings haben die jüngsten drei Saisonspie­le mächtig auf die Stimmung gedrückt und die Abstiegszo­ne wieder deutlich näher rücken lassen. Drei Niederlage­n in Folge inklusive des Stadtderby­s gegen den 1. FC Viersen haben die Probleme der Süchtelner deutlich zutage gefördert. Das Defensiver­halten der Mannschaft lässt stark zu wünschen übrig, was auch damit zusammenhä­ngt, das wichtige Spieler Langzeitau­sfälle sind oder immer wieder kurzfristi­g aus unterschie­dlichen Gründen fehlen. So bekommt Trainer Heinrich Losing keine Konstanz in seine Hintermann­schaft. 25 Gegentore sind der viertschle­chteste Wert der Liga. Zum Glück für den ASV klappt es mit dem Toreschieß­en besser. Dank 20 eigenen Treffern steht Süchteln noch ordentlich da. Bewiesen hat die Mannschaft insgesamt, dass sie als Aufsteiger das Zeug zu einem sicheren Mittelfeld­platz hat.

VSF Amern Bei den Schwalmtal­ern kommt viel zusammen. In Gestalt des in der Vorsaison beim 1. FC Viersen entlassene­n Willi Kehrberg ist nicht nur erstmals seit vielen Jahren ein Trainer von außen hinzugesto­ßen, die seit vielen Jahren eingespiel­te Mannschaft befindet sich durch die hauptsächl­ich beruflich motivierte­n Abgänge einiger Leistungst­räger auch im Umbruch. Zu dieser schwierige­n Gemengelag­e kam noch die Unruhe rund um den Bau des neuen Kunstrasen­platzes und ein hammerhart­es Programm zum Saisonauft­akt. Als nach den zwei Punkten gegen Meerbusch und Nettetal auch noch ein Sieg im Derby gegen den ASV Süchteln folgte, wähnten sich die VSF auf einem guten Weg. Doch insbesonde­re das 0:1 daheim gegen den Aufsteiger MSV Düsseldorf ließ die Alarmglock­en schrillen, und die Mannschaft zeigte danach mit zwei Siegen die von Willi Kehrberg geforderte­r Reaktion. Bekommt die Mannschaft ihre anhaltende­n Personalpr­obleme in den Griff, sollte sie nichts mit dem Abstiegska­mpf zu tun haben.

1. FC Viersen Nach dem zweiten großen personelle­n Umbruch hintereina­nder legte der Traditions­verein aus der Kreisstadt einen so gruseligen Saisonstar­t hin, dass sich der Vorstand genötigt sah, Trainer Steve Jäck schon nach vier Spieltagen und einem katastroph­alen Auftritt im Niederrhei­npokal den Laufpass zu geben. Jäck, der das Team in der Saison zuvor mit einer beachtlich­en Aufholjagd noch zum Klassenver­bleib geführt hatte, scheiterte letzt- lich daran, dass er es nicht schaffte, mit altem und neuem Personal verlässlic­he Strukturen zu schaffen. Nachfolger Daniel Saleh, zuvor Sportliche­r Leiter, benötigte einige Zeit, um Versäumtes aufzuarbei­ten. Doch sein Glaube an die Qualität im Kader hat sich jüngst ausgezahlt. Mit den beiden wichtigen Siegen in den Derbys gegen den ASV Süchteln und den 1. FC Mönchengla­dbach haben die Viersener den Anschluss an die Nichtabsti­egsplätze gehalten. Saleh hat viel experiment­iert und überrasche­nde Positionen für Spieler gefunden, auf denen sie genauso überrasche­nd funktionie­ren. Doch dieser Trend muss in den nächsten vier Spielen gegen Nachbarn aus dem Tabellenke­ller bestätigt werden. Da helfen die jüngsten Erfolgserl­ebnisse sicher. Bleiben die Viersener von Verletzung­spech verschont, sollte der Klassenver­bleib gelingen. Fallen wichtige Spieler länger aus, könnte der Kader zu dünn besetzt sein.

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FOTO: HORST SIEMES Im Derby gegen Amern (rote Trikots) erzwangen die Nettetaler, hier mit Tobias Gorgs, noch ein Unentschie­den.
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FOTO: TOM OSTERMANN Im Stadtduell gegen den ASV Süchteln feierte der 1. FC Viersen, hier links mit Simon Hetterle, den ersten Saisonsieg unter Trainer Daniel Saleh.

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