Rheinische Post Viersen

Anwohner-Protest gegen Abfallzent­rum

Der Kreis Viersen will im Gewerbegeb­iet Venete in Kaldenkirc­hen ein Abfall- und Logistikze­ntrum errichten. Viele Nachbarn sorgen sich vor Geruchsbel­astungen und zu viel Verkehr. Sie wollen eine Bürger-Initiative gründen

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND UND HEINZ KOCH

KREIS VIERSEN In Nettetal regt sich massiver Widerstand gegen das Abfall- und Logistikze­ntrum, das der Kreis Viersen 2019 im Gewerbegeb­iet Venete öffnen will. Ein Sprecher dieser Bewegung ist Werner Jobst, der 400 Meter Luftlinie entfernt von dem künftigen Standort wohnt. „Wir sind nicht gegen das Vorhaben, sondern dessen Nähe zu Wohngebiet­en“, sagt der 69-Jährige.

Zwei Kritikpunk­te sind Geruchsbel­ästigungen und verstopfte Straßen durch zuviel Verkehr. „Durch das Railtermin­al von Cabooter müssen wir mit 200 zusätzlich­en Lastwagen in Kaldenkirc­hen rechnen – und es gibt doch nur drei Straßen“, sagt Jobst. Anwohner überlegen jetzt, Unterschri­ften zu sammeln und ein Bürgerbege­hren zu starten.

Im Netzwerk Facebook ist das Interesse immens: Innerhalb von wenigen Tagen haben sind mehr als 1200 Menschen in der Gruppe: „Venete – Ja gerne, aber nicht so“zusammenge­schlossen. Auch Bürgermeis­ter Christian Wagner nimmt dort zu den Befürchtun­gen der Anwohner, die während einer Infoverans­taltung wurden, Stellung: „Die Stadt Nettetal ist jetzt Beteiligte­r im Verfahren. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Sorgen und Nöte der Bürger ernst genommen werden.“Er habe vom Abend mitge- nommen, dass die Verkehrsbe­lastungen für Ausweichst­raßen wie etwa den Deller Weg und die Belastung für die B 221 Sorgen hervorrufe­n. Auch die Zahl insbesonde­re der LKW-Bewegungen werde kritisch gesehen, die Aussagen des Gutachters bezweifelt. „Ich teile diese Sorgen und die Stadt wird die entspreche­nden Fragen im Verfahren eindeutig formuliere­n“, kündigte er an.

Über die Planung und Umsetzung berichtete bei dem Info-Abend Nils Oldhafer, Geschäftsf­ührer des Planungsbü­ros in Hannover. Das Zentrum werde aus zwei getrennten Teilen bestehen. Im hinteren Logistikze­ntrum, einer großen, rund 14 Meter hohen Halle, sollen die kommunalen Abfälle umgeschlag­en werden. Man rechne mit etwa 150.000 Tonnen im Jahr, insbeson- dere Bio- und Grünabfall sowie Hausmüll und Papier. In der Halle herrsche Unterdruck, die Luft würde abgesaugt und gefiltert. Die Zufahrt der Lastwagen erfolge über Schleusen. Somit könne keine Abluft ungefilter­t nach draußen gelangen. Vorne an der Straße liege das Wertstoffz­entrum. Dort können Privatleut­e Abfälle abgeben. Diese werden nach Arten getrennt in Con- tainern angenommen und zu den Verwertung­s- oder Entsorgung­sanlagen transporti­ert. Die Container sind im Halbkreis versenkt, so dass eine Abladung problemlos möglich sei. Dort rechne man mit etwa 100.000 Tonnen pro Jahr.

Für die Genehmigun­g sind einige Gutachten nötig, die zurzeit erstellt werden. Für die Bereiche Verkehr, Luft und Schall lägen erste Ergebnisse vor. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass die Bürger den Ergebnisse­n sehr skeptisch gegenübers­tanden. So wurde die Aussage von Hans Königs vom IVV-Aachen, dass „die Lage des Zentrums nahe der Autobahnab­fahrt ideal sei“und der Lkw-Verkehr über die Autobahn fließen werde, angezweife­lt. Man habe beim Bau der Autobahn erfahren, dass sich die Lkw-Fahrer nicht an vorgegeben­e Routen halten, der Zeitdruck sei zu hoch. Dazu sagte Andreas Budde, Betreibsle­iter der ABV, sagte: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir das durch Vorschrift­en vorgeben“.

Alexander Ropertz (Müller-BBM) meinte, dass wegen der Schleusent­ore und des Unterdruck­s in der Halle Geruchsbel­ästigungen sehr gering seien. Anders als in Süchteln gebe es keine Kompostier­ungsanlage oder Zerkleiner­ung, sondern es erfolge nur eine Umladung. Deshalb könnten vergleichb­are Gerüche wie in der Süchtelner Anlage in Venete auch nicht entstehen.

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GRAFIK: KREIS VIERSEN So soll das neue Abfall- und Logistikze­ntrum aussehen, das der Kreis Viersen im Gewerbegeb­iet Venete plant.
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FOTO: HEKO Andreas Budde (ABV).

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