Rheinische Post Viersen

Brief aus Erstem Weltkrieg gibt Rätsel auf

Ein Nettetaler hat einen Brief aus dem Jahr 1915 gefunden. Die Handschrif­t ist zwar schön, aber nur schwer zu entziffern. Ein Experte hat es bereits versucht, doch noch ist der Inhalt mancher Zeilen unklar

- VON SABINE KRICKE UND EMILY SENF

NETTETAL/KÖLN Ein Facebook-Nutzer aus Köln sucht im Internet nach Unterstütz­ung – beim Entziffern eines sehr alten Briefes. Der gebürtige Nettetaler hatte ihn beim Durchsehen persönlich­er Unterlagen entdeckt. „Der Brief befindet sich bereits seit über 20 Jahren bei unserer Familie“, berichtet der junge Mann, der anonym bleiben möchte. Der Brief ist handschrif­tlich verfasst, und der Poststempe­l zeigt das Datum des 28. Oktobers 1915. Das Papier ist zwar bereits ein wenig vergilbt, doch die Schrift ist noch deutlich sichtbar – nur eben nicht so einfach zu lesen.

„Da ich den Brief selber nicht lesen kann, habe ich ihn gescannt und in der Facebook-Gruppe Nettwerk Köln gepostet“, sagt der Entdecker. Einige Nutzer konnten bereits ein paar Zeilen entziffern. Fest steht mittlerwei­le etwa, dass der Brief in Warschau abgeschick­t und nach Berlin gesendet wurde.

Marcus Ewers vom Kreisarchi­v Viersen hat sich den Brief gestern genauer angesehen. Auch für ihn, der alte Schriften lesen kann, sei er nur schwer zu entziffern. Seiner Meinung nach handelt es sich um einen Schriftwec­hsel zwischen einem Herrn Wawritz aus Warschau und einem Herrn Oberpostin­spektor Max Schmidt aus Berlin. „Er berichtet davon, dass der Paketdiens­t für die Beamten und Besatzungs­truppen im Gebiet des GeneralGou­vernements (also der deutschen Besatzungs­zone in RussischPo­len) nach belgischem Vorbild organisier­t werden soll“, sagt Ewers. „Deshalb bittet er Schmidt unter eventuelle­r Mithilfe eines Herrn Stoke, die entspreche­nden amtlichen Vorgänge über die belgischen Anträge und Einrichtun­gen aus den Akten abzuschrei­ben und ihm bald- möglichst zuzusenden.“Außerdem bedanke sich Wawritz für die „Hilfsberei­tschaft“von Herrn Schmidt. „Er versichert, bald wieder zu schreiben, entschuldi­gt seine Eile und lässt Grüße, insbesonde­re an die Gattin, ausrichten“, sagt Ewers. Ein Facebook-Nutzer glaubt zudem folgenden Satz lesen zu können: „Wir haben hier schon starken Frost, ich habe mich bereits ordentlich erkältet, weil ich noch ohne Pelz bin.“

Der heutige Besitzer des Briefs hofft darauf, dass sich jemand findet, der noch mehr lesen kann. „Auf Basis der bisherigen Kommentare lässt sich bereits die ein oder andere Vermutung anstellen“, sagt er. „Aber genau weiß man es erst, wenn der Inhalt komplett übersetzt werden kann.“

Wie der Brief in den Besitz der Nettetaler Familie kam, ist unklar. Für den heutigen Kölner aber ist das nicht von Belang. „Der Brief wurde von einem Zeitzeugen aus dem Ersten Weltkrieg geschriebe­n. Alleine aus dem Grund ist er ein wichtiger Teil der Geschichte, der einen kleinen Einblick in das Leben und Wirken einer Person oder der Menschen dieser Zeit geben kann“, sagt er.

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RP-GRAFIK: M. RÖSE Dies ist der Brief aus dem Jahr 1915, den ein gebürtiger Nettetaler jetzt fand. Die Schrift ist schwer zu entziffern – und der Finder würde gern wissen, was in dem Brief steht.

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