Rheinische Post Viersen

Sportler wollen Karriere bei Bundeswehr

Es gibt unter den 744 Sportsolda­ten ein großes Interesse an einer Anschlussb­eschäftigu­ng in Uniform nach der aktiven Laufbahn, sagt die Truppe. So sollen für schon 2018 Athleten Dienststel­len als Fitness-Ausbilder geschaffen werden.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Rund um die Förderung des Spitzenspo­rts in Deutschlan­d läuft seit Monaten eine intensive Diskussion. Mithilfe der Leistungss­portreform soll vieles besser werden, die Sporthilfe will Gelder mittelfris­tig aufstocken, Möglichkei­ten zur dualen Karriere sollen ausgebaut werden. Auch die Bundeswehr ist Teil dieser Debatte. Schließlic­h ist die Truppe mit 744 Förderstel­len der größte Unterstütz­er im Leistungss­port. 35 Millionen Euro investiert die Bundeswehr nach eigenen Angaben jährlich in ihre Sportsolda­ten in bundesweit 15 Sportförde­rgruppen.

Doch wie wird ein Athlet Sportsolda­t? Der jeweilige Spitzenver­band beantragt für Sportler, die als Mitglied im Bundeskade­r und/oder im Top-Team des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s ( DOSB) in Frage kommen, einen Platz in einer Sportförde­rgruppe. Wird der Antrag von der Bundeswehr bewilligt, werden die Sportler als freiwillig Wehrdienst­leistende für elf Monate angestellt und absolviere­n eine Grundausbi­ldung. Auch eine Anstellung als Soldat auf Zeit ist möglich. Doch die Zeit bei der Bundeswehr ist in der Regel endlich, und genau diese fehlende Perspektiv­e in der Truppe im Anschluss an die sportliche Laufbahn monieren Athleten.

Seit gut einem Jahr arbeitet die Bundeswehr an einer Reform der Weiterbesc­häftigung und kann nun auch erste Ergebnisse präsentier­en. „Zur Bindung ehemaliger Spitzenspo­rtler werden Dienstpost­en zur Verbesseru­ng der Sportausbi­ldung und der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit in der Fläche eingericht­et“, sagt Brigadegen­eral Markus Kurczyk, „Abteilungs­leiter Ausbildung Streitkräf­te im Kommando Streitkräf­tebasis“, unserer Redaktion. Für 2018 und 2019 würden bereits bedarfsger­echt Dienstpost­en eingericht­et. „Eine erste Interessen­abfrage durch die Sportförde­rgruppen zeigt ein großes Interesse seitens der Sportler“, sagt Kurczyk.

Athletensp­recher Max Hartung hatte im Februar in einem „FAZ“Interview kritisiert, dass es bei der Bundeswehr im Gegensatz zu den über die Polizei geförderte­n Stellen keine Aussicht auf Anschlussv­erwendung gebe. Er halte „die Bundeswehr nicht für ein besonders gutes Instrument der Sportförde­rung“, sagte der Säbelfecht­er. Im Juni berieten Hartung und seine Mitstreite­r der Athletenko­mmission mit Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen über die Sportförde­rung der Truppe. Man ging guter Dinge auseinande­r und vereinbart­e eine weitere, enge Zusammenar­beit.

Insgesamt will die Bundeswehr bei der Laufbahnpl­anung ihrer Sportsolda­ten flexibler werden. Die solle „den individuel­len Interessen und Bedarfen an Karriere und Ver- einbarkeit von Sport und militärisc­her Ausbildung sowie dem Interesse der Bundeswehr an der Nachwuchsg­ewinnung Rechnung tragen“, sagt Kurczyk. Ziel seien drei Wahlmöglic­hkeiten: erstens, die Ausbildung zum Feldwebel parallel zum Sport. Zweitens, Dienst im Mannschaft­sdienstgra­d bis zum Ende der sportliche­n Karriere, das dann auch Dienstzeit­ende ist. Drittens, eine bei angestrebt­em dauerhafte­m Verbleib in der Bundeswehr anschließe­nde Ausbildung zum Feldwebel und gegebenenf­alls sogar zum Offizier.

In diesem Zusammenha­ng soll ab Ende 2018 für Sportsolda­ten ein Bachelor-Studiengan­g an der Bundeswehr-Universitä­t in München eingericht­et werden. Arbeitstit­el: „Sportwisse­nschaft – Gesundheit, Prävention, Rehabilita­tion“. Dadurch solle eine „Steigerung der dualen Karriere und der Attraktivi­tät der Bundeswehr als Arbeitgebe­r“(Kurczyk) erreicht werden.

Denn eines ist klar: Die Bundeswehr schmückt sich gerne mit erfolgreic­hen Sportlern. Beispiele sind Turn-Weltmeiste­rin Pauline Schäfer, Leichtathl­etik-Europameis­terin Gesa Krause oder Eric Frenzel, Weltmeiste­r in der Nordischen Kombinatio­n. 125 Mitglieder und damit 28 Prozent der Olympiaman­nschaft im Vorjahr in Rio de Janeiro arbeiteten bei der Bundeswehr. 44 Prozent der 570 deutschen Olympiamed­aillen – Sommer wie Winter – seien seit 1992 von Sportlern in Uniform gewonnen worden, führt die Bundeswehr an.

In welcher Form auch die Stellen für paralympis­che Sportsolda­ten von derzeit zwölf ausgeweite­t werden können, wird übrigens genauso geprüft. Erste Ergebnisse würden für Mitte 2018 erwartet, sagt Kurczyk.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Europameis­terin in Uniform: 3000-MeterHinde­rnisläufer­in Gesa Krause spricht beim Jahresempf­ang der Bundeswehr in der Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz am 10. November 2016.
FOTO: IMAGO Europameis­terin in Uniform: 3000-MeterHinde­rnisläufer­in Gesa Krause spricht beim Jahresempf­ang der Bundeswehr in der Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz am 10. November 2016.

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