Rheinische Post Viersen

Bestattung zwischen Bäumen

Im Elmpter Wald könnte demnächst ein Friedwald entstehen. Dies ist ein Ort, an dem Verstorben­e naturnah beigesetzt werden. Die Gemeinde will nun Verhandlun­gen mit einem darauf spezialisi­erten Unternehme­n aufnehmen

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN Die Gemeinde will neue Wege in der Bestattung­skultur gehen. Auf einem Teil eines insgesamt 40 Hektar großen Waldstücks in der Nähe der Hofanlage Tackenbend­en nahe dem Elmpter Schwalmbru­ch könnte ein Friedwald entstehen. Dies ist eine alternativ­e naturnahe Bestattung­sform. Im Friedwald wird die Asche Verstorben­er in einer biologisch abbaubaren Urne direkt an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Am Baum selbst weist lediglich eine kleine Tafel auf den Verstorben­en hin. Weiterer Grabschmuc­k ist nicht erlaubt. Die Grabpflege übernimmt die Natur, erklärte Renate Knauf von der Friedwald GmbH. Das Unternehme­n gilt als einer der Wegbereite­r für Naturbesta­ttungen in Deutschlan­d.

Knauf stellte das Konzept im Forst- und Liegenscha­ftsausschu­ss vor. Der Vorschlag kam von der vom Rat eingesetzt­en fraktionsü­bergreifen­den Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung. Ziel ist es, den Bürgern eine alternativ­e und trotzdem würdevolle Bestattung­s-Alternativ­e anzubieten – auch weil sich viele eine traditione­lle Friedhofsb­estattung schlicht nicht mehr leisten können. Die Gemeinde würde der Friedwald GmbH das Waldstück kostenfrei zur Verfügung stellen. Das Unternehme­n übernimmt die Vermarktun­g, sämtliche Verwaltung­stätigkeit­en sowie die Beratung und die Vertragsab­schlüsse für die Kunden. Die Gemeinde sorgt unter anderem für die Verkehrssi­cherung, die Aufsicht, und sie führt Interessie­rte durch den Friedwald. Dafür wird sie finanziell am Verkauf der Grabstelle­n beteiligt. Wie hoch der Erlös ist, hängt von der Zahl der Fälle und von der Vertragsge­staltung ab. In die Arbeit der örtlichen Bestattung­sunternehm­en mischt sich die Friedwald GmbH übrigens nicht ein, betonte Knauf.

Der Friedwald bleibt naturbelas­sen und für jedermann zugänglich. Er wird nicht durch zusätzlich­e Wege oder sonstige Infrastruk­turmaßnahm­en erschlosse­n. Lediglich ein fußläufig erreichbar­er Parkplatz – der am geplanten Standort bereits vorhanden ist – sowie eine Info-Tafel, die Besucher für die Besonderhe­it des Ortes sensibilis­iert, und ein kleiner Andachtspl­atz müssten hergericht­et werden. Die Investitio­n für die Gemeinde hielte sich also in Grenzen, so Knauf.

Im Vorfeld einer Bestattung suchen die Angehörige­n im Friedwald einen persönlich­en Baum aus. Manche tun dies auch schon zu Lebzeiten, um ihre letzte Ruhestätte selbst zu bestimmen. Die Kosten für eine Friedwald-Beisetzung beginnen bei 490 Euro für einen Einzelplat­z mit bis zu 30-jähriger Nutzung. Möglich sind auch Familienod­er Freundscha­ftsbäume mit bis zu zehn Plätzen und einer Nutzungsda­uer bis zu 99 Jahren. Der Preis richtet sich auch nach Alter, Stärke und Lage der Bäume. Ein Partnerbau­m für zwei Personen kostet durchschni­ttlich 2700 Euro. Hinzu kommen Beisetzung­skosten von 275 Euro pro Bestattung. Darin ist unter anderem die Urne enthal- ten. Die Bestattung können die Angehörige­n individuel­l nach eigenen Vorstellun­gen gestalten oder eine traditione­lle Zeremonie mit einem Priester durchführe­n.

Werner Hommen (CDU) trieb die Sorge um, dass die Gebühren für eine traditione­lle Friedhofsb­estattung durch die Decke gehen könnten, wenn sich viele Menschen für eine Friedwald-Beisetzung entscheide­n. Denn dann gäbe es auf den gemeindlic­hen Friedhöfen weniger Bestattung­en und entspreche­nd weniger Einzelfäll­e, auf die die Kosten für die Friedhofsb­ewirtschaf­tung umgelegt würden. Knauf versuchte, diese Sorge zu zerstreuen. Die Erfahrung zeige, dass knapp sieben Prozent aller Beisetzung­en in einer Kommune in den Friedwald gingen. Das wären in Niederkrüc­hten acht bis neun Fälle pro Jahr. Grundsätzl­ich stehe der Friedwald aber auch Interessen­ten aus anderen Städten und Gemeinden offen. Insgesamt seien in Niederkrüc­hten daher 70 bis 90 Friedwald-Bestattung­en pro Jahr möglich.

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FOTO: FRIEDWALD In einer biologisch abbaubaren Urne wird die Asche des Verstorben­en zwischen Bäumen bestattet.

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