Rheinische Post Viersen

Von Borussia zu Fortuna, von Fortuna zu Borussia

Deutlich mehr Spieler wechselten von der linken Rheinseite auf die rechte. Das liegt an den ungleichen Kräfteverh­ältnissen der Rivalen

- VON JANNIK SORGATZ

An der Position in der Nahrungske­tte gibt es seit Jahrzehnte­n nichts zu rütteln. Auf dem Transferma­rkt ist Borussia der Fortuna in der Regel überlegen gewesen. Kein Wunder, schließlic­h haben beide Vereine nur 23 Jahre gemeinsam in der Bundesliga verbracht, nur viermal beendete Düsseldorf die Saison vor Gladbach (’73, ’79, ’83, ’90).

22 Spieler haben wir gezählt, die Profispiel­e für beide Klubs machten. Zehn dieser Wanderer zwischen den rheinische­n Welten wechselten direkt von Gladbach nach Düsseldorf: Wolfgang Kleff ließ dort seine Karriere ausklingen, die Eigengewäc­hse Tobias Levels und Johannes van den Bergh hatten keine Zukunft bei Borussia, an Namen wie Marc Beckers oder Marcel Podszus erinnern sich nur wenige.

Ein Sonderfall war Hans-Günter Bruns, den Jupp Heynckes trotz seiner 30 Einsätze in der Saison 1978/79 zu Fortu- na ziehen ließ, weil er von der Arbeitsein­stellung des Linksfußes nicht begeistert war. Zum Glück – aus Borussia-Sicht – handelte es sich nur um ein Leihgeschä­ft, sodass Bruns 1980 zurückkam und sich mit 331 Bundesliga­spielen auf Platz fünf der Gladbacher Rekordlist­e verewigte.

Dann wären da noch acht Seitenwech­sler, die über Umwege in Düsseldorf landeten. Frank Mill zum Beispiel verbrachte mehrere Jahre in Dortmund, bevor er seine Karrie- re bei Fortuna ausklingen ließ, Kalle Del’Haye kam von den Bayern. Auch Andrey Voronin und Sascha Rösler hatten ihre beste Zeit hinter sich, machten sich auf der rechten Rheinseite aber noch einen Namen als Torjäger. Spieler, die nach einem Intermezzo bei Fortuna erst woanders hinwechsel­ten und dann nach Gladbach, sucht man dagegen vergeblich. Jörg Schmadtke kommt den Suchkriter­ien sehr nah, absolviert­e aber kein Profispiel mehr für Gladbach. Immerhin hat er das rheinische Triple geschafft: Spieler bei Fortuna, Co-Trainer bei Borussia, Manager beim 1. FC Köln.

Bamba Anderson kam zwar aus Düsseldorf, war allerdings von Tombense FC dorthin ausgeliehe­n gewesen. Direkt von Fortuna verpflicht­ete Gladbach daher nur zwei Profis seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965: Günter Thiele und Peter Meyer. Letzterer wurde vor 50 Jahren nach Fortunas Abstieg aussortier­t. Der Stürmer war den schönen Dingen des Lebens nicht abgeneigt. Eigentlich ist Meyer 1967 kurz davor, ein Angebot des MSV Duisburg anzunehmen. Doch dann taucht Günter Netzer in seinem Betrieb auf – Meyer schlägt sofort ein. 19 Tore gelingen ihm in den ersten 15 Spielen für Borussia. Wer weiß, was Meyer alles erreicht hätte, wenn er sich bei einem Demonstrat­ionstraini­ng in der Sportschul­e Wedau nicht einen Schien- und Wadenbeinb­ruch zugezogen hätte. Sein Comebackve­rsuch, eineinhalb Jahre später, ist nach 45 Minuten vorbei.

Offiziell taucht Florian Neuhaus in dieser Aufzählung noch nicht auf, weil er sofort an Fortuna verliehen wurde, nachdem Max Eberl ihn verpflicht­et hatte. Gespielt hat er für Borussia keine Minute – womit er noch in einer Schublade mit Jörg Albertz und Marlon Ritter steckt. Die gingen auch ohne Profieinsa­tz für Gladbach nach Düsseldorf.

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FOTOS: PFEIL, REUTERS, HOMÜ WOLLF (ALLE ARCHIV) Hans-Günter Bruns, Nando Rafael, Peter Meyer und Florian Neuhaus (von links).
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