Immer jüngere Klienten suchen Suchtberatung auf
Der Verein Kontakt-Rat-Hilfe unterstützt verstärkt Kinder und Angehörige von Suchtkranken im Kreis Viersen
KREIS VIERSEN (RP) Immer mehr Menschen suchen erstmals die Unterstützung der Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe (KRH). Unter ihnen waren im Jahr 2016 auffallend viele junge Drogenkonsumenten und zahlreiche Angehörige von Suchtkranken.
„Unsere Klienten werden jünger“, sagt KRH-Vorsitzender Hans Josef Kampe. Die Zahl der elf bis 26 Jahre alten Konsumenten illegaler Substanzen stieg um mehr als ein Drittel auf 209 – im Jahr davor waren es noch 154. Kampe führt dies auch auf eine verstärkte Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zurück.
297 Klienten im Alter von elf bis 78 Jahren wandten sich erstmals an die Suchtberatung – eine deutliche Steigerung, 2015 waren es 266 gewesen. Insgesamt betreute der im Kreis Viersen für alle Arten von Sucht zuständige Verein 1033 Klienten. „Bei 406 Klienten wurde die Betreuung abgeschlossen – 60 Prozent davon lebten abstinent oder aber die Situation hatte sich verbessert“, berichtet KRH-Leiter Reiner Lennertz.
Mehr als doppelt so viele Angehörige von Abhängigen nehmen die Unterstützung der Suchtberatung in Anspruch. Ihre Zahl stieg von 30 auf 65. Darunter sind auch Kinder. Jedes siebte Kind wachse mit mindestens einem abhängigen Elternteil auf, erläutert Dietmar Lufen, Koordinator des Fachbereichs Prävention: „Sie gehören zu einer Hoch-Risikogruppe, erfahrungsgemäß werden zwei Drittel von ihnen selbst suchtkrank oder entwickeln eine psychische Problematik.“Er kenne Grundschüler, „die den Haushalt schmeißen und damit natürlich vollkommen überfordert sind“. Für betroffene Kinder (acht bis zwölf Jahre) bietet die KRH die Gruppe „Trampolin“an. „Hier entdecken sie ihre Stärken“, erklärt Lufen. Das Programm ist kostenlos.
Auch Partner und Angehörige von Suchtkranken wissen oft weder ein noch aus. „Viele erleben einen Teufelskreis und schaffen es alleine nicht, ihn zu durchbrechen. Sie wollen dem Konsumierenden helfen, fühlen sich für ihn verantwortlich und sind gleichzeitig selbst extrem belastet“, sagt Lufen. Die Suchtberatung bietet neben Einzelgesprächen auch Kurse für betroffene Partner und Angehörige an.
Verstärkt hat die Suchtberatung die vorbeugende Arbeit vor allem bei Jugendlichen. „Wir gehen dorthin, wo die jungen Menschen sind, und warten nicht darauf, dass sie zu uns kommen“, sagt Mitarbeiter Michael Hartges. Kollegin Yella Lennartz etwa gestaltet jedes Jahr für die neuen Auszubildenden bei Mars eine Info-Veranstaltung im Betrieb.
Seit 1973 kümmert sich der Verein um suchtkranke Menschen. Hauptsitz ist in Dülken, Außenstellen gibt es in Nettetal, Willich und Kempen. Der Verein unterhält zudem mehrere ambulant betreute Wohngemeinschaften. Er beschäftigt 42 hauptamtliche Mitarbeiter. Kontakt Kreuzherrenstraße 19 in Dülken, Ruf 02162 95110, E-Mail: zentrale@krhonline.de, Internet: www.krh-online.de.