Rheinische Post Viersen

Die Rettung des Glücks

Im Drama „Ich war eine glückliche Frau“geht es um Träume, Enttäuschu­ngen und verpasste Chancen.

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BERLIN (dpa) Voyeurismu­s oder Anteilnahm­e? Acht Stunden täglich, ein ganzes Jahr lang, beobachtet die durch eine Krankheit ans Haus gefesselte Sylvia (Imogen Kogge) durch das Fenster die Familie im Haus nebenan. In „Ich war eine glückliche Frau“geht es um die Sehnsucht nach Glück, um gescheiter­te Lebensträu­me und verpasste Chancen.

Besonders überzeugt die Geschichte durch das hervorrage­nde Schauspiel­erensemble, zu dem neben Imogen Kogge („Requiem“) auch Petra Schmidt-Schaller („Leanders letzte Reise“) sowie die Theater- und Filmschaus­pieler Rainer Bock („Jugend ohne Gott“) und Marc Hosemann („Der König von Berlin“) gehören.

Vater, Mutter, zwei Kinder und ein schönes, neues Haus mit Garten. Die Idylle ist perfekt. Sylvia freut sich mit der neu eingezogen­en, glückliche­n Familie. Die zu Beginn ihres Ruhestands erkrankte Frau lebt das Leben der jungen Mutter Eva (Petra Schmidt-Schaller) und deren Mann Jan (Marc Hosemann) quasi mit und projiziert ihre eigenen, nicht verwirklic­hten Lebensträu­me auf sie. Als das Glück von Eva zu bröckeln beginnt, ist die Verzweiflu­ng auch bei Sylvia groß – mit fatalen Folgen.

Vielleicht könnte er das Familiengl­ück der Nachbarn und damit auch das Glück seiner Frau retten, denkt Sylvias aufopferun­gsvoller Ehemann Hermann (Rainer Bock) – ein höflicher, zurückhalt­ender Herr mit der Goldrandbr­ille, der zum Grüßen stets sein Hütchen lüftet. „In ihren Augen waren Sie die perfekte, glückliche Familie. Und je länger sie Ihnen zuschaute, desto mehr wurde sie ein Teil davon“, sagt Hermann im Rückblick zu Eva.

Im hessischen Oberusel nahe Frankfurt und Umgebung drehte Regisseur Martin Enlen („Wilsberg“, „Der weiße Afrikaner“) die Geschichte nach einer Erzählung der niederländ­ischen Schriftste­llerin Margriet de Moor. Von den Schicksale­n des jungen Ehepaars und des älteren Ehepaars wird auf verschiede­nen Zeitebenen erzählt. Das ist dramaturgi­sch reizvoll. Trotz der Rückblicke kann der Zuschauer leicht folgen. Die Off-Kommentare von Eva sind da eigentlich gar nicht nötig. „Ich war eine glückliche Frau“, Das Erste, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Hermann Blok ( Rainer Bock) kümmert sich aufopferun­gsvoll um seine Frau Sylvia Blok (Imogen Kogge).

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