Rheinische Post Viersen

Verwirrung um die „Viersener Kurve“

Die als unmittelba­re Verbindung von Dülken nach Krefeld durch die Wohngebiet­e im Rahser gedachte Trasse ist vom Tisch, wiederholt Udo Schiefner. Das Verkehrsmi­nisterium aber hält an einer ,Verbindung­skurve im Raum Viersen’ fest

- VON MARTIN RÖSE UND EMILY SENF

KREIS VIERSEN Den geplanten zweigleisi­gen Ausbau der Bahnverbin­dung Kaldenkirc­hen–Dülken hat das Bundesverk­ehrsminist­erium Trasse, die gänzlich anders verlaufe als die einst geplante Viersener Kurve. Für alles Weitere sei es aber zu früh.

Trotzdem ist man im Viersener Stadtrat alarmiert. „Insbesonde­re die Bemerkunge­n zu einer ,Verbindung­skurve im Raum Viersen’ lassen jene schlimmen Befürchtun­gen erneut wach werden, die wir seit Jahren zu diesem Thema haben“, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Stephan Sillekens. „Für uns Christdemo­kraten ist die Position klar: Die Viersener Kurve in ihrer bekannten Form lehnen wir entschiede­n ab.“Die CDU werde sie mit allen Möglichkei­ten bekämpfen. Sillekens: „Sie ist eine Katastroph­e für den Nordteil unserer Stadt.“Um dies noch einmal zu bekräftige­n, werde die CDU das Thema auf die Tagesordnu­ng der nächsten Ratssitzun­g setzen lassen. „Den zweigleisi­gen Ausbau gibt es mit uns nur unter Bedingunge­n, dazu gehören die Fragen des Lärmschutz­es, die Regelung des innerstädt­ischen Verkehrsfl­usses und das Ende der Viersener Kurve.“

Vor einem Jahr hatte ein Sprecher des Bundesverk­ehrsminist­eriums unserer Redaktion bestätigt, dass die „Viersener Kurve“nicht mehr Voraussetz­ung für den zweigleisi­gen Ausbau der Bahnstreck­e Kaldenkirc­hen–Dülken sei. Ist die „Viersener Kurve“damit tot? Gestern teilte das Bundesverk­ehrsminist­erium auf eine entspreche­nde Anfrage unserer Redaktion mit: „Die genaue Lage der Verbindung­skurve im Raum Viersen ist im weiteren Planungsve­rfahren festzulege­n.“

Allerdings: Auch im neuen Entwurf des Regionalpl­ans sieht die Bezirksreg­ierung die Viersener Kurve mitten durchs Rahser vor – trotz ablehnende­r Stellungna­hmen der Stadt Viersen, des Kreises und auch des Regionalra­ts. Das teilte gestern Abend Harald Droste, Leiter des Fachbereic­hs Stadtentwi­cklung, im Viersener Planungsau­sschuss mit. „Wir als Stadt werden das in einer neuen Stellungna­hme erneut ablehnen. Denn bleibt die Trasse im Regionalpl­an drin, wäre diese Streckenfü­hrung zu übernehmen“, warnte Droste. Dabei sei das Gelände noch gar nicht untersucht worden. Droste: „Zudem könnten wir als Stadt dort gar nichts anderes mehr planen. Das aber wäre ein Eingriff in unsere regionale Planungsho­heit.“Zugleich wies er auf eine Fußnote im Bundesverk­ehrswegepl­an hin: „Dort steht, dass die neue Strecke eine „ortsverträ­gliche Umfahrung“sein soll. CDU-Ratsherr Fritz Meies mochte daran gestern nicht glauben: „Ich befürchte, dass in Wirklichke­it sehr sehr viel Druck aus den Niederland­en gemacht wird.“Eine schnelle Verbindung nach Krefeld sei nur über die Trasse der Viersener Kurve herzustell­en. „Wir sollen hier ein Venloer Problem lösen.“Heinz Plöckes (SPD) erklärte: „Wir lehnen die Viersener Kurve auch ab. Allerdings: Kommt sie nicht, werden 60 Güterzüge pro Tag künftig den Viersener Bahnhof als Kopfbahnho­f nutzen. Da wird dann deutlich mehr rangiert als früher.“

Ausdrückli­ch positiv sieht die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n den zweigleisi­gen Ausbau. „Die Güterverke­hre werden bis 2030 um rund 50 Prozent zunehmen. Das wird nicht auf dem vorhandene­n Straßenver­kehrsnetz zu schaffen sein“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Seine Kammer habe sich daher seit Jahren für die Kapazitäts­erweiterun­g des Schienenve­rkehrs ausgesproc­hen.

Bedenken äußert dagegen Jürgen Tenhagen von der Viersener Bürgerinit­iative gegen Bahnlärm. „Ich bin nicht gegen die Zweigleisi­gkeit“, betont er, „aber wir wollen ein Tempolimit für die Züge, einen besseren Schall- und Lärmschutz und wissen, mit welchen Gefahrgutt­ransporten wir dadurch rechnen müssen.“

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„Die genaue Lage der neuen Verbindung­skurve ist im weiteren Planungsve­rfahren festzulege­n“, hieß es gestern aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium.

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