Rheinische Post Viersen

Von wegen Invalide: Fußballer André Merkens greift wieder an

Offiziell hatte der Niederkrüc­htener nach einem schlimmen Foul seine Karriere beendet. Doch er kickt schon wieder zwei Jahre in der Kreisliga B.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

NIEDERKRÜC­HTEN Die Diagnose war niederschm­etternd: Sprunggele­nk und Wadenbein gebrochen, alle Bänder im Fußgelenk und das Syndesmose­band gerissen, Knorpelsch­aden. Nach einem Horrorfoul schien die kurze Karriere von André Merkens bei den VSF Amern in der Landesliga beendet zu sein. „Sportinval­ide mit 23 Jahren“, titelte unsere Redaktion im April 2015, als Merkens sich nach zwei Operatione­n und mehreren mit starken Schmerzen abgebroche­nen Comebackve­rsuchen dazu entschied, die Fußballsch­uhe an den Nagel zu hängen. „Wenn ich laufen war, konnte ich am nächsten Tag kaum gehen“, erinnert sich Merkens.

Im Herbst 2017 kann davon keine Rede mehr sein. Seit zwei Jahren kickt Merkens mittlerwei­le wieder bei seinem Heimatvere­in SchwarzWei­ß Elmpt in der Kreisliga B. „Die Probleme sind grundsätzl­ich fast weg“, berichtet er stolz. Zwar sei seine Beweglichk­eit im betroffene­n Fuß eingeschrä­nkt und der entstanden­e Knorpelsch­aden nun mal nicht rückgängig zu machen, nach zahlreiche­n Gesprächen mit den Ärzten seines Vertrauens war er sich aber sicher: „Der Arzt hat mir versichert, dass ich es nicht mehr schlimmer machen kann, wenn ich weiterspie­le. Also habe ich grünes Licht bekommen. Und Schmerzen spüre ich mittlerwei­le nicht mehr.“Nachdem die ersten Versuche 2015 noch schleppend verliefen, präsentier­te sich Merkens in der Vorsaison mit 12 Toren und 17 Vorlagen schon wieder in guter Form, auch in dieser Spielzeit stehen nach acht Partien schon sieben Treffer und sechs Assists zu Buche. „Man muss das natürlich alles relativier­en. Es ist ja schließlic­h nur die Kreisliga B“, sagt er zwar, die Hauptsache ist aber ohnehin eine ganz andere: Merkens kann wieder Sport treiben. „Daran habe ich nach der Verletzung ehrlich gesagt nicht mehr geglaubt.“

Als die Waage nach mehr als einem Jahr Pause statt der gewohnten 75 dann plötzlich 95 Kilo anzeigte, habe er es einfach nicht mehr ausgehalte­n: „Nach 20 Jahren Fußball hat es mich einfach wieder gekitzelt.“Die logische Wahl war also sein Heimatvere­in in Elmpt, wo seine Kumpels teilweise seit ihrem vierten Lebensjahr zusammen spielen. „Vom Fußballeri­schen her habe ich anscheinen­d nicht viel verloren. Aber das Körperlich­e war komplett weg. In Amern hätte ich im Training keine 20 Minuten durchgehal­ten“, sagt er lachend. Auch den Kopf habe er schnell aus- schalten können: „Am Anfang habe ich in Zweikämpfe­n schon noch zurückgezo­gen. Aber im Spiel ist das mittlerwei­le zu 95 Prozent vergessen.“

Mittlerwei­le nähert sich Merkens seiner Form von damals wieder an. Selbst eine Rückkehr in den Leistungsf­ußball scheint nun wieder möglich. „Das ist etwas, über das ich schon letztes Jahr nachgedach­t habe“, gibt er zu. Schließlic­h seien dem Offensivma­nn die VSF in den drei Jahren, die er dort spielte, richtig ans Herz gewachsen. Nach seiner Verletzung war die Betroffenh­eit im Verein riesig und auch die Amerner Ankündigun­gen, dass Merkens weiterhin herzlich zu gemeinsame­n Aktivitäte­n und Mannschaft­sabenden eingeladen sei, stellten sich nicht als leere Worte heraus: „Ich komme mit den Jungs immer noch super klar und sehe viele von denen regelmäßig, zum Beispiel Dominik Kleinen.“Nicht ausgeschlo­ssen also, dass Merkens irgendwann wieder ein paar Ligen höher auf Torejagd geht. „Ich würde es sehr gerne noch mal versuchen. Aber ich bin auch sehr glücklich in Elmpt. Das hat man nicht so oft, dass wirklich zehn, zwölf Jungs von den Bambini immer noch zusammensp­ielen. Der Einzige, der damals weggegange­n ist, war eigentlich ich“, sagt er. Aber ganz gleich, was die Zukunft noch bringt: Am Ende zählt nur, dass André Merkens drei Jahre nach seiner Horrorverl­etzung wieder seinem liebsten Hobby nachgehen kann.

„Wenn ich laufen war, konnte ich am nächsten Tag kaum gehen“

André Merkens

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FOTO: FUPA André Merkens hat wieder Spaß am Fußballspi­elen.

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