Rheinische Post Viersen

Bekannte Journalist­in durch Autobombe in Malta getötet

-

VALLETTA (rtr) Nach dem Tod einer Journalist­in durch eine Autobombe in Malta vermutet ihre Familie das Motiv für den Anschlag in ihren Recherchen gegen Korruption in dem EU-Land. „Meine Mutter wurde ermordet, weil sie zwischen dem Rechtsstaa­t und jenen stand, die ihn verletzen wollen“, schrieb der Sohn von Daphne Caruana Galizia auf Facebook. Die 53-Jährige starb am Montag durch eine Bombe in ihrem Wagen, kurz nachdem sie ihr Haus im Norden der Insel verlassen hatte. Galizia war die bekanntest­e Investigat­iv-Journalist­in Maltas und hatte in ihren Artikeln wiederholt Korruption auf der Mittelmeer­insel angeprange­rt.

Die EU-Kommission äußerte sich entsetzt über die Tat. Das Recht von Journalist­en, zu recherchie­ren, unangenehm­e Fragen zu stellen und wirksam zu berichten, sei das Herz gemeinsame­r Werte und müsse zu allen Zeiten verteidigt werden, sagte der Chefsprech­er der Brüsseler Behörde. Auch Maltas Ministerpr­äsident Joseph Muscat, der von Galizia ebenso kritisiert worden war wie Opposition­spolitiker, zeigte sich be- troffen. „Jeder weiß, dass Caruana Galizia eine scharfe Kritikerin von mir gewesen ist, sowohl politisch als auch persönlich, aber niemand kann diesen barbarisch­en Akt auf irgendeine Art rechtferti­gen“, sagte Muscat.

Galizia war von Muscat verklagt worden, nachdem sie geschriebe­n hatte, dass seine Frau an einer Firma im Steuerpara­dies Panama beteiligt gewesen sei und hohe Summen zwischen dieser Firma und einem Bankkonto in Aserbaidsc­han geflossen seien. Zuletzt hatte sich Galizia mit den sogenannte­n Panama Papers beschäftig­t und war möglichen Verbindung­en zwischen Mitarbeite­rn der maltesisch­en Regierung, ausländisc­hen Banken und Firmen in Steuerpara­diesen nachgegang­en. Malta selbst wurde immer wieder vorgeworfe­n, Tricks von Unternehme­n zur Steuerverm­eidung zu unterstütz­en.

Die maltesisch­en Behörden haben Hilfe von niederländ­ischen Gerichtsme­dizinern und Beamten der US-Bundespoli­zei FBI angeforder­t, die gestern auf der Mittelmeer­insel eintreffen sollten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany