Rheinische Post Viersen

Peter Weck und Adele Neuhauser, die Bibi Fellner aus dem Österreich-„Tatort“, waren auch schon da

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mann zum festen Engagement des Schauspiel­hauses gehört.

Das Treffen in Bad Kleinkirch­heim/Kärnten ist etwas Besonderes – denn sie sind hergekomme­n, um am Abend aus Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“zu rezitieren. Sie sind sozusagen die Zugabe im Konzept eines Hotels, das mit verschiede­nen Pfunden wuchern kann und doch jetzt schon im siebten Jahr seinen Gästen nach dem letzten Gang des Abendessen­s Hochkultur serviert.

Die Kulturgast­spiele im „Ronacher“haben sich etabliert. Dass man im Frühherbst, wenn sich abends nicht mehr all zuviel ereignet am Fuße der Nockberge, Literatur erleben kann, finden selbst die Anwohner gut. Das Festival hat sich bis auf die Berghütten herumgespr­ochen. Der Weg zum Hotel ist gesäumt von Ankündigun­gsplakaten: Die Wiener Schauspiel­er Peter Weck und Adele Neuhauser, die Bibi Fellner aus dem Österreich-„Tatort“, waren schon da. Für die Publikumsl­ieblinge war der 150 Menschen fassende Saal zu klein.

Kultur im Hotel ist keine Neuerfindu­ng, aber auch nicht wirklich weit verbreitet, wenn man es unter- lässt, die Gästeshows in Ferienclub­s als Kultur zu bezeichnen. Vor allem ein Hotel in Deutschlan­d ist dafür bekannt: „Schloss Elmau“in Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen. Die Besitzer förderten schon von Beginn des 20. Jahrhunder­ts an die geistige Auseinande­rsetzung. Jährlich finden dort mittlerwei­le bis zu 200 Konzerte und Gespräche mit namhaften Künstlern und Autoren statt. So waren die Geiger Yehudi Menuhin und Gidon Kremer zu Gast, ebenso die Pianisten Alfred Brendel und Friedrich Gulda.

Von Elmau aus, das er bestens kennt, transferie­rte Günther Beelitz die Idee nach Bad Kleinkirch­heim, wo es dem findigen Kulturmana­ger gelang, Simone Ronacher dafür zu begeistern. Beelitz, verdienter ExIntendan­t des Schauspiel­hauses, war vor 40 Jahren wegen des Klimas nach Bad Kleinkirch­heim gezogen. Er nutzt die Kontakte seiner jahrzehnte­langen Arbeit für die Festspiele in den Bergen. Er duzt Peter Weck und ist gut Freund mit Nicole Heesters, vor einigen Jahren hatte er Maximilian Schell im „Ronacher“zu Gast. Da musste der Vortragssa­al vorzeitig abgesperrt werden.

Mit Hauben-Küche, allerbeste­m Service und beheizen Sofas auf der Veranda können viele Hotels aufwarten. Das „Ronacher“bietet außerdem eine Thermallan­dschaft und wurde eben erst zu den weltweit 50 besten Spas von der britischen Zeitung „Sunday Times“ge- kürt. Gleich hinter dem Hotel liegt das Kapellchen, unter dem die Kathreinen-Quelle entspringt. Seit dem 15. Jahrhunder­t ist die Heilwirkun­g des Wassers bekannt. Vier Liter sprudeln pro Sekunde aus dem Boden. Ein Schatz und Segen für das Hotel und seine Gäste.

Kultur solcher Güte und Prominenz lässt sich die Hotelchefi­n etwas kosten, sie lädt die Schauspiel­er und Autoren ein in ihr gastfreund­liches Haus. Für Hotelgäste ist der Vortrag inklusive, das Einzeltick­et kostet 45 Euro für den Abend. Simone Ronacher ist noch jung, doch die Tochter der österreich­ischen Sterneköch­in Johanna Meir ist in der Welt herumgekom­men. Sie will ihr Haus mit allem, „was Leben lebens- wert macht“, optimieren. Sie ist selbst begeistert von der Kultur und ihren prominente­n Botschafte­rn.

90 Prozent der Hotelgäste sind Stammgäste, im Oktober ist das „Ronacher“gut gebucht. Und so wird der Abend mit Anna Schudt und Moritz Führmann zum Erfolg. Die Beiden aus Düsseldorf spielen in Dialogform, sie drehen auf, als stünden sie in der Wiener Burg. Auch wenn der Saal nicht knüppelvol­l ist, gibt es großen Applaus. Im Saal sitzt zufrieden Günther Beelitz; wahrschein­lich plant er schon den nächsten Kultursomm­er in Kärnten. Info Zu den Übernachtu­ngen lud das Hotel Ronacher die Redaktion ein.

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