Rheinische Post Viersen

Brüggen lässt Problem-Bäume fällen

Die Burggemein­de hat ein Konzept für den Umgang mit gemeindeei­genem Grün erstellt. Demnach können Bäume gefällt werden, wenn sie Anwohner in unzumutbar­er Weise beeinträch­tigen. Was unzumutbar ist, entscheide­t die Politik

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Die Burggemein­de ist eine grüne Gemeinde – mehr als 50 Prozent des Gemeindege­biets besteht aus Wald. Doch in den Ortschafte­n macht so mancher Baum Probleme: Der eine drückt mit seinen Wurzeln das Pflaster hoch. Der andere steht in der Nähe von Versorgung­sleitungen. Der nächste nervt Anwohner durch Laubabwurf und Samenflug.

Wie die Gemeinde künftig mit solchen Problem-Bäumen umgehen will, dafür gibt es nun ein Konzept. Im März hatte der Ausschuss für Natur und Umwelt der Verwaltung den Auftrag erteilt, ein Konzept vorzulegen. Jetzt gab der Ausschuss dafür einstimmig grünes Licht, die Grünen enthielten sich. Frank Gellen

Das Konzept regelt nur den Umgang mit Bäumen der Gemeinde, nicht aber mit Bäumen in Privatbesi­tz. Ebenfalls ausgenomme­n sind gemeindeei­gene Waldfläche­n sowie Bäume, die Naturdenkm­äler sind oder die in geschützte­n Landschaft­sbereichen wachsen. Für sie gelten andere Gesetze.

Das Konzept umfasst Bäume, die an Straßen, in Parks, Sportanlag­en oder Wohngebiet­en wachsen. Alle sind in einem Baumkatast­er erfasst. Der Bauhof kontrollie­rt sie je nach Alter, Art und Standort regelmäßig, denn die Gemeinde muss sicherstel­len, dass die Verkehrssi­cherheit gewährleis­tet ist. Ist die Sicherheit nicht mehr gegeben, muss der Baum gefällt werden – das war zum Beispiel am Burgwall so, als dort Teile der Bäume auf den Weg am Burgweiher zu stürzen drohten.

Das Konzept sieht nun vor, dann über eine Fällung nachzudenk­en, wenn ein Baum seine Lebensdaue­r überschrit­ten hat (je nach Art 25 bis 40 Jahre), wenn er sein Umfeld er- heblich beschädigt, wenn die Verkehrssi­cherheit gefährdet ist oder wenn Versorgung­sleitungen beeinträch­tigt sind. Wenn ein Baum gefällt wird, soll geprüft werden, ob Ersatz gepflanzt werden kann. Sollte eine bestimmte Art einen Schaden verursacht haben, soll diese Art nicht erneut gepflanzt werden. Die FDP hat bereits eine Regelung für Baumpflanz­ungen beantragt.

Für die Bäume, die in Wohngebiet­en stehen, hatte die Verwaltung vorgeschla­gen, Fällungen auch „bei unzumutbar­er Beeinträch­tigung der Anwohner“zu erwägen – beispielsw­eise bei „extremem Laubabwurf“oder „massiver Beschattun­g“. Doch über die Frage, wie viel Laub ein Baum abwerfen müsse, damit das Laubkehren für Anwohner als unzumutbar beurteilt werden kann, entbrannte im Ausschuss eine heiße Diskussion. Ulrich Siebert (Grüne) meinte, das Laubkehren sei nicht unzumutbar: „Es mag sein, dass ein älterer Bürger damit Probleme hat, aber die hätte er auch mit Schnee. Wenn er das selber nicht leisten kann, muss er sich Hilfe holen.“

Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU) widersprac­h: „Wir müssen uns immer fragen, wie ein Bürger mit dem Baum lebt, den wir ihm dahin gesetzt haben. Das ist kein Schnee. Das ist unsere Schuld.“Joachim Voigt (CDU) fürchtete, dass der Passus zum Laubabwurf zu einer Flut von Anwohnerkl­agen führen werde. Schließlic­h einigte sich der Ausschuss darauf, den Passus mit dem Laubabwurf zu streichen. Stattdesse­n soll ein Baum auf Antrag gefällt werden können, wenn die von Anwohnern angegebene­n Beeinträch­tigungen vom Ausschuss als unzumutbar beurteilt werden.

Letztlich entscheide­t die Politik für jeden Baum einzeln, ob er gefällt wird. Entspreche­nd diskutiert­en die Ausschussm­itglieder danach über Bäume, die die Verwaltung als problemati­sch benannt hatte oder deren Fällung Bürger beantragt hatten. Bürger, die das Laub von Straßenbäu­men aufkehren müssen, erhalten übrigens bis zu fünf braune Säcke kostenfrei im Rathaus.

„Wir müssen uns fragen, wie ein Bürger mit dem Baum lebt, den wir ihm dahin gesetzt haben“ Bürgermeis­ter

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RP-FOTOS (2): BUSCH Am Platanenwe­g werden Anfang November 13 Platanen gefällt. Laut Verwaltung beschädige­n sie das Pflaster erheblich, es besteht Unfallgefa­hr. Ersatzpfla­nzungen sind vorgesehen – doch Platanen werden nicht mehr gesetzt.
 ??  ?? Am Falkenweg stehen vier Ulmen auf dem Prüfstand, weil sie das Pflaster beschädige­n. Zuvor soll ein Landschaft­sarchitekt noch einmal draufschau­en.
Am Falkenweg stehen vier Ulmen auf dem Prüfstand, weil sie das Pflaster beschädige­n. Zuvor soll ein Landschaft­sarchitekt noch einmal draufschau­en.

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