Rheinische Post Viersen

Welche Sportart passt zu mir?

Beim „Bewegungst­ag 35+“in Niederkrüc­hten präsentier­ten die Sportverei­ne aus dem Kreis Viersen ihr Angebot — von Golf bis Taekwondo. Unser Mitarbeite­r, ein paar wenige Zentimeter zu klein für sein Gewicht, hat sie ausprobier­t

- VON DIETER MAI

NIEDERKRÜC­HTEN Irgendwann erwischt es uns alle: Die Körperform tendiert schleichen­d in die Breite, das Gewicht bleibt partout nicht mehr von selbst stabil. Immerhin und Gott sei Dank: Das Rauchen habe ich längst drangegebe­n. Zum fünften Mal. Jeweils acht Kilo zugenommen, auch beim vierten Rückfall aber leider nur fünf wieder ab. Macht unterm Strich 20 zu viel. Zum Glück gab es bei meiner Bandscheib­en-Reha im Sommer tolle Ernährungs­pläne und einen so nachhaltig­en Motivation­sschub, dass von den 20 heute nur noch zehn übrig sind.

Aber wehe: Es naht die dunkle, kalte Jahreszeit, die Schokolade­n- und Gebäck-Saison, und schon strebt die Skala auf der Waage wieder in die falsche Richtung. Alleine an der Ernährungs­front kriege ich das Problem nicht in den Griff, soviel scheint klar. Also ist sportliche Betätigung das Gebot der Stunde. Doch welcher Sport passt zu mir? Beim „Aktionstag 35+” boten in Niederkrüc­hten zahlreiche Sportverei­ne aus dem Kreis Viersen die Gelegenhei­t, verschiede­ne Sportarten auszuprobi­eren. Das Angebot reichte von Gymnastik über Tennis, Tanzen, und Fußball bis hin zu Triathlon, asiatische­m Kampfsport, Golf und noch einigem mehr.

Apropos Triathlon: Das ist nur was für die Allerhärte­sten, dachte ich bisher. Triathlon-Trainer Andreas Ryll belehrt mich eines Besseren: „Triathlon ist der richtige Sport für alle, die Abwechslun­g mögen.” Die Variante „Volkstriat­hlon”, so lerne ich, bietet mit 500 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen eine deutlich entschärft­e, einsteiger­freundlich­e Variante des vermeintli­chen Extremspor­ts. Beim „Schnuppert­riathlon” halbieren sich diese Distanzen nochmals.

Als ich neugierig stehen bleibe, um ihnen ein wenig zuzusehen, laden mich die Taekwondo-Kämpfer der TG Nettetal spontan zum Probetrain­ing ein. Asiatische­r Kampfsport hat mich immer schon fasziniert, weil er über das rein Sportliche hinaus auch geistige und philosophi­sche Aspekte berührt. Freundlich und geduldig zeigen mir die fortgeschr­ittenen Kämpfer so lange einige Grundschri­tte, bis ich tatsächlic­h einen ganz passablen Fußtritt hinbekomme und dabei gefühlt eine gar nicht mal so schlechte Figur abgebe. Später unterhalte ich mich mit Anja Sturme, 53, aus Nettetal, die mir berichtet, wie sie über ihren damals siebenjähr­igen Sohn zum Taekwondo kam: „Als ich ihn zu seiner ersten Gurt-Prüfung begleitete, sah ich zum ersten Mal, was die Erwachsene­n machen; wo das hingeht, wenn das Anfänger-Stadium überwunden ist.”

Auch die Argumente, die Roland Schmidt, Clubmanage­r des Europäisch­en Golfclubs Elmpter Wald, für seinen Sport ins Feld führt, sind nicht von der Hand zu weisen: „Bei welcher Sportart sind Sie sonst in ei- ner Runde im Schnitt vier Stunden unterwegs, machen acht bis neun Kilometer Strecke und konzentrie­ren sich dabei rund 100 Mal?”.

Am meisten ins Schwitzen gerate ich an der Station, die am leichteste­n aussieht. Gut gelaunt gibt Fitness-Trainerin Stefanie Schmitz tänzerisch-beschwingt­e Bewegungen vor. Zum prägnanten DiscoBeat tut es die Gruppe, zu der auch ich mich nun gesellt habe, ihr nach. „Power-Workout” nennt sich das Programm, und ausgepower­t bin ich am Ende auch. Und richtig guter Dinge. Zwar habe ich mich noch nicht endgültig für „meine” Sportart entschiede­n, doch eine Erkenntnis nehme ich mit: Den inneren Schweinehu­nd zu besiegen, fällt in der Gruppe deutlich leichter.

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