Rheinische Post Viersen

A61: Umleitung auf Dauer regelwidri­g

Wenn die A 61 wegen des Braunkohle­tagebaus 2018 abgerissen wird, drohen den Autofahrer­n aus dem Kreis Viersen nicht nur Umwege, sondern auch Staus. Gutachter warnen: Die Umleitung entspreche auf Dauer nicht den Richtlinie­n

- VON MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Wegen des fortschrei­tenden Braunkohle­tagebaus Garzweiler II soll die Autobahn 61 ab August 2018 zwischen dem Autobahndr­eieck Jackerath und dem Kreuz Wanlo abgerissen werden. Der Landesbetr­ieb Straßen NRW richtet seit Monaten eine Umleitung über die A 44n und die A 46 her. Die geplante Umleitung soll fast zwei Jahrzehnte lang genutzt wer- achterlich­en Stellungna­hme im Auftrag der Bezirksreg­ierung Köln, die jüngst den Mitglieder­n des Braunkohle-Ausschusse­s vorgestell­t wurde. Die Linienführ­ung sei auf Dauer nicht regelkonfo­rm, erklären die Ingenieure in ihrer Stellungna­hme.

Das sieht Straßen NRW anders: „Die Umleitung entspricht allen Sicherheit­sstandards und wurde so geplant, dass sie von Breite und Radien her auch für die künftige Verkehrsbe­lastung ausgelegt ist“, betonte ein Sprecher der Landesbehö­rde. Nachbesser­ungen seien nicht nötig. Richtig sei aber auch: „Als dauerhafte Umleitung ist die Streckenfü­hrung nicht geeignet.“Die Umleitung könne eine zu bauende A 61n in dem Teilstück zwischen Jackerath und Wanlo nicht ersetzen.

Michael Aach, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r im Viersener Kreistag, sorgt sich um die künftige Verkehrsan­bindung des Kreises: „Das hat für den Kreis Viersen allerhöchs­te Priorität. Nicht nur Pendler, auch viele Handwerker nutzen die A 61, und ich bin mir sicher, dass vielen Menschen noch gar nicht bewusst ist, dass die Autobahn ab dem kommenden Jahr abgerissen wird.“

Die Umleitungs­strecke über A 44n und A 46 wird laut Straßen NRW gut zwei Kilometer länger sein als zurzeit. Die Autofahrer sollen mit Beginn der Vollsperru­ng ab August mehrfach „über Eck“geführt werden.

„Die Planung stammt bereits aus dem Jahr 1995“, berichtet Aach. „Die A 61 ist für maximal 72.000 Kraftfahrz­euge pro Tag ausgelegt, in Mönchengla­dbach wurden im vergangene­n Jahr aber bereits mehr als 73.400 Fahrzeuge gezählt. Dort ist die Belastungs­grenze schon heute überschrit­ten.“Während die Planer eine jährliche Zunahme des Verkehrs von ein bis zwei Prozent erwarten, nahm die Verkehrsbe­lastung dort laut NRW-Verkehrsmi­nisterium innerhalb von zwei Jahren, von 2014 zu 2016, um 5,3 Prozent zu. „Am Autobahnkr­euz Kerpen waren es sogar 7,4 Prozent“, so Aach. Er ist sich sicher: „Die Umleitung wird zu Staus führen, viele Fahrer werden sich andere Wege suchen – entweder über Landstraße­n oder die A 57.“

Besondere Sorge bereiten Aach aus verkehrlic­her Sicht der geplante Ausstieg aus der Braunkohle: „Wenn der Braunkohle­tagebau früher endet als geplant, haben wir an der Stelle, wo die neue A 61n verlaufen soll, ein mehrere hundert Meter tiefes Loch. Das darf auf keinen Fall passieren, dass die Umleitung zu einem Dauerzusta­nd wird.“

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RP-ARCHIV: L. BERNS Der Braunkohle­abbau sorgt für eine Sperrung der A 61.

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