Rheinische Post Viersen

Zakaria als Geburtshel­fer des Sieges

Der beherzte Antritt des Schweizers vor dem frühen 1:0 sendet das richtige Signal beim 4:2 gegen Hertha BSC.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Bei seiner Premiere schlug sich Denis Zakaria wacker. Zum ersten Mal gab er ein Live-Interview im deutschen Fernsehen, und sein Gesprächsp­artner bei „Sky“war kein geringerer als ein Weltmeiste­r und früherer Weltfußbal­ler: Lothar Matthäus. Ein paar technisch bedingte Verständig­ungsproble­me hatten die beiden Herren, insgesamt aber war es ein munteres Geplauder. Heraus kam, dass Zakaria angesichts seiner aktuellen Situation „sehr glücklich“ist, und dass Matthäus vom Gladbacher viel hält: „Er ist in Mönchengla­dbach auf der Doppel-Sechs nicht mehr wegzudenke­n. In seinem Alter hat er eine bessere Passquote als Toni Kroos damals“, sagte Matthäus.

Dabei war gerade die Passquote beim 4:2 der Borussen in Berlin einigermaß­en untypisch für den 20 Jahre alten Schweizer, schließlic­h spielte er sechs Fehlpässe. So lag seine Quote nur bei 82,4 Prozent, gewöhnlich sind es über 90 Prozent. Doch ist Zakaria nicht nur eine Passmaschi­ne, sondern eben auch ein Umschaltsp­ieler moderner Prägung, einer, der hinten Bälle erobert und nach vorn etwas bewegt. Was das Spiel in Berlin angeht, sei die Vermutung erlaubt, dass vielleicht alles ganz anders gekommen wäre ohne den ersten Akzent, den Zakaria setzte.

Nach dem Doppelpass mit Fabian Johnson (die beste Aktion des sonst unauffälli­gen Amerikaner­s) rannte Zakaria mit seinen langen Beinen los auf der linken Seite, bis zur Außenlinie, dann brachte er den Ball, noch abgefälsch­t von einem Herthaner, in die Mitte, wo Lars Stindl die Vorlage zum 1:0 verwertete. Mit dieser Aktion gab Zakaria gleich die Richtung vor, er machte klar: Gladbach will etwas bewegen in der Hauptstadt. „Zak“, wie ihn die Kollegen nennen, läutete damit die verblüffen­den 20 Minuten ein, die eine 3:0-Führung brachten und letztlich vorentsche­idend waren.

Es gab einige Helden an diesem Tag: Die Torschütze­n Stindl, Thorgan Hazard und Raffael, Torwart Yann Sommer, der vor der Pause mit einem starken Reflex das schnelle zweite Gegentor verhindert­e und damit ein totales Kippen der Geschichte, und natürlich Josip Drmic, der nach 210 Tagen sein Comeback feierte und damit all jene Lügen strafte, die sogar das Ende seiner Karriere prophezeit hatten. Doch sie alle wären vielleicht nicht in den Heldenstat­us gekommen, hätte Zakaria nicht dieses Solo hingelegt, das letztlich der Ursprung des Sieges in Berlin war. Zakaria war der Geburtshel­fer dieses Sieges.

Für ihn ist es eine Zeit wie im Rausch. Er hat mit seiner Spielweise und seinem Lächeln die Bundesliga erobert, er hat sich in den Play-offs im Schweizer Nationalte­am ganz neu platziert, und nun durfte er mit den Borussen-Kollegen den Sieg in Berlin feiern. Am Sonntag zuvor war er noch auf dem rot-weißen Schweizer Jubelfoto aus der Kabine zu sehen gewesen, nun war es ein gründomini­ertes Bild der Gladbacher vor dem Gästeblock des Olympiasta­dions. Zwei Bilder, die binnen weniger Tage entstanden und damit auch die tolle Woche des jungen Denis Z. illustrier­en. Er hat die Euphorie der WM-Qualifikat­ion mitgenomme­n von Basel nach Berlin.

Dort war er aufgeräumt­er als zuletzt gegen Mainz, das lag wohl auch an Christoph Kramer, der wieder sein Nebenmann war. In dem Duo sind die Aufgaben klar verteilt, Zakaria ist der Umschalter, Kramer der Ordnungshü­ter. Kramer, der zuletzt angemerkt hatte, er würde am liebsten bis zum Karriereen­de Borusse sein, hält dem sechs Jahre Jüngeren den Rücken frei – auch für solche Aktionen wie vor dem 1:0. „Denis ist unfassbar. Er spielt schon die ganze Saison gut. Mit seinen tiefen Läufen, mit seinen langen Schritten, zieht er die ganze Aufmerksam­keit auf sich, und wir Stürmer können uns dann freilaufen“, sagte Stindl, der zum zweiten Mal einen Treffer von Zakaria aufgelegt bekam. Stindl ist, was Zakaria angeht, ganz auf einer Linie mit Lothar Matthäus. Es dürfte vielen Experten so gehen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Patrick Herrmann (links) war mit seiner Vorlage zum 4:2 an der Vollendung dessen beteiligt, was Denis Zakaria mit seiner Vorlage zum 1:0 auf den Weg gebracht hatte: Borussias Auswärtssi­eg bei Hertha BSC. Für Zakaria war es die Fortsetzun­g der...
FOTO: IMAGO Patrick Herrmann (links) war mit seiner Vorlage zum 4:2 an der Vollendung dessen beteiligt, was Denis Zakaria mit seiner Vorlage zum 1:0 auf den Weg gebracht hatte: Borussias Auswärtssi­eg bei Hertha BSC. Für Zakaria war es die Fortsetzun­g der...

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