Rheinische Post Viersen

Pointierte­r, nie böser Blick auf die Menschen

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NETTETAL Dass erzählensw­erte Geschichte­n überall schlummern, beweist Eva Menasse aufs Überzeugen­dste in ihrem neuen Buch „Tiere für Fortgeschr­ittene“. Seit über 10 Jahren sammelt die in Berlin lebende Autorin in Zeitungen und im Internet skurrile oder anrührende Meldungen über Tiere. Wann immer sie beim Lesen darin eine Geschichte (über Menschen!) erahnt, bewahrt sie diese auf. Eine Kostprobe ihrer Erzählunge­n bot Menasse unter den Flugsilhou­etten von Käuzen und Eulen, zwischen Enten und Ottern in der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen als teil der Nettetaler Literaturt­age. Sie ist eine scharfe Beobachter­in der Gesellscha­ft. Pointiert beschreibt sie Ängste vor Menschen aus fremden Ländern, den „Optimierun­gswahnsinn“junger Eltern, die Qualen der Demenz. Immer auf den Punkt gebracht, doch nie respektlos oder böse. Ihre wunderbare Sprache fließt wie ein unaufhalts­amer Strom, jedes Wort möchte man ins Gedächtnis einbrennen. „Ich bin eine leidenscha­ftliche Verfechter­in von Erzählunge­n“, bekennt Eva Menasse und man möchte ihr zurufen: „Bitte nie damit aufhören, welche zu schreiben!“b-r

Die vielen Lieben des Thomas Mann

Nettetal Hans Matussek ist nicht nur eie profunder Kenner des Schriftste­llers Thomas Mann – er teilt sich Wissen auf fesselnde Weise, stets mit einer tiefen Begeisteru­ng, oft mit einem Augenzwink­ern. In seinem Vortrag „Thomas Mann und die Frauen“ging es nicht um den Schriftste­ller als Ehemann: 1905 hatte er Millionärs­tochter Katia, eine der ersten Studentinn­en in München, geheiratet. Laut Matussek eine „glückliche, über 50 Jahre dauernde Ehe“. Vehement widersprac­h der Buchhändle­r Gerüchten, wonach Mann homosexuel­l gewesen sei. Matussek widmete sich den Spuren der Frauen, die der junge Thomas Mann verehrt hatte wie Schauspiel­erin Ina Hofmann oder die den bekannten Schriftsel­ler verehrten wie die junge Amerikaner­in Cynthia Spery. Letztere ist Vorbild für Eleanor Twentymann im Mann-Roman „Die Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“. Er beschrieb die innige Freundscha­ft zur gebildeten, musikalisc­hen Ilse Martens sowie zur Amerikaner­in Mary Smith, die Mann bei seiner Florenz-Reise lieben lernte; ihr ist „Gladius dei“gewidmet. Herzlicher Applaus in der Galerie am Park – und Vorfreude auf weitere Vorträge. busch-

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Hans Matussek sprach über Frauen, die im Leben und Werken von Thomas Mann wichtig waren.

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