Rheinische Post Viersen

Viele Betriebe melden offene Stellen

Den Handwerker­n im Kreis Viersen geht es wirtschaft­lich gut. Der Geschäftsi­ndex liegt mit 138 Prozent über dem Durchschni­tt der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Doch der anhaltende Fachkräfte­mangel belastet die Firmen

- VON EMILY SENF

KREIS VIERSEN Im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper hat sich die konjunktur­elle Hochstimmu­ng auch im Herbst 2017 mit einem Allzeithoc­h fortgesetz­t. Der von der Handwerksk­ammer (HWK) Düsseldorf gemessene Geschäftsk­lima-Index erreichte einen neuen Spitzenwer­t von 128 Prozent; zwei Prozentpun­kte über dem bisherigen Bestwert aus dem Frühjahr dieses Jahres.

Knapp die Hälfte der von der HWK befragten 8000 Unternehme­n, von denen sich 1002 zurückmeld­eten, berichtet von einer guten allgemeine­n Geschäftsl­age. Rund ein Viertel der Betriebe erwartet von diesem hohen Niveau aus sogar eine weitere Verbesseru­ng. Die Hochstimmu­ng wird dieses Mal von den Betrieben aus dem Ausbaugewe­rbe und aus den Handwerken für den gewerblich­en Bedarf – den Zulieferun­ternehmen für die Industrie – getragen. „Einen gleichblei­bend guten Geschäftsg­ang bis zum Jahresende gesetzt, dürfte die Handwerksw­irtschaft im Kammerbezi­rk Düsseldorf ein Umsatzplus von nominal mindestens zwei Prozentpun­kten einfahren“, kündigt der Präsident der Kammer, Andreas Ehlert, an.

Regional betrachtet fällt der Raum Ruhr-West mit den Städten Essen, Oberhausen und Mülheim und dem Kreis Wesel im Kammerdurc­hschnitt zurück. Während am Linken Niederrhei­n der Bausektor und im Bergischen Land die Spitzenkon­junktur in der Zulieferwi­rtschaft das Geschäftsk­lima auf jeweils 131 Prozent hochtriebe­n, erreichte der Indexwert für das Handwerk im Revier nur 125 Prozent, im Kreis Viersen liegt er gar bei 138 Prozent. Der negative Trend im Ruhrgebiet drohe sich zu verfestige­n, sagt Ehlert. Industriel­l seien das Märkische, Sauer-, Sieger- und Münsterlan­d längst stärker. „In NRW außerhalb des Ruhrraums existieren heu- te 11,5 Betriebe je 1000 Einwohner; im Ruhrgebiet nur 8,6. Die Arbeitspro­duktivität ist um zehn Prozent geringer, die Arbeitslos­igkeit am höchsten, die Bevölkerun­g rückläufig.“

Das in den anderen Regionen recht gute Konjunktur­bild wird allerdings durch den anhaltende­n Fachkräfte­mangel getrübt: Trotz dynamische­r Auftragsen­twicklung werden sich die 57.525 Unternehme­n des Wirtschaft­ssektors bei der Jahresenda­brechnung voraussich­tlich damit begnügen müssen, ihren Gesamtbesc­häftigtens­tand von Jahresanfa­ng (320.126 Mitarbeite­r) allenfalls um knapp einen halben Prozentpun­kt steigern zu können, heißt es von der HWK. Ein Viertel der Be- triebe meldet offene Stellen. „Die am stärksten personalsu­chenden Firmen des Gewerblich­en Bedarfs und der Lebensmitt­elberufe leiden akut unter Fachkräfte­mangel“, sagt Ehlert. „Bei Fleischern, Konditoren und Bäckern ist der Mangel an Fachkräfte­n und Betriebsüb­ernehmern mittlerwei­le sogar Hauptursac­he für Betriebsau­fgaben.“

Erst mittelfris­tig werde sich ein positiver Gegentrend auszahlen, wonach die Entwicklun­g auf dem handwerkli­chen Ausbildung­smarkt im Bezirk nunmehr bereits im zweiten Jahr in Folge positiv verläuft. Die Kammer rechnet zum Jahresende mit einem deutlichen Plus bei den neu geschlosse­nen Ausbildung­sverträgen um mehrere Prozent.

Das Gros der Unternehme­n behilft sich unterdesse­n mit der Modernisie­rung und Effektivie­rung der Betriebsan­lagen und betrieblic­hen Abläufe, berichtet Ehlert. Die Investitio­nen haben sich dadurch signifikan­t belebt. Jeder vierte befragte Betrieb hat seine Ausgaben gesteigert. „Insbesonde­re die Datenautom­atisierung und Digitalisi­erung schreiten voran“, sagt Ehlert. Fast flächendec­kend konnten die Unternehme­n demnach eine Anpassung der Preise für Produkte und Services durchsetze­n und dadurch ihre Ertragskra­ft stärken. Einzige Ausnahme sei das Kfz-Handwerk, das im Neu- und Gebrauchtw­agengeschä­ft Preiszuges­tändnisse habe machen müssen.

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FOTO: DPA Das gute Konjunktur­bild wird durch den anhaltende­n Fachkräfte­mangel getrübt. Ein Viertel der Betriebe meldet offene Stellen.

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