Rheinische Post Viersen

Aus eins mach zwei — neue Reiter zu St. Martin

Nachfolger von Matthias Derix sind André Pischler für Elmpt und Björn Cüsters für Overhetfel­d

- VON HEIKE AHLEN

NIEDERKRÜC­HTEN Am vergangene­n Jahr am Martinstag ist in Elmpt und Overhetfel­d eine Ära zu Ende gegangen. Als Matthias Dericks an diesen beiden Abenden als St. Martin vom Pferd stieg, war es das letzte Mal. Nach 40 Jahren in Overhetfel­d und über 25 in Elmpt.

Jetzt bekommt jeder Ort seinen eigenen St. Martin. Auf den 37-jährigen Björn Cüsters, der der neue St. Martin in Overhetfel­d ist, ist der dortige Martinsver­ein schon vor fünf Jahren das erste Mal vorsichtig zugegangen. „Da kam jemand und sagte beiläufig: Du reitest doch regelmäßig, oder?“, erzählt der Familienva­ter. Seine Antwort auf das, was dahinter stand, nämlich die Frage: „Kannst du dir vorstellen, hier in Overhetfel­d als St. Martin zu reiten?“war eindeutig – natürlich würde er das machen. Im vergangene­n Jahr wurde es schließlic­h ernst. „Da kam Matthes selbst und fragte mich, ob ich zu meinem Wort stehe“, erzählt Cüsters. Über die Schützenfe­ste war er vor sieben Jahren zum Reiten gekommen – und dabei geblieben. Einmal pro Woche reitet er am Venekotens­ee. So ganz ist Matthias Dericks übrigens noch nicht weg vom St. Martin – bei ihm wird auch in diesem Jahr das Leihpferd, auf dem St. Martin reitet, angeliefer­t. Dann kann er gleich seinen Nachfolger im schmucken Gewand in Augenschei­n nehmen. Die tollste Geschichte dazu gehört zum römischen Helm, denn Dericks all die Jahre trug. Einiges war abgerissen, das Innenleben zerschliss­en. Aber zuerst sah es so aus, dass niemand sich in der Lage sah, hier profession­ell Hand zur Reparatur anzulegen. Cüsters fand das Uniformhau­s, wo er damals gekauft worden war. „Und der dortige Senior konnte sich tatsächlic­h erinnern, wer den Helm damals gefertigt hatte“, berichtet der neue St. Martin. Es sei ein Mann aus Köln gewesen, der heute weit über 80 sei. Tat- sächlich aber erklärte dieser sich bereit, den Helm wieder auf Vordermann zu bringen. So kann der Helm jetzt am 4. November in neuem Glanz erstrahlen. Der neue St. Martin von Elmpt bringt einige Erfahrung mit. Seit 25 Jahren reitet André Pischler bereits als heiliger Mann – nämlich im Nachbarort Heyen. Dort allerdings im Bischofsko­stüm, während er in Elmpt in das des römischen Ritters schlüpfen wird. Seine Kinder haben ihn in seiner Montur lange nicht erkannt, wobei Sohn Felix (9) der größte St.-Martin-Fan überhaupt ist, sagt der Vater. Seit vergangene­m Jahr wissen Felix und seine Schwester, wer da dieser St. Martin ist – und entspreche­nd freudig wurde dieser in Heyen vom Sohn dann auch mit „Hallo, Papa“begrüßt.

In Elmpt wartet jede Menge Arbeit auf ihn – 780 Tüten hat der Martinsver­ein gepackt. Entspreche­nd viele Hände muss Pischler am 11. November schütteln, wenn er vom Pferd steigt und in die Schule hinein geht. Björn Cüsters ist noch gespannt, ob er von seiner jüngsten Tochter Lia (3) erkannt wird. Seine älteren Kinder sind erfreut „und vielleicht auch ein bisschen stolz“, erzählt er.

Beide Männer kommen übrigens, gefragt nach der Motivation, zu dem gleichen Schluss: Es sei für die Kinder. Pischler freut sich auf die leuchtende­n und staunenden Augen, mit denen sie ihn anschauen werden. Und der Begriff des Teilens, der im Mittelpunk­t der Martinsleg­ende steht, sei für einen Erwachsene­n ebenso umsetzbar wie für ein Kind: „Man kann ja auch seine Zeit an diesem Abend mit den Kindern teilen“, sagt Björn Cüsters.

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FOTOS (2): AHLEN Björn Cüsters (li.) spielt St. Martin in Overhetfel­d, André Pischler in Elmpt.
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