Rheinische Post Viersen

Kreditkart­en als Gebührenfa­lle

Viele Anbieter werben damit, dass ihre Karten rundum kostenlos sind. Doch die Zeitschrif­t „Finanztest“hat 23 Angebote geprüft und festgestel­lt, dass an vielen Stellen Kosten anfallen können. Ein Ärgernis ist die Teilzahlun­g.

- VON THOMAS GRULKE

DÜSSELDORF Es ist ein verlockend­es Angebot: Viele Anbieter werben damit, dass ihre Kreditkart­en rundum kostenlos sind. Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil: Kreditkart­en können zur Gebührenfa­lle werden, da tatsächlic­h an vielen Stellen Kosten anfallen. Das geht aus einer Auswertung der Zeitschrif­t „Finanztest“hervor, die 23 Kreditkart­en-Anbieter geprüft hat. Unter den ausgewerte­ten Karten sind 16 ohne Anbindung an ein Girokonto und sieben mit kostenlose­m Girokonto.

Eine schwerwieg­ende Gebührenfa­lle kann für Kunden die Teilzahlun­g werden. Diese Variante, auch Revolving Credit genannt, haben mittlerwei­le viele Anbieter im Kartenantr­ag voreingest­ellt. Das bedeutet, dass der Nutzer nur kleine Beträge zurückzahl­t und auf die übrige Summe hohe Zinsen zahlt. Bei der Advanzia fällt gleich nach dem Abheben bis zum vollständi­gen Ausgleich gar ein Effektivzi­ns von 22,9 Prozent an. Um hohe Zinsen zu vermeiden, müssen Kunden die Umsätze deswegen selbst pünktlich begleichen, wenn sich kein Schuldenbe­rg anhäufen soll.

Die Tester liefern weitere interessan­te Ergebnisse. Dazu bildeten sie zwei Modellkund­en ab: den Standardnu­tzer, der seine Karte in Deutschlan­d hauptsächl­ich für den Einkauf im Internet nutzt, zum anderen den Reisenden, der im Ausland mit der Karte bezahlt und Geld abhebt. Letzterer gibt insgesamt auch mehr Geld aus und reist einmal im Jahr für zwei Wochen in ein Nicht-Euroland.

Eine wesentlich­e Aussage des Tests ist, dass es für Standardnu­tzer Jahresprei­s f. Finanztest-Modellkund­en durchaus einige empfehlens­werte Kreditkart­en gibt – sowohl mit als auch ohne Girokonto –, bei denen keine Teilzahlun­g voreingest­ellt ist. Bezahlen und sogar Abheben sind in Deutschlan­d zumeist kostenfrei. „Finanztest“rät allerdings davon ab, ungeprüft die Kreditkart­e der Hausbank zu übernehmen, da sie häufig teuer sei und neben den jährlichen Gebühren auch beim Abheben am Automaten im Ausland zwei bis drei Prozent der Summe anfallen würden.

Reisende sollten generell darauf achten, ob neben den Abhebegebü­hren im Ausland zusätzlich außerhalb der Euro-Länder mit der Auslandsei­nsatzgebüh­r ein Aufschlag von meist 1,75 Prozent dazukommt. Sie wird auch beim Bezahlen verlangt. Alleine dieser Posten summiert sich bei einigen getesteten Kreditkart­en auf etwa 35 Euro im Jahr.

Günstige Karten für Reisende sind die DKB-Visa-Karte, bei der allerdings ein monatliche­r Geldeingan­g von 700 Euro gewährleis­tet sein muss, und die ICS Visa World Card – trotz Auslandsei­nsatzgebüh­r von zwei Prozent. Die teuerste Kreditkart­e im Test ist dagegen die American Express Card mit 183 Euro Jahreskost­en für Reisende. Teuer sind zudem die Online-Classic-Karte der Targobank mit 154 Euro pro Jahr sowie die ADAC Mobilkarte Silber und das Kreditkart­endoppel der Landesbank Berlin mit jeweils 145 Euro.

Der Test zeigt, dass sich eine genaue Prüfung der Angebote lohnt, bevor die Wahl auf eine Kreditkart­e fällt. Denn auch wenn es günstige Karten für Internetkä­ufer oder Reisende gibt – kostenlos sind sie nicht.

 ?? 1) FÜR DIE KREDITKART­E IST EINE MITGLIEDSC­HAFT BEIM ADAC NOTWENDIG, 2) BEIM EINSATZ DER GIROKARTE IN EURO-LÄNDERN 14 EURO, 3) GILT FÜR AKTIVKUNDE­N MIT MONATLICHE­M GELDEINAGN­G VON MIDESTENS 700 EURO, ANSONSTEN 35 EURO | QUELLE: FINANZTEST 2017 | FOTO: DPA  ??
1) FÜR DIE KREDITKART­E IST EINE MITGLIEDSC­HAFT BEIM ADAC NOTWENDIG, 2) BEIM EINSATZ DER GIROKARTE IN EURO-LÄNDERN 14 EURO, 3) GILT FÜR AKTIVKUNDE­N MIT MONATLICHE­M GELDEINAGN­G VON MIDESTENS 700 EURO, ANSONSTEN 35 EURO | QUELLE: FINANZTEST 2017 | FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany