Rheinische Post Viersen

Zweigleisi­ger Ausbau kann kommen

Die Bundesregi­erung sieht einen „vordringli­chen Bedarf“für den zweigleisi­gen Ausbau der Strecke zwischen Dülken und Kaldenkirc­hen. Mehr Züge sollen fahren, der Lärmschutz soll verbessert werden. Viersen könnte IC-Halt werden

- VON DANIELA BUSCHKAMP, MARTIN RÖSE UND EMILY SENF

KREIS VIERSEN Der zweigleisi­ge Ausbau der Bahnstreck­e zwischen Kaldenkirc­hen und Dülken ist in greifbare Nähe gerückt: Wie das Bundesverk­ehrsminist­erium mitteilt, ist das Projekt in den „vordringli­chen Bedarf“des Bundesverk­ehrswegepl­ans 2030 aufgestieg­en. Damit ist die Maßnahme laut Gutachter wirtschaft­lich – und finanzierb­ar.

Bislang war das Projekt im „potenziell­en Bedarf“enthalten und wäre damit vor 2030 wohl nicht realisiert worden. Der Verkehrswe­geplan 2030 sei zwar bereits im Frühjahr beschlosse­n worden, sagt der Nettetaler Landtagsab­geordnete Marcus Optendrenk (CDU), allerdings unter dem Vorbehalt, dass Maßnahmen, deren Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung bis Herbst entschiede­n würde, ohne einen erneuten Beschluss des Bundestags einfließen. Davon betroffen ist auch der Ausbau des Schienenab­schnitts zwischen Rheydt und Odenkirche­n in Mönchengla­dbach. Für beide Projekte will der Bund 130 Millionen Euro investiere­n.

Für Optendrenk ist damit die sogenannte Viersener Kurve, die als unmittelba­re Verbindung von Dülken Richtung Anrath nach Krefeld die Wohngebiet­e im Alt-Viersener Ortsteil Rahser durchschne­iden würde, vom Tisch. „Das ist nicht Teil dieser Ausbauplan­ung“, sagt er. Auch Bundestags­abgeordnet­er Udo Schiefner (SPD) sagt: „Es ist damit faktisch sichergest­ellt, dass die Viersener Kurve nicht kommt.“Als Mitglied des Bundesverk­ehrsaussch­usses hat er sich jahrelang gegen sie ausgesproc­hen, während die Kurve im Ministeriu­m lange Zeit als Voraussetz­ung für den Ausbau betrachtet worden war. Auch die Stadt Viersen und der Kreis Viersen lehnten die Viersener Kurve stets ab. Die jetzige Entscheidu­ng sei eine positive Entwicklun­g für die Region, sagt Schiefner.

Dennoch taucht in der Mitteilung des Ministeriu­ms eine neue Verbindung­skurve im Raum Viersen auf, die die Bahnstreck­e Viersen–Venlo mit Krefeld und dem Ruhrgebiet verbinden soll. Doch dabei handele es sich jedoch um ein anderes Projekt, erklärt Schiefner. „Dafür soll eine stadtvertr­ägliche Streckenfü­hrung gefunden werden, inklusive dem notwendige­m Lärmschutz. Die Planungen stecken aber noch in den Kinderschu­hen.“Das Ministeriu­m konnte gestern dazu keine näheren Angaben machen.

Viersens Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) sagte: „Wichtig ist, dass der Lärmschutz für die Anwohner kommt. Dann kann ich sehr gut mit dem zweigleisi­gen Ausbau leben.“Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) zeigt sich zufrieden. „Das bedeutet, dass nach dem Ausbau der Betuwe-Linie der Weeze Kevelaer Nettetal Bhf Kaldenkirc­hen Bhf Boisheim Viersen LOBBERICH Bhf Breyell Mönchengla­dbach Weg frei ist“, erklärt er. „Das ist genau das, was wir als Stadt immer wollten.“Der Verwaltung­schef erinnert daran, dass er gemeinsam mit Vertretern aus Venlo und den örtlichen Bundestags­kandidaten vor rund sechs Jahren diese Tür wieder geöffnet habe, nachdem eine erste Wirtschaft­lichkeitss­tudie einen Ausbau als zu teuer einstufte. Danach habe es eine weitere Analyse gegeben, die zu einem anderen Ergebnis kam. Wagner zufolge sei der Bhf Dülken DÜLKEN Düsseldorf zweigleisi­ge Ausbau zum einen für den Wirtschaft­sstandort Nettetal und dessen Infrastruk­tur wichtig, zum anderen würden die Bürger profitiere­n. Die sollten, rät Schiefner, möglichst früh und eng in das Planfestst­ellungsver­fahren eingebunde­n werden. Das könne nach dem formellen Beschluss zur Höherstufu­ng bereits im kommenden Jahr starten. Wie lange der Ausbau dauere, sei noch nicht absehbar. „Laut Plan müsste er vor 2030 been- det sein“, sagt Schiefner. „Dieser Schritt der Bundesregi­erung ist eine gute Nachricht für den Kreis Viersen“, sagt auch Landrat Andreas Coenen (CDU). „Wir knüpfen an den zweigleisi­gen Ausbau aber Forderunge­n, die nicht verhandelb­ar sind. Dazu gehört ein durchgehen­der bestmöglic­her Lärmschutz – auch an der jetzt schon zweigleisi­gen Strecke in Viersen. Und wir bleiben bei unserem Nein zur Viersener Kurve.“

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