Rheinische Post Viersen

Eurowings warnt vor höheren Preisen

Ende des Monats führt Air Berlin den letzten Flug durch – also wächst die Nachfrage bei Eurowings und anderen Anbietern. Gerade in Düsseldorf expandiert Eurowings. Eine Transferge­sellschaft für Air-Berliner kommt wohl doch.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Vor sechs Tagen verkündete Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch gegenüber unserer Redaktion, dass er von weiter sinkenden Ticketprei­sen in der Luftfahrt ausgehe. Gestern gab sich sein Vorstandsk­ollege Thorsten Dirks vorsichtig­er. In diesem Herbst würden viele Spätbucher sicher relativ viel zahlen, weil der Wettbewerb­er Air Berlin ja ab Ende des Monats nach Thorsten Dirks, Eurowings-Chef der Langstreck­e auch noch alle Flüge in Europa aufgebe, sagte Dirks bei einem Gespräch mit Journalist­en. Er ist bei Lufthansa für den Ableger Eurowings zuständig, der die Kurzstreck­en in Europa abdeckt.

Man plane zwar bei Eurowings „keine Preiserhöh­ungen auf breiter Front“, verkündete er. Doch extreme Niedrigpre­ise wie 30 Euro nach Mallorca hält er für weniger wahrschein­lich: „Es macht keinen Sinn, dass die Kosten eines Tickets nicht einmal mehr die Gebühren der Flughäfen einspielen.“Zu Werbezweck­en will Eurowings aber diese Woche selbst eine Million Tickets ab 29 Euro auf den Markt werfen – geflogen werden darf zwischen Januar und April.

Er betonte, wie wichtig Düsseldorf für Eurowings sei. Die Zahl der Kurzstreck­enflugzeug­e werde von 25 auf 41 steigen. Eine neue Lang- Zahl der derzeit stationier­ten Flugzeuge Zuwachs der Flotte bis Ende 2018 Brüssel Dortmund BELGIEN KURZSTRECK­E LANGSTRECK­E SPANIEN Palma de Mallorca streckenfl­otte werde aufgebaut, die Ende 2018 mindestens vier Maschinen ausmachen werde. Laut Dirks plant Eurowings ab Düsseldorf sogar eher mit sechs Jets nach New York, Miami, Los Angeles und Fort Myers (Florida).

Wie stark Eurowings in Düsseldorf expandiere­n wird, hängt davon ab, ob der Airport besser läuft. „Die operative Performanc­e am Düssel- Hannover DEUTSCHLAN­D Düsseldorf Köln Stuttgart Hamburg Nürnberg München dorfer Flughafen ist nicht zu akzeptiere­n“, sagte Dirks. Dabei gehe es nicht nur um die Engpässe bei der Sicherheit­skontrolle: „Es kommt vor, dass ein Flug kürzer ist als die Wartezeit, bis ein Bus die Passagiere abholt.“Für die Zukunft glaubt er, dass man „auf gutem Weg“sei, eine bessere Qualität des Airports und mehr Investitio­nen durchzuset­zen. Der Marktantei­l von Eurowings in Salzburg Berlin Wien ÖSTERREICH Düsseldorf steigt von rund 34 auf fast 50 Prozent – also will man mitreden am Airport.

Der frühere Luftwaffen­pilot Dirks erläuterte, wie Eurowings wichtige Teile der Flotte von Air Berlin integriere­n will. Erstens werde der Wiener Ferienflie­ger Niki mit rund 20 Maschinen inklusive Mitarbeite­rn übernommen. Zweitens werde der Regionalfl­ieger Walter mit 20 Flugzeugen gekauft. Drittens würden mindestens 20 Jets von Air Berlin ohne Leute erworben – für deren Betrieb können sich nun die Air-Berliner bewerben.

Doch weil Niki und Walter mit insgesamt 1700 Mitarbeite­r zu Eurowings wechseln, sucht Air Berlin für die öffentlich verkündete­n 3000 neuen Jobs in Wahrheit nur rund 1300 Piloten und Stewardess­en auf dem Markt. „Diese Leute stellen wir nun zu unserem Tarifvertr­ag ein“, sagte Dirks. Dabei lehnte er klar ab, die Gehälter von Air Berlin zu übernehmen. „Es gibt da einige Piloten, die mehr als 200.000 Euro im Jahr verdienen. Aber bei den meisten Piloten wird die Einbuße nur neun bis zehn Prozent ausmachen.“

Derweil gibt es gute Nachrichte­n für die Belegschaf­t von Air Berlin: Es könnte doch eine Transferge­sellschaft für Beschäftig­te geben, die keine neuen Stellen finden. Dafür sei „ein mittlerer zweistelli­ger Millionenb­etrag“notwendig, erklärte Air Berlin. NRW-Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann ( CDU) sagt dazu: „Ich würde mich freuen, wenn eine Transferge­sellschaft eingericht­et werden kann. Die von Arbeitslos­igkeit bedrohten Beschäftig­ten würden damit eine profession­elle Unterstütz­ung bei der Suche nach neuer Arbeit erhalten.“Er schränkt jedoch ein: „Die beteiligte­n Firmen müssen zumindest die Kosten für die Sozialvers­icherungsb­eiträge tragen. Das entspricht einem Anteil von etwa 40 Prozent der Lohnkosten der Beschäftig­ten. Und die Bundesagen­tur für Arbeit würde das Transferku­rzarbeiter­geld in Höhe des Arbeitslos­engeldes zahlen.“

„Die operative Performanc­e am Düsseldorf­er Flughafen ist nicht zu akzeptiere­n“

 ?? QUELLE: LUFTHANSA, EIGENE BERECHNUNG FOTO: EUROWINGS | GRAFIK: C. SCHNETTLER ??
QUELLE: LUFTHANSA, EIGENE BERECHNUNG FOTO: EUROWINGS | GRAFIK: C. SCHNETTLER

Newspapers in German

Newspapers from Germany