Rheinische Post Viersen

Derby mit Nachspiel für TSV-Ultras

Weil sich einige seiner Fans beim Handball-Stadtduell in Lobberich daneben benommen haben, denkt der TSV Kaldenkirc­hen über Konsequenz­en nach.

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NETTETAL (ben-/wiwo) Das Nettetaler Stadtderby in der Handball-Verbandsli­ga zwischen dem TV Lobberich und dem TSV Kaldenkirc­hen hat für die Ultras Kaldenkirc­hen ein Nachspiel. Vor allem für ihr Verhalten im Umfeld des Spiels zog sich die Fangruppe aus Kaldenkirc­hen den Unmut vieler Lobberiche­r, aber auch Kaldenkirc­hener zu.

Wie die Polizei am Sonntag bestätigte, gab es im Vorfeld der Partie eine Sachbeschä­digung an einem Auto. Deshalb rückten sogar vier Polizisten zur Werner-Jaeger-Halle aus. Auf der Suche nach dem Tatverdäch­tigen gingen sie in die Halle, stellten dort fest, dass einige Zuschauer stark alkoholisi­ert waren und entschiede­n sich, bis zum Ende der Partie vor Ort zu bleiben. Weil anschließe­nd alles friedlich blieb, bewertete die Polizei den Einsatz als eher unspektaku­lär. Klar, dass das auf die unmittelba­r Betroffene­n anders wirken kann. Laut eines Besuchers, der auch einen Leserbrief zu den Vorfällen verfasst hat, hätten die Ultras sogar einen Mülleimer in Brand gesteckt und kaputte Flaschen in Toiletten geworfen.

Angesichts der pausenlose­n Gesänge in der Werner-Jaeger-Halle, oft jenseits der Grenzen des guten Geschmacks, hätten viele Fußballer aus dem Grenzland allerdings nur müde mit den Schultern gezuckt. Oft sind sind es bei ihnen Jugendlich­e und junge Erwachsene, die sich lange vor Spielbegin­n treffen, nicht selten Alkohol konsumiere­n und dann zu den Spielen pilgern. Sie gehören vielerorts, auch bei niederklas­sigen Mannschaft­en, schon zum Alltag. Für die heimischen Handballer ist das in der Form allerdings eine neue Erfahrung. „Im Handball haben wir so etwas noch nicht erlebt. Da sind die Fans dazu da, die eigene Mannschaft zu unterstütz­en. Die waren keine Hilfe für unsere Jungs. Mir ging das zu weit“, sagte Kaldenkirc­hens Abteilungs­leiter Friedbert Janßen.

Seit etwa einem Jahr sind die Ultras, die ihren Ursprung im Fußball haben, beim Handball mit dabei. Von Ausnahmen abgesehen, hätten deren Mitglieder nichts mit der Handball-Abteilung zu tun. Sie führen auch mit zu Auswärtssp­ielen, aber da hätten die TSV-Verantwort­lichen sie im Griff. Janßen tauschte sich nach eigenen Angaben noch am Samstag mit den Verantwort­lichen des TV Lobberich aus. „Wir Vereine verfassen gemeinsame Anträge an die Stadt. Wir haben nichts gegeneinan­der. Die Rivalität auf dem Feld ist normal, aber das hat nichts mit solchen Krawallmac­hern zu tun“, sagte Janßen. Heute tagt der Gesamtvors­tand des TSV, dort will Janßen das Thema ansprechen. Für Samstag hat er eine Sondersitz­ung des Abteilungs­vorstandes anberaumt. „Wir müssen entscheide­n, wie drastisch wir damit umgehen“, sagte Janßen. Von den Verantwort­lichen des TV Lobberich war gestern niemand für eine Stellungna­hme zu erreichen. Alkoholisi­ert, im Konvoi mit Pyrotechni­k und Militär-T-Shirts durch die Lobberiche­r Straßen zur Halle Werner-Jaeger-Gymnasium gezogen, die Kreuzung vor der Halle blockiert, die Windschutz­scheibe eines drängelnde­n Autofahrer­s zerschlage­n, den Mülleiner am Halleneing­ang mit einer blau-weißen Rauchbombe in Brand gesteckt, kaputte Flaschen in die Toiletten geworfen und 60 Minuten nur Schmährufe gegen den TV Lobberich. Kein Anfeuern der eigenen TSV- Mannschaft. Und das alles vor den Augen von kleinen Handballki­ndern, die mit den Spielern des TV Lobberich eingelaufe­n waren. Die Polizei musste für Ordnung sorgen. Besorgte Eltern verließen mit ihren Kindern vorzeitig die Halle. Einig waren sich nach dem Spiel alle Handballer und Freunde des TV Lobberich und des TSV Kaldenkirc­hen gleicherma­ßen. Solche Unterstütz­ung braucht kein Mensch. Hier sind jetzt wir Nettetaler alle gefordert, uns gegen solches Verhalten zu wehren. Schönreden hilft hier nicht mehr. Hier ist Zivilcoura­ge gefordert, sonst stirbt unser schöner Handballsp­ort. Michael Liedtke Nettetal

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FOTO: JÖRG KNAPPE Mit einer Konfetti-Kanone sorgten die TSV-Ultras zu Beginn des Derbys in der Werner-Jaeger-Halle für eine längere Spielunter­brechung.

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