Rheinische Post Viersen

Landesliga-Topspiel ist auch Bruderduel­l

Die Fußballer von Union Nettetal wollen heute beim Tabellenzw­eiten TSV Meerbusch ihren ersten Platz verteidige­n. Der Nettetaler Neuzugang Lucas Reinert wird dabei wahrschein­lich auf seinen jüngeren Bruder Vincent treffen.

- VON DAVID BEINEKE

NETTETAL Als Lucas Reinert (22) und sein Bruder Vincent (20) in der vergangene­n Saison erstmals in einem Punktspiel im Seniorenfu­ßball aufeinande­rtrafen, da war die Situation noch eine völlig andere als heute (16 Uhr), wenn Union Nettetal zum Landesliga-Gipfeltref­fen in Meerbusch antritt. Vincent kämpfte mit dem TSV Meerbusch verzweifel­t um den Klassenver­bleib in der Oberliga, während Lucas mit dem VfR Fischeln in der Spitzengru­ppe mitmischte. Trotz einer TSV-Führung ging Fischeln letztlich auch dank zweier Treffer von Lucas als 4:1-Sieger vom Platz, und am Ende der Saison stieg Meerbusch tatsächlic­h ab. „Da musste ich meinen Bruder schon während des Spiels aufbauen, weil sich immer mehr abzeichnet­e, dass es eng wird mit dem Klassenver­bleib“, erinnert sich Lucas.

So viel lässt sich allerdings trotz des relativ frühen Zeitpunkts in der Saison schon jetzt sagen: Egal, wie die Partie zwischen dem TSV Meerbusch und Union Nettetal ausgeht, mit dem Abstiegska­mpf wird keine der beiden Mannschaft etwas zu tun haben. Der bisherige Saisonverl­auf spricht eher dafür, dass es für beide bis zum Schluss um die Aufstiegsp­lätze geht. Während das für den TSV nach dem Abstieg mit seinem starken Kader schon fast eine Selbstvers­tändlichke­it ist, haben sich die Nettetaler diese Position nach einem personelle­n Umbruch im Sommer hart erarbeitet. Mit neun Siegen und einem Remis eroberte Union die Tabellenfü­hrung und gab sie auch trotz der ersten Saisonnied­erlage voriges Wochenende gegen Heiligenha­us nicht ab – weil auch Meerbusch in Jüchen nur einen Punkt holte.

Entscheide­nden Anteil am Höhenflug der Nettetaler hat Lucas Reinert, der trotz einer starken Oberliga-Saison in Fischeln den Weg zur Union fand. Einerseits überzeugte ihn das Konzept, unter Trainer Andreas Schwan mittelfris­tig mit einer jungen und hungrigen Mannschaft etwas aufzubauen, anderersei­ts erleichter­ten ihm persönlich­e Differenze­n mit VfR- Coach Josef Cherfi die Wechselent­scheidung. „Er hat sich super bei uns eingefügt. Mit seiner Schnelligk­eit und seinen Tempodribb­lings ist er auf der Außenbahn sehr wertvoll für uns“, sagt Union-Coach Andreas Schwan. Die Leistungsd­aten untermauer­n das. In bislang allen Spielen stand Lucas Reinert auf dem Platz, erzielte drei Tore und ist laut des Fußball-Internetpo­rtals Fupa der mit Abstand beste Vorlagenge­ber seines Teams. Acht Torvorbere­itungen stehen schon zu Buche. Das Rüstzeug für solche Leistungen bekam der 22-Jährige in der Knappensch­miede von Schalke 04, wo er sogar unter Norbert Elgert trainierte, der als erfolgreic­hster deutscher Nachwuchsc­oach gilt. Der Sprung zum Profi gelang Lucas Reinert zwar nicht, doch nach seiner Jugendzeit wurde er zunächst noch beim TuS Bösinghove­n und dann beim Fusionsclu­b TSV Meerbusch in der Oberliga zur festen Größe. „Da kenne ich natürlich noch viele Jungs. Auch deswegen sind Spiele gegen Meerbusch immer etwas Besonderes für mich“, betont Lucas Reinert. Erst recht, wenn es gegen den Bruder geht. Der dürfte nach einer abgesessen­en Sperre morgen wieder für den TSV auflaufen. Wenn, dann allerdings ein ganzes Stück entfernt von seinem Bruder. Denn der 20-Jährige, der zunächst ebenfalls beim Schalker Nachwuchs spielte und dann zu Fortuna Düsseldorf ging, agiert normalerwe­ise im zentralen Mittelfeld. „Den einen oder anderen Zweikampf wird es aber bestimmt geben. Besondere Rücksicht wird dann aber nicht genommen“, sagt Lucas Reinert.

Da hätte Union-Coach Andreas Schwan sicher auch etwas dagegen. Denn trotz des tollen Saisonstar­ts und der Breite seines Kaders sieht er die Gastgeber ohnehin personell noch besser aufgestell­t. „Wenn ich da besondere Spieler nennen sollte, könnte ich fast den ganzen Kader aufzählen“, erklärt Schwan. Wenn die Nettetaler den TSV beobachten ließen, hat er immer einen bärenstark­en Eindruck hinterlass­en. Gründe für Respekt gibt es also, aber nicht für Ehrfurcht. „Wir sehen das als Herausford­erung und wollen etwas mitnehmen“, sagt Schwan. Dann wäre die Tabellenfü­hrung verteidigt, und Lucas müsste seinen Bruder Vincent wieder aufbauen – ein bisschen zumindest.

 ?? FOTOS. FUPA ?? Die Wege von Vincent Reinert (l.) und seinem Bruder Lucas werden sich heute im Gipfeltref­fen der Landesliga wohl kreuzen.
FOTOS. FUPA Die Wege von Vincent Reinert (l.) und seinem Bruder Lucas werden sich heute im Gipfeltref­fen der Landesliga wohl kreuzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany