Rheinische Post Viersen

Reinhard Kaiser und der vergessene Autor

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VIERSEN Förmlich in einen Rausch sei er während seiner Arbeit geraten, erzählt Reinhard Kaiser in der Villa Marx. Seine Arbeit, das ist die Übersetzun­g der Autobiogra­fie „Monsieur Nicolas“von Retif de la Bretonne aus dem Französisc­hen. Diese präsentier­te er – begleitet von „Insider“-Informatio­nen über Werk und Rezeption – den Zuhörern in der Villa Marx. Es war die erste Kooperatio­nsveransta­ltung des Vereins für Heimatpfle­ge mit der Kreisvolks­hochschule, deren Fachbereic­hsleiterin für Kunst, Kultur und Kreativitä­t, Heike Drewelow, den französisc­hen Autor vorstellte. Retif de la Bretonne lebte von 1734 bis 1806, war ein Vielschrei­ber, der an die 200 Bücher verfasste, Romane, Sozialutop­ien, auch erotische Werke. Er stellte sich schon früh in eine Reihe mit Rousseau und Voltaire. Mit der Autobiogra­fie in 14 Bänden sei Retif de la Bretonne „ins Uferlose“gerudert. Vor weniger als zwei Jahren stieß der in Viersen geborene Schriftste­ller und Übersetzer Reinhard Kaiser auf das Werk, kaufte in einem Berliner Antiquaria­t eine preiswerte 14-bändige Ausgabe und begann zu lesen – ein Sog zog ihn in das Leben des Retif de la Bretonne. Schnell stand für Kaiser fest, dass er es übersetzen müsse. Aber auch: dass er es würde kürzen müsse, damit zwar immer noch ein monumental­es, aber auch ein lesbares Werk entstünde. Bei Galiani in Berlin ist das 720 Seiten starke Buch erschienen. Die Kostproben, die Kaiser in der Villa Marx gab, beweisen, dass ihm ein großes Werk gelungen ist. Kaisers Sprache erweckt den heute in Deutschlan­d vergessene­n Schriftste­ller (Goethe, Schiller und Humboldt kannten Retif de la Bretonne) zum Leben und machen die über 200 Jahre alte Geschichte für uns Heutige gut les- und verstehbar.

(b-r)

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