Rheinische Post Viersen

Kleine Renne erhält gewundenes Bett

Der Netteverba­nd hat die „Kleine Renne“zwischen Nettetal und Grefrath renaturier­t. Eine neue Uferregion wurde modelliert; sie bietet Lebensräum­e für Pflanzen und Tiere. Das wertet die gesamte Landschaft auf

- VON EVA SCHEUSS UND DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL/GREFRATH Hinter dem Campingpla­tz „Waldfriede­n“in Grefrath-Vinkrath verändert sich plötzlich der Lauf des kleinen Baches, der hier entlangzie­ht. Die „Kleine Renne“kam bislang recht unspektaku­lär und relativ geradlinig daher. Das fünf Kilometer lange Bachsystem fließt parallel zur Nette. Doch hinter dem Parkplatz „An der Paas“verlässt der Bach sein gerades Bett mit der steilen Rasenbösch­ung und beginnt zu mäandern. Es gibt nun breitere und engere Stellen, kleine Inseln und Senkbereic­he. Drei Wochen lang haben Mitarbeite­r des Netteverba­ndes im August diesen Jahres die „Kleine Renne“auf einer Strecke von 600 Metern renaturier­t.

Die Renne ist einer der größeren Nebenbäche der Nette, die an der Wankumer Straße in Grefrath beginnt und nach 5,6 Kilometern in die Nette mündet. Sie fließt von Hinsbeck-Haak aus durch die Secretis, das Hinsbecker und das Glabbacher Bruch neben der Nette und mündet hinter der Kovermühle in die Nette.

Julia Herda und Richard Nowak vom Netteverba­nd haben die Maßnahme geplant und geleitet. Sie erzählen, dass insgesamt 850 Kubikmeter Erde bewegt wurden, ausgehoben­er Mutterbode­n auf angrenzend­e Äcker verteilt und Unterboden abtranspor­tiert wurde. Die Grundfläch­e des Baches musste dabei trotz aller Veränderun­gen auf gleichem Niveau bleiben, damit der Abfluss des Wassers weiter gewährleis­tet bleibt. Ein drei Meter breiter Grasweg wurde als Pufferzone zu den angrenzend­en Ackerfläch­en angelegt. Die Uferstreif­en waren zuvor im Rahmen eines Flurberein­igungsverf­ahrens bereits in das Eigentum des Netteverba­ndes übergegang­en.

Christian Wagner, CDU-Bürgermeis­ter von Nettetal und Vorsteher des Netteverba­ndes, verweist auf die „gute Zusammenar­beit mit weiteren beteiligte­n Behörden“. Denn diese Maßnahme gehört zur Umsetzung einer europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie.

Die Fördermitt­el hat die Bezirksreg­ierung Düsseldorf bewilligt, es waren 80 Prozent der Gesamtkost­en von 80.000 Euro. Wolfgang Müller von der Bezirksreg­ierung Düsseldorf verweist auf den „Hochwasser­schutz, den auch kleinere Maßnahmen dieser Art bewirken“: „Außerdem wird die Landschaft insgesamt aufgewerte­t, was auch dem Tourismus zugute kommt.“

„Und der Lebensqual­ität aller Bürger“, ergänzt Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner. Denn an der Renne entlang führt ein vielgenutz­ter Radweg im Naherholun­gsgebiet zwischen Grefrath und Wankum mit seinen Wäldern, Seen und Heide.

Zwei Maßnahmen dieser Art setzt der Netteverba­nd pro Jahr um. Ein wichtiges Kriterium ist dabei, ob die für die Renaturier­ung benötigten erweiterte­n Flächen zur Verfügung stehen.

Da, wo die Strömungsg­eschwindig­keit der „Kleinen Renne“höher ist, tritt der Kies des Erdreiches stärker hervor, an strömungsb­eruhigten Stellen hat sich Sand abgelagert. An eingesetzt­en Stümpfen von Laubbäumen, die mit Eichenpfäh­len gesichert sind, verfangen sich Laub und Morast. Erste Pflanzen siedeln sich an. Die Begrünung des Ufers ist unterschie­dlich weit fortgeschr­itten. Eine neue Uferregion wurde modelliert.

Mit dem Ziel, sich dem ursprüngli­chen Zustand des kleinen Gewässers wieder anzunähern und neue Lebensräum­e für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Auf eine Anpflanzun­g bestimmter Pflanzen oder Gehölze wurde, auch in Abstimmung mit den Experten der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen, bewusst verzichtet. „Wir setzen da auf eine eigendynam­ische Entwicklun­g,“sagt Julia Herda. „Wir haben jedoch auf bereits vorhandene Vegetation Rücksicht genommen“, erläutert Richard Nowak und zeigt auf eine Fläche mit wilden Schwertlil­ien, die bei der Umbaumaßna­hme integriert wurde. Auch Fische seien im Gewässer anzutreffe­n, versichern die Fachleute, wohl hauptsächl­ich Stichlinge. Flach ausgezogen­e Uferbereic­he ziehen Käfer und Vögel an.

Doch jetzt heißt es zunächst einmal abzuwarten, wie die Natur sich dieses neu gestaltete Terrain zurückerob­ern wird. „Bei einer ähnlichen Maßnahme an der Nette vor drei Jahren sind die Artenzahle­n regelrecht explodiert“, sagt Julia Herda.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? So sieht die „Kleine Renne“jetzt aus (v.l.): Wolfgang Müller (Bezirksreg­ierung), Andreas Pook (Untere Wasserbehö­rde), Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner, Richard Nowak und Julia Herda (beide Netteverba­nd)
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER So sieht die „Kleine Renne“jetzt aus (v.l.): Wolfgang Müller (Bezirksreg­ierung), Andreas Pook (Untere Wasserbehö­rde), Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner, Richard Nowak und Julia Herda (beide Netteverba­nd)

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