Rheinische Post Viersen

Wie Musik als Balsam für die Seele wirkt

Wolfram Goertz, Musikund Medizinred­akteur der Rheinische­n Post, erreichte mit seinem aktuellen Vortrag so viele Zuschauer in der Festhalle wie noch nie. Er zeigte, wie heilsam Tonkunst sein kann

- VON GERT HOLTMEYER

VIERSEN Als Wolfram Goertz vor vier Jahren einen Vortrag über Richard Wagner ankündigte, glaubte der Veranstalt­er noch, mit dem ErnstKluse­n-Saal auszukomme­n. Ein Irrtum: Es kamen so viele Zuhörer, dass man den Saal öffnen musste. Seitdem gibt es beachtlich­e Steigerung­sraten. 350 Zuhörer kamen vor zwei Jahren, 500 im vergangene­n Jahr und 650 in diesem. Die Balkontüre­n mussten geöffnet werden, um allen einen Platz zu geben.

„Musik als Balsam für die Seele“war als Thema angekündig­t. Wolfram Goertz, der Musik, Musikwisse­nschaft und Medizin mit dem Abschluss Dr. rer. medic. studiert hat, kennt sich mit den Zusammenhä­ngen zwischen Gesundheit, Wohlbefind­en und Musik aus. Natürlich wirkt nicht jede Musik auf jeden gleich. Die Geschmäcke­r sind verschiede­n. Darauf nehmen die Musikbeisp­iele Rücksicht: Sie berücksich­tigen verschiede­ne Genres, auf einen Unterschie­d zwischen E- und U-Musik kommt es nicht an. Und erneut verband Goertz herrlich Sachversta­nd und Humor miteinande­r.

Balsam für die Seele ist zunächst einmal langsame, ruhig-ausgeglich­ene Musik. Den beliebten Pachelbel-Kanon kennen nicht wenige ältere Zuhörer noch aus längst vergangene­n Schulorche­ster-Zeiten.

Ein tief-emotionale­s „Oooh“entfuhr einer Zuhörerin, als der Name Robert Redford fiel. Er, Meryl Streep und der langsame Satz aus Mozarts Klarinette­n-Konzert bildeten 1985 eine stimmungsv­olle Symbiose im Film „Jenseits von Afrika“. Gleichzeit­ig war festzustel­len, dass auch Wolfgang Meyer, der Bruder der berühmten Sabine Meyer, ein ganz ausgezeich­neter Klarinetti­st ist. Dass während seiner einfühlsam gespielten Kadenz keiner im Publikum hustete, würdigte Goertz nachdrückl­ich als Viersener Besonderhe­it: in Düsseldorf sei ihm an dieser Stelle so viel aufmerksam­e Stille nicht begegnet.

Musikalisc­her Balsam für die Seele muss nicht unbedingt von langsamen Zuschnitt sein. Das lässt sich zum Beispiel am ersten Satz der sechsten Sinfonie Beethovens festmachen. Schließlic­h geht es dabei, so die Satzbezeic­hnung des Komponiste­n, um das „Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande“. Natürlich brachte auch hier Wolfram Goertz mit einem witzigen Kommentar die Lacher auf seine Seite: „Gehört zum Ausflug aufs Land eine Grillparty?“Hier, so der Musik- und Medizinred­akteur der Rheinische­n Post, biete sich ein neues Dissertati­onsthema an: „Das Grillen an öffentlich­en Plätzen zur Zeit Beethovens“.

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RP-FOTO: F.H.BUSCH Mit Humor und Sachversta­nd zeigt Wolfram Goertz in der Viersener Festhalle, wie Musik und seelisches Wohlbefind­en zusammenhä­ngen.

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