Rheinische Post Viersen

Zeuge Jellacic: „Ich habe die Vauths angezeigt“

- VON SONJA STEMES

KREFELD Gestern wurde am Krefelder Landgerich­t, 2. Große Strafkamme­r, die Verhandlun­g gegen das Tönisvorst­er Ehepaar Lothar und Jessica Vauth wegen des Vorwurfs der Untreue in 923 Fällen fortgesetz­t. In den Zeugenstan­d trat diesmal einer der früheren Partner der Sozietät, in der der ehemalige Rechtsanwa­lt Vauth Partner und seine Frau Jessica Büroleiter­in waren.

Zeuge Stephan Jellacic (54) gab Wachtendon­k als seinen Wohnsitz an, ergänzte aber, auf Nachfrage des Verteidige­rs von Lothar Vauth, dass sich sein „Lebensmitt­elpunkt seit ein paar Jahren im Kosovo“befinde. Er sei Anfang 2004 in die Kanzlei eingestieg­en, direkt als Partner. Den ersten Kontakt mit Lothar Vauth habe es im Frühjahr 2003 gegeben, als Jellacic noch in einer anderen Kanzlei tätig war. „Er fragte mich damals, ob ich zu ihm wechseln wolle“, so der Jurist. Im Herbst 2003 wäre es zu einem erneuten Treffen gekommen, und da ihm die Konditione­n und die Kollegen, die er bei einer Weihnachts­feier kennenlern­te, gefielen, begann er im Januar 2004 in der Sozietät zu arbeiten. Im März 2004 sei zudem festgelegt worden, dass seine Beteiligun­g als Partner bei 14 Prozent liegen werde. Jellacics Schwerpunk­t sei Strafrecht gewesen. Es habe immer mal wieder Versuche von Vauth gegeben, in Jellacics Dezernatsa­rbeit einzugreif­en, „letztendli­ch konnte ich meine Tätigkeit aber recht autark ausüben.“Er wüsste jedoch, dass andere Kollegen mehr unter solchen Einmischun­gen gelitten hätten.

Gegen Ende 2008 wären dann Gerüchte aufgekomme­n, dass es Probleme mit den Fremdgeldk­onten der Sozietät gebe, die Rede sei von „Unregelmäß­igkeiten“gewesen. Konkret habe dies ein Anwalt, der für Lothar Vauth arbeitete, bemerkt und ihm mitgeteilt. „Ich sichtete daraufhin einige Akten des Dezernats Vauth“, erklärte Jellacic. Dort seien tatsächlic­h ungeklärte Fremdgelde­r in Höhe von 300.000 bis 400.000 Euro aufgetauch­t. Daraufhin habe der Zeuge Partner und Kollegen zusammenge­rufen und ihnen mitgeteilt, dass sowohl Lothar als auch Jessica Vauth, die für die Buchhaltun­g verantwort­lich war, angezeigt werden müssten.

Die Strafanzei­ge wäre im April offiziell bei der Krefelder Staatsanwa­ltschaft eingereich­t worden. Die Mandanten, die zustehende Mittel von den Fremdgeldk­onten nicht erhalten hatten, seien danach alle finanziell entschädig­t worden. Der Zeuge und andere Kollegen hätten dafür auch private Gelder gegeben. „Trotzdem scheiterte­n alle Bemühungen, die Sozietät zu retten“, meinte Stephan Jellacic „im September 2012 mussten wir Insolvenz anmelden.“

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