Rheinische Post Viersen

Erschwerte Anreise für Ostsee-Urlauber

Bauarbeite­n auf der A19, die A20 abgesackt – Reisende erwartet nächsten Sommer eine Geduldspro­be.

-

TRIBSEES (dpa) Die Bilder von der eingebroch­enen Ostsee-Autobahn 20 machen auch nach Tagen noch fassungslo­s. Wie kann so etwa nur passieren, fragen sich die Menschen kopfschütt­elnd. Eine umfassende Antwort darauf kann es erst geben, wenn das vom Land Mecklenbur­gPommern bestellte Gutachten vorliegt. So lange dürfen die Verantwort­lichen mit dem Handeln nicht warten, fordert der Vorsitzend­e des Landestour­ismusverba­nds, Wolfgang Waldmüller. Die Zeit laufe mit Blick auf die nahende Urlaubssai­son 2018 davon. Denn wegen der Bauarbeite­n bei der Petersdorf­er Brücke auf der A19 gibt es nun ein zweites Nadelöhr, durch das sich die Urlauber quälen müssen. Dort ist für 2020 das Bauende anvisiert.

In den vergangene­n Tagen war auf der Fahrspur in Richtung Rostock auf einer Länge von etwa 100 Metern die Autobahn abgebroche­n. In diesem Abschnitt ist ein nun riesiges Loch von etwa zehn Metern Breite, 40 Metern Länge und durch- schnittlic­h 2,50 Meter Tiefe entstanden. Grund ist vermutlich eine sogenannte Torflinse, über die die Autobahn verläuft. Der Verkehr Richtung Rostock wird umgeleitet, der in Richtung Stettin ist noch auf einer Spur möglich.

„Die Lebensader A20 muss funktionie­ren“, sagt Waldmüller und spricht von einem Fiasko. Die notwendige­n Bauarbeite­n müssten umgehend zur Chefsache erklärt werden, bei der neben Landesver- kehrsminis­ter Christian Pegel (SPD) auch Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der Pflicht ist. Natürlich müsse Ursachenfo­rschung betrieben werden. Aber unter Umgehung sämtlicher Fristen müsse rasch begonnen werden, eine Ersatzstra­ße zu bauen, damit ein Übergang geschaffen wird, fordert Waldmüller. Der Tourismusc­hef fürchtet, dass unter Einhaltung des regulären Behördenga­ngs und Ausschreib­ungen auch in fünf Jahren keine befahrbare Straße da ist. „Wir müssen sofort reagieren.“Dabei dürfe der Blick auf die Kosten keine Rolle spielen. „Die Verluste für die Wirtschaft und den Tourismus sind weitaus größer.“Die Belastunge­n vor allem für die Anwohner an der Umleitungs­strecke sind immens – auch durch die vielen Lastwagen, die sich durch die teils schmalen Straßen quälen müssen.

Für die Vorsitzend­e des Steuerzahl­erbundes in Mecklenbur­g-Vorpommern, Sophie Mennane-Schulze, ist klar, dass egal, welche Lösung sich schnell oder in einigen Jahren durchsetze­n wird, der Steuerzahl­er letztlich die Kosten tragen wird. „Sämtliche Haftungsfr­isten gegenüber den Bauverantw­ortlichen sind abgelaufen.“Der deutsche Autobahnpl­aner Deges geht von einer fünfjährig­en Regresszei­t aus. Die ließe sich laut Mennane-Schulze nur verlängern, wenn ein vorsätzlic­hes Fehlverhal­ten vorliegt.

Bei dem Wissen um die Tragweite der Verwerfung­en müsse man aber froh sein, dass nichts Schlimmere­s passiert ist. Problemati­sch sei, dass die A20 nicht zum ersten Mal schlechte Schlagzeil­en hat. Mennane-Schulze erinnerte an den Brüllbeton bei Schönberg oder die Asphaltbla­sen ebenfalls zwischen Lübeck und Wismar. „Da hätte man vermutlich eine Stufe höherwerti­g bauen können.“Es stelle sich grundsätzl­ich die Frage nach dem Sinn dieser Art der Ausschreib­ung, wenn der Günstigste genommen wird und letztlich Probleme auftauchen.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein abgesackte­s Teilstück der A20 bei Tribsees.
FOTO: DPA Ein abgesackte­s Teilstück der A20 bei Tribsees.

Newspapers in German

Newspapers from Germany