Rheinische Post Viersen

Ministerin gegen Schulranki­ngs

Nach ihrem Amtsantrit­t hatte sich Yvonne Gebauer noch offen dafür gezeigt.

- VON FRANK VOLLMER

WITTEN In Nordrhein-Westfalen wird es vorerst doch keine öffentlich­en Ranglisten von Schulen geben. Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sagte bei einer Veranstalt­ung der Landeselte­rnschaft der Gymnasien, die Landesregi­erung werde zwar in Bezug auf die gymnasiale Bildung „klare Standards setzen und mit Ergebnisse­n transparen­t umgehen“. Sie fügte jedoch hinzu: „Es wird in diesem Zusammenha­ng keine Rankings geben.“

Kurz nach ihrem Amtsantrit­t im Sommer hatte Gebauer sich noch offen für solche Ranglisten gezeigt, etwa beim Unterricht­sausfall oder bei den Abiturnote­n. „Wir waren immer für Transparen­z, zum Beispiel was die Ausfallquo­ten angeht, und dazu stehe ich“, hatte sie im Juli im Interview gesagt. Unserer Redaktion sagte Gebauer nun zur Begründung: „Generelle Rankings von Schulen ergeben nur dann Sinn, wenn personelle und sächliche Aus- stattung vergleichb­ar sind.“Davon „und somit auch von Chancen- und Bildungsge­rechtigkei­t“sei NRW immer noch ein gutes Stück entfernt.

Gebauer formuliert­e vor der Landeselte­rnschaft zugleich hohe Erwartunge­n an die Schulen. Sie sagte, die zusätzlich­e Freiheit, die die schwarz-gelbe Landesregi­erung den Gymnasien gewähren wolle, etwa durch weniger Bürokratie, müsse „zum Teil mit der Steigerung der Qualität schulische­r Arbeit einhergehe­n“. Die Gymnasien hätten eine Verantwort­ung „bei der Vergrößeru­ng der Leistungss­pitze“.

Die Forderung der Landeselte­rnschaft, eine „Überholspu­r“an allen neunjährig­en Gymnasien im Land einzuricht­en, lehnte Gebauer nicht von vornherein ab: „In den Ausbildung­s- und Prüfungsor­dnungen werden wir auch die Frage des gruppenbez­ogenen Überspring­ens beantworte­n.“Zum Schuljahr 2019/20 sollen die nordrhein-westfälisc­hen Gymnasien grundsätzl­ich zum neunjährig­en Bildungsga­ng (G9) zurückkehr­en; die Schulkonfe­renz kann mit einer Zweidritte­lmehrheit einen Verbleib bei G8 beschließe­n. Der Gesetzentw­urf für die Rückkehr liegt vor. Wenn das Gesetz beschlosse­n ist, können die Prüfungsor­dnungen geändert werden.

Die Landeselte­rnschaft und ihr Vorsitzend­er Ulrich Czygan wollen nach der Umstellung an allen G9Standort­en Springerkl­assen oder andere organisier­te Angebote, damit begabte Schüler ein Jahr auslassen können. Bisher ist das nur individuel­l möglich; die Versetzung­skonferenz muss dem jeweils zustimmen. Scharfe Kritik übte Czygan an den Elterninit­iativen, die sich mit einem Volksbegeh­ren für eine komplette Rückkehr zu G9 einsetzen. „Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem wir sprachlich abrüsten müssen“, sagte er. Die Initiative „G9 jetzt“hatte unter anderem Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) vorgeworfe­n, er halte „mehrere Hunderttau­send Schüler unnötig in einer ,G8-Geiselhaft‘“

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