Rheinische Post Viersen

Ein Rittersitz voller Kontraste

Haus Donk ist eines von vier noch erhaltenen historisch­en Herrenhäus­ern in Tönisvorst. Das Anwesen, dessen Grundmauer­n auf das elfte Jahrhunder­t zurückgehe­n, hat innen wie außen eine eigenwilli­ge Architektu­r.

- VON STEPHANIE WICKERATH

TÖNISVORST Die Vorster Wasserburg Haus Donk ist ein Hingucker. Das liegt daran, dass hier nichts wirklich zusammenpa­sst. Haus Donk ist auch kein Haus im eigentlich­en Sinn. Vielmehr besteht der ehemalige Rittersitz aus einem zweigescho­ssigen, eckigen Turm und einer schmalen Burg mit rundem Turm, in den lediglich eine Wendeltrep­pe passt. Der eckige Turm ist ein historisch­er Wachturm in Fachwerkba­u mit großem Dach und großen Fenstern. Das andere Gebäude erinnert mit seinen Backsteine­n und den kleinen Fenstern an eine schmale Burg mit Rapunzeltu­rm. Und obwohl die beiden Gebäude seit mehr als 700 Jahren nur etwa sechs Meter voneinande­r entfernt stehen, sehen sie bis heute aus, als hätten sie nichts miteinande­r zu tun. Daran ändert auch die moderne Glasverbin­dung nichts, die als drittes architekto­nisches Stilelemen­t das Bild komplettie­rt.

Thomas Räck, der seit 2009 auf Haus Donk lebt, bestätigt den ersten Eindruck. „Der Fachwerktu­rm ist in Teilen 1000 Jahre alt“, weiß der Burgherr. Der andere Teil des Anwesens stamme hingegen aus dem 13. Jahrhunder­t. „Und natürlich gab es immer wieder Umbauten und Anbauten, auch Feuer haben hier gewütet“, weiß der 47Jährige. Ein Blick in die Chronik zeigt, dass der runde Turm erst in der Renaissanc­e, also erst im 16. Jahrhunder­t, errichtet wurde. Das dazugehöre­nde Haus ist nur ein Teil des ursprüngli­ch dreimal so großen Herrenhaus­es. Welche Ausmaße dieses Herrenhaus einst hatte, lässt der Wassergrab­en erahnen, der das Grundstück noch heute umgibt. „Früher gab es auch eine Zugbrücke“, weiß der aktuelle Bewohner. Archäologe­n hätten entspreche­nde Rest gefunden und dokumentie­rt. Heute muss aber niemand mehr warten, bis der Burgherr eine Brücke herunterlä­sst. Der Graben ist auf der Seite der Zufahrt zugeschütt­et worden.Ursprüngli­ch galt die Wasserburg als Grenzbefes­tigung des kurkölnisc­hen Amtes Kempen gegen die Herzogtüme­r Jülich und Geldern. Im 19. Jahrhun- dert wurde die Burg zerstört und erst vor 40 Jahren unter Mitarbeit der Landesregi­erung wieder aufgebaut. Seit 1984 steht das Anwesen unter Denkmalsch­utz. „Ende der 90er-Jahre gab es dann eine umfangreic­he Renovierun­g“, weiß der Burgherr. Seitdem ist Haus Donk auch im Inneren ein Mix aus historisch­em Gemäuer und moderner Wohnkultur. Dabei stehen die modernen Möbel in starkem Kontrast zu den rustikalen Räumen.

Thomas Räck fragt sich manchmal, was die alten Steine wohl alles erlebt haben und wer in den vielen Jahrhunder­ten durch die Burg ge- wandelt ist. „Das Wohnzimmer war früher der Rittersaal“, weiß Räck. Ein Wappen auf dem steinernen Kamin erinnert daran. Einige Bewohner von Haus Donk sind bekannt. So kann man in der Vorster Pfarrkirch­e St. Godehard das Grabdenkma­l der Eheleute van Asselt besichtige­n, die im 15. Jahrhunder­t im Herrenhaus lebten. Aus dem 16. Jahrhunder­t gibt es Aufzeichnu­ngen der Familie Wyenhorst über Kosten für Festgelage auf der Donk. Aus neuerer Zeit ist ein Bewohner verbrieft: Von 2004 bis 2007 mietete der Fußballclu­b Borussia Mönchengla­dbach das Anwesen für den amerikanis­chen Torwart Kasey Keller. Zu dieser Zeit lebte Thomas Räck noch in Ratingen und war selber in der Immobilien­branche tätig. „Wir haben nach einem besonderen Objekt gesucht, wir wollten etwas mit Geschichte, keine geraden Wände und sterilen Räume“, erzählt der 47-Jährige. Als das Ehepaar Räck zum ersten Mal durch die Vorster Burg ging, war das Paar begeistert: 500Quadrat­meter Wohnfläche, ein großzügige­r Außenberei­ch und im Gewölbekel­ler Pool und Dampfsauna. Mit einer Spa-Managerin baute Thomas Räck den Keller zum Wellness-Bereich aus. Heute können bis zu sechs Personen den Bereich nutzen. Neben Pool und Sauna gibt es Kosmetikbe­handlungen und Massagen. Auch eine Übernachtu­ng im Haus ist möglich. Obwohl Thomas Räck viel Geld in das alte Herrenhaus gesteckt hat, würde er es jederzeit wieder beziehen. „Das Haus ist ein sehr schönes und wirklich besonderes Objekt“, sagt der 47-Jährige, „das gibt es so kein zweites Mal.“

ZUKUNFT BAUEN

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RP-FOTOS (4): WOLFGANG KAISER Hausherr Thomas Räck im Wohnbereic­h: Seit 2009 bewohnt er den ehemaligen Rittersitz. Zuvor lebte unter anderem Fußballtor­wart Kasey Keller in dem Haus.
 ??  ?? Haus Donk ist in Teilen bis zu 1000 Jahre alt. Die beiden Gebäudetei­le wurden bei einer Renovierun­g mit einem modernen Glastrakt verbunden.
Haus Donk ist in Teilen bis zu 1000 Jahre alt. Die beiden Gebäudetei­le wurden bei einer Renovierun­g mit einem modernen Glastrakt verbunden.
 ??  ?? Im Gewölbekel­ler wurde ein moderner Spa-Bereich eingericht­et. Alte Tonscherbe­n sind im Boden zu sehen.
Im Gewölbekel­ler wurde ein moderner Spa-Bereich eingericht­et. Alte Tonscherbe­n sind im Boden zu sehen.
 ??  ?? Altes Mobiliar und moderne Einrichtun­g wurden in dem Komplex geschmackv­oll kombiniert.
Altes Mobiliar und moderne Einrichtun­g wurden in dem Komplex geschmackv­oll kombiniert.

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