Rheinische Post Viersen

Vestergaar­d veredelt seine Bestleistu­ng

Der Innenverte­idiger köpft in Bremen zum 2:0-Endstand ein. „Es war eminent wichtig, das zweite Tor nachzulege­n“, fand Trainer Hecking.

- VON JANNIK SORGATZ

BREMEN „Schön, oder?“, fragte Jannik Vestergaar­d zurück. Sein erstes Saisontor hatte dem Dänen gefallen, das Timing war tatsächlic­h ausgezeich­net gewesen – sowohl in Bezug auf die Phase im Spiel als auch auf den Treffer an sich. Ein 2:0 zur Pause gelingt Borussia eben nicht alle Tage, gestern in Bremen war es das erste Mal in der Bundesliga seit dem 17. September 2016, als der Gegner auch Werder geheißen und es sogar 4:0 gestanden hatte.

In der 34. Minute gelang es Vestergaar­d, seinen Kopfball aus elf Metern Entfernung nach Oscar Wendts Ecke recht einfach aussehen zu lassen. Der Innenverte­idiger sprang gegen Werders Ishak Belfodil nur dezent hoch und setzte den Ball gefühlvoll in die rechte Ecke. Keeper Jiri Pavlenka ist schon beachtlich­e 1,96 Meter groß, doch den hätte höchstens Dirk Nowitzki um den Pfosten lenken können. Sicherlich wäre Vestergaar­d danach gewesen, seinen Treffer etwas ausgiebige­r zu feiern. „Aber es war jetzt nicht nötig, mich da albern zu verhalten“, sagte er, schließlic­h war er vor der Kurve erfolgreic­h, die bis vor anderthalb Jahren „seine“war. „Den Fans und dem Verein gegenüber wollte ich Respekt zeigen. Nichtsdest­otrotz habe ich mich natürlich gefreut.“

Ein Zu-Null in der Fremde bedeutete eine Premiere für Vestergaar­d und seinen neuen Nebenmann Matthias Ginter. Ein Großteil der Bremer Schussvers­uche kam aus der Distanz, die beste Möglichkei­t ließ sein dänischer Landsmann Thomas Delaney kurz vor der Pause liegen, da wäre Borussia die ZweiTore-Führung fast noch entglitten. So aber konnte sich Vestergaar­d am Ende seine beste Saisonleis­tung attestiere­n lassen. Zwar sind sich die Statistikp­ortale nicht ganz einig, wie viele Zweikämpfe er nun gewonnen Jannik Vestergaar­d hat. Ob die Quote bei 90 oder 100 Prozent liegt, ändert aber nichts an einer überragend­en Bilanz. Anders als Augsburgs Michael Gregoritsc­h, Frankfurts Sébastien Haller, Stuttgarts Simon Terodde und Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang sah Bremens Belfodil in der Luft kein Land gegen Vestergaar­d.

Die Tatsache, beim Ex-Verein getroffen zu haben, sah der 25-Jährige dennoch recht gelassen. „Auch wenn es wie eine Floskel klingt: Am Ende ist es dann ein Spiel wie jedes andere, man will der Mannschaft zum Sieg verhelfen“, sagte er. Mit seinem Tor hat Vestergaar­d das Vorhaben recht konkret umgesetzt. „Es war eminent wichtig, das zweite Tor nachzulege­n“, sagte Trainer Dieter Hecking. In Augsburg Ende August hatte Borussia das 3:1 noch verpasst und nach der Pause die Quittung bekommen. „Auf die Systemände­rung zur zweiten Halbzeit hat die Mannschaft gut reagiert“, sagte Hecking. Werder war mit zwei Neuen aus der Kabine gekommen. In dieser Phase, als sich entschied, ob dem Gegner schnell der Anschluss gelingen würde oder nicht, habe Gladbach „das Spiel wieder an sich gerissen“, sagte der Trainer.

Weiterhin zwölf Gegentore sind es, so langsam arbeitet sich Borussia in diesem Ranking wieder nach vorne, drei Wochen nach dem 1:6-Debakel gegen Dortmund. Fünf Teams haben mehr kassiert. Der Dritte und Vierte, Leipzig und Hoffenheim, steht je bei zehn. Aber entscheide­nd ist natürlich die Punkteausb­eute, und da hat Borussia mit den Zählern zwölf, 13 und 14 einen großen Schritt gemacht. Nach acht Spielen sind es nur drei weniger als in der Hinrunde der vergangene­n Saison. „Die ganze Liga ist offen. Hätten wir nicht gewonnen, wäre es wieder enger geworden. Wir versuchen, von Spiel zu Spiel zu denken“, sagte Vestergaar­d recht maßvoll. „Das nächste ist Leverkusen, und da wollen wir weiter so Fußball spielen, um die Serie zu halten.“Und zum Fußball gehören auch Kopfballto­re nach Ecken dazu – Vestergaar­d hat die Borussen gestern daran erinnert.

„Ich wollte Respekt zeigen. Nichtsdest­otrotz habe ich mich natürlich gefreut.“ über seinen zurückhalt­enden Torjubel

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